Tagebuch

09.09.2010 - 134 km

Dinan

Die Nacht war wie zu erwarten recht unruhig. Die Ursache hierfür war jedoch nicht der aufkommende Verkehr in der Früh oder das Gebläse vom Meerwasserschwimmbad nebenan, sondern die andauernden Schauern. Merkregel: Vermeide es unter einem Baum zu parken, denn das von den Blättern abtropfende Wasser ist am lautesten. Aber genug gejammert, ein Blick aus dem Fenster sagte uns, dass das Wetter gar nicht so schlecht herschaute. Nach dem Frühstück füllten wir das Frischwasser auf (kostenlos, da der Einwurf defekt war).

Das Wetter war auch heute ideal für eine Stadtbesichtigung. Unsere Wahl fiel auf das mittelalterliche Örtchen Dinan, das Werner von einem französischen Arbeitskollegen speziell empfohlen wurde. Eigentlich war die Fahrstrecke nicht weit, aber einige wilde Umleitungen sorgten dafür, dass wir nicht allzu schnell vorankamen. Außerdem mussten wir noch einen Supermarkt anfahren, was man immer mit einer guten halben Stunde veranschlagen musste.

Unserer übliche Taktik nach hatten wir das Navi auf den Stellplatz aus dem WoMo-Führer programmiert. Als wir die Stadt erreichten, wurde uns klar, dass es schwierig werden würde. Dichter Verkehr verstopfte die engen Straßen. Der Stellplatz (130) lag hoffnungslos im Zentrum auf dem Marktplatz. Wir fuhren etwas frustriert aus der Stadt in Richtung Hafen und entdeckten mehr durch Zufall den offiziellen WoMo-Parkplatz unmittelbar unterhalb des Viadukts (Kostenpunkt 0,30 € für 30 Minuten, aber nur 9-12 und 14-19 Uhr). Obwohl der Platz etwas schief war, hätte man hier auch übernachten können (N 48° 27,2755', W 2° 2,3289').

v Hafen
Viadukt Hafen

Ein steiler Pfad führte hinauf zur Stadtmauer, von der man einen postkartenreifen Blick auf den den Hafen und das Viadukt hatten. Wir schlenderten etwas an dem gut erhaltenen Gemäuer entlang und genossen die Ausblicke. Es war richtig warm geworden und wir kamen ins Schwitzen.

Place des Merciers Tour de l'Horloge
Place des Merciers Tour de l'Horloge

Innerhalb der Stadtmauer luden unzählige enge Gassen mit hübschen alten Fachwerkhäusern zum Bummel ein. In der Tat vermittelte der Ort einen mittelalterlichen Eindruck. Wir bestiegen den Uhrturm in der Rue de l'Horloge (9,45 € für uns vier). Von oben hatten man einen schönen Rundblick über den Ort und konnte das rege Treiben in den Gassen beobachten.

Panoramablick vom Tour de l'Horloge
Panoramablick vom Tour de l'Horloge

Anschließend bummelten wir etwas über den Markt, wo es frische Artischocken und allerlei Krabben-Getier zu sehen gab. Wir erstanden einen Honiglikör und verkosteten einen Galette Saucisse, der uns aber nicht so mundete. Besser hatte es den Kindern (und auch Carola!) ein Süßigkeitsladen am Place des Merciers angetan, wo es extrem leckere Lollis zu kaufen gab. Wir schauten noch einen Sprung in die nicht besonders attraktive Kathedrale und auch die schöne Rue du Jerzual wollte fotografiert sein, bevor es zurück zum WoMo ging.

Das zweite Ziel des Tages war der Le Mont-Saint-Michel, auf dessen Parkplatz wir auch übernachten wollten. Ein fehlerhafter POI irritierte uns etwas aus und wir erwischten nicht auf Anhieb den direkten Weg. Bereits kurz vor dem Damm herrschte dichter Touri-Rummel, der auf den ersten Blick etwas nervte. Auf dem Parkplatz standen überraschend wenig WoMos. Kurz darauf wussten wir auch warum: der Parkplatz wurde um 19:00 Uhr von der Flut überschwemmt. Wir hatten dies schon insgeheim befürchtet, da das Wasser bereits gestern Abend ungewöhnlich hoch stand.

Auf unsere Bitte hin wenden zu dürfen konnten wir ohne zu bezahlen in den Parkplatz fahren (Kostenpunkt 10 €). In der Hoffnung, der französische Staat würde uns den kleinen Schwindel verzeihen, parkten wir trotzdem.

Le Mont-Saint-Michel Marschland
Le Mont-Saint-Michel Marschland

Wir nutzten die verbleibende Zeit zu einem Spaziergang durch den Ort und entlang der Stadtmauer. Obwohl wir erst letztes Jahr hier gewesen waren, faszinierten uns die Ausblicke auf das riesige Wattgebiet immer wieder. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass in zwei Stunden diese riesige Fläche unter Wasser stehen würde, aber wir wollten keine nassen Füße riskieren. Für eine Besichtigung der Basilika war keine Zeit mehr, was wir aber auch sowieso nicht vorgehabt hätten.

Eine Übernachtung wäre sicher sehr eindrucksvoll gewesen, zumal der Himmel komplett aufgeklart hatte und wir sicher gut draußen hätten sitzen können. Aber gegen Naturgewalten kann man nichts machen. Fazit: ein Ersatzplatz musste her.

Der erste Versuch führte uns zu (010), wo es jedoch nur einen Campingplatz gab. Vielleicht verwirrten uns nur die falschen Koordinaten im Buch (die richtigen lauten: N 48° 36,838', W 1° 30,3456'). Wir folgten der Route de la Baie und versuchten unser Glück bei der Pointe de Roche Torin. Hier standen bereits zwei WoMo eng am Straßenrand, was uns nicht zusagte, zumal der Platz sehr schief war.

Die Weiterfahrt führte durch wunderschön grünes Marschland, das die Abendsonne schön erstrahlen ließ. Leider fehlte uns im Moment etwas der Nerv, die Ausblicke auch entsprechend zu würdigen. Auf einer engen Straße kam uns eine Kuhherde entgegen und wir mussten warten, bis die Tiere an unserem WoMo vorbei getrottet waren.

Der dritte Anlauf führte uns auf die andere Seite der Baie. Hier saßen wir einem falschen POI auf und die Straße endete im Nichts. Der letzte Versuch endete am Stellplatz in Avranches, der bereits voll war. Jedoch war noch ein Parkplatz nebenan frei, wo wir uns zu einem anderen WoMo stellten. Ein wenig später war auch dieser Platz voll.

Wir kochten ein Würstlegulasch und genossen vom Stellplatz aus die tolle Abendstimmung. Anschließend war noch einmal für alle Duschen angesagt.