Tagebuch

09.09.2010 - 89 km

Saint-Malo

Das Prasseln der Regentropfen begleitete uns die ganze Nacht. Der letzte kräftige Schauer zog kurz nach 06:00 Uhr über das WoMo hinweg. Entsprechend gerädert krochen wir aus den Federn. Als wir die Rollos öffneten waren wir überrascht: von Westen her klarte der Himmel auf, nur im Osten sahen wir die dunklen Überreste des letzten Schauers. So ein Anblick beflügelte doch gleich viel mehr.

Nach dem Frühstück fuhren wir zur nahe gelegenen Entsorgungsstation und leerten die Toilette aus. Anschließend programmierten wir das Navi auf Saint-Malo ein. Wir waren etwas schneller als der Schauer und hätten ihn beinahe eingeholt, als wir das Gezeitenkraftwerk an der Rancemündung erreichten. Einige WoMos hatten hier übernachtet, was uns angesichts der stark befahrenen Straße völlig schleierhaft war. Außer in der Ferne die Altstadt von Saint-Malo gab nicht allzu viel zu sehen, so dass wir relativ bald wieder von diesem lauten Ort abzogen.

Die Parkplatzsituation in Saint-Malo gilt als allgemein schwierig. Da der Shuttle-Service für den großen, etwas außerhalb gelegenen Stellplatz (011) seinen Dienst Ende August eingestellt hatte, fuhren wir auf gut Glück auf die Altstadt zu, mussten jedoch bald erkennen, dass wir so zu keinem Ziel kommen würden. Als nächstes versuchten wir den Stellplatz 2 (128). Und siehe da, es war genau noch ein Plätzchen für uns frei. Der Platz ist relativ eng, doch das Rückwärtsfahren klappte dank Carolas Einweisungskünsten inzwischen ganz gut. Zum Übernachten wäre es uns hier zu laut gewesen.

In gut 5 Minuten waren wir zu Fuß beim Château am Eingang der Altstadt. Vor der mächtigen Stadtmauer sonnten sich etliche große Palmen und anderes exotisches Gewächs. Die Reste des Schauers waren inzwischen endgültig abgezogen und es versprach ein klasse Tag zu werden.

mächtige Stadtmauer von ... ... Saint-Malo
mächtige Stadtmauer von ... ... Saint-Malo

Als erstes umrundeten wir die Altstadt auf der Stadtmauer. Von oben hatte man eine tolle Aussicht. Zunächst präsentierte sich der Yachthafen in der Morgensonne. Danach folgte Dinard auf der anderen Seite der Bucht. Die Fernsicht war heute deutlich besser als gestern. Es war kein Problem in der Ferne Fort La Latte und den Leuchtturm von Cap Frehél zu erkennen. Auch die beiden kleinen Festungen Le Petit Bé und Le Grand Bé und das Naturschwimmbad, das langsam von der Flut freigegeben wurde, wollten fotographisch festgehalten werden. Wie schon 2001 machten wir ein Foto mit den Kindern auf einer Kanone (hier das Vergleichsbild).

Le Grand Bé auf der Kanone
Le Grand Bé auf der Kanone

Nach gut einer Stunde waren wir einmal rum und schauten etwas in das Innere. Sofort lachten uns die zahlreichen Restaurants an. Nach der kulinarischen Pleite von gestern beschlossen wir, heute unser Muschelessen nachzuholen. Zuvor schlenderten wir noch etwas durch die Fußgängerzone und schauten einen Sprung in die ehrwürdige Kathedrale. Danach kehrten wir bei TODO ein, wo wir lecker Muscheln bzw. Galettes verspeist haben. Die Preise waren erstaunlich zivil. Zur Nachspeise leisteten wir uns einen Kouign amann (bretonischer Butterkuchen, garantiert nicht kalorienarm, dafür sehr lecker).

Château Naturfreibad
Château Naturfreibad

Frisch gestärkt brachen wir zu einer zweiten Runde auf der Stadtmauer auf. Inzwischen hatte die Ebbe eingesetzt und die Küste schaute ganz anders aus. Es war richtig warm geworden, so dass uns noch einmal nach Baden war. Leider war der Strand unmittelbar bei der Stadt nicht wirklich prickelnd. Verwöhnt wie wir waren, fuhren wir zurück zum Cap Frehél, in dessen Nähe wir gestern bei Pléhérel-Plage eine traumhafte Bucht gesehen hatten.

Während der ca. halbstündigen Fahrt kamen immer mehr Quellwolken auf und kurz vor dem Ziel begann es erneut zu Schauern. So hatten wir uns das nicht vorgestellt! Etwas frustriert stellten wir das WoMo auf dem großen Parkplatz (Übernachten verboten) ab und schossen ein Foto aus dem Fahrerhaus. In der Hoffnung, dass uns der Schauer nur streifen würde, überbrückten wir die Zeit und spielten etwas zusammen. Nach 30 Minuten wurde unsere Geduld mit einem schönen Regenbogen belohnt und wir konnten doch noch an den Strand.

Das Licht war nach dem Regen fantastisch und die Sicht auf das nahe Cap Frehél sehr gut. Wir wanderten am breiten Strand entlang und spielten etwas Boule. Ein Auge mussten wir immer auf die nächste dunkle Schauerwolke haben, die von Westen her nachrückte. Zum Glück ließ sie sich Zeit und gab Werner Gelegenheit einige stimmungsvolle Fotos zu schießen.

Pléhérel-Plage Brandung
Pléhérel-Plage Brandung

Gegen 18:00 Uhr machten wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Heute fiel unsere Wahl auf Saint-Cast-le-Guildo. Eigentlich wollten wir den Platz beim Semaphore ansteuern doch im Ort zwang uns eine Höhenbalken zum Umkehr. Kurz zuvor hatten wir einige WoMos bei einem Parkplatz stehen sehen. Da wir noch etwas am Meer spazieren wollten, stellten wir uns dazu. Der Platz war unmittelbar an einer Straße und nicht besonders einladend, aber es gab sogar eine Entsorgung und zum Meer war es nur ein Katzensprung.

Zum Abendessen gab es heute Brotzeit mit frischen Baguette, die wir kurz zuvor bei einem Boulanger erstanden hatten. Anschließend überquerten wir die Straße und spazierten entlang der Strandpromenade in Richtung Semaphore. Die Flut war heute besonders hoch und der Promenadenweg war überschwemmt, weshalb wir einen relativ großen Umweg über den Ort in Kauf nehmen mussten. Am Pointe de Saint Cast hatte es eine tolle Aussicht. Die Abendsonne tauchte die Wolken in ein schönes Licht. Im Westen ragte die Silhouette von Fort La Latte aus dem Sonnenuntergang hervor. Der ursprünglich anvisierte Parkplatz beim Semaphore war mit einem Balken versehen.

Saint-Cast-le-Guildo Abendstimmung
Saint-Cast-le-Guildo Abendstimmung

Wir gingen hinunter zum Strand in der Hoffnung, dass der Promenadenweg inzwischen etwas aufgetaucht war. Das war auch fast der Fall. Allerdings mussten wir unsere Schuhe ausziehen, da hier und da doch noch eine Welle leicht überschwappte. Wir hatten einen Heidenspaß. Der Abend klang geruhsam im WoMo aus.