Reisebericht

06.08.2003 - 13. Tag - 97 km

Flåmsbana / Aurlandsvegen

Unsanft wurden wir durch einen Traktor geweckt. Irgendwie hatten wir den Eindruck, der Hausmeister wollte uns loswerden. Es war etwas bedeckt und wir kamen nicht turboschnell in die Gänge. Nach dem üblichen WoMo Müsli-Frühstück fuhren wir schließlich gegen 09:30 ab.

Die 18% steile Abfahrt durch die Stalheimskelivi schenkten wir uns, da die Schlucht noch im Schatten lag. Stattdessen wählten wir die Abkürzung durch den Tunnel.

  • Nærøyfjordren
Nærøyfjordren
Nærøyfjordren

Vor dem Gudavangatunnelen bogen wir links ab zum Nærøyfjordren. Die Straße ist abenteuerlich, da absolut einspurig (selbst in dem 2 km langen Tunnel). Zum Glück kam uns diesmal niemand entgegen. Der Fjord mit seinen steilen Felswänden schlummerte friedlich vor sich hin. Eine kleine Fähre tuckerte langsam an uns vorbei. Wir warfen noch einen Blick in die sehenswerte Holzkirche. Besonderheit: es gibt sogar eine Malecke für die Kinder.

Vor dem Tunnel entsorgten wir an der Shell-Tankstelle: komfortabel und kostenlos.

  • Undredal

Als nächstes stand noch ein kleiner Abstecher nach Undredal am Aurlandsfjorden auf dem Programm. Die Fahrt war trotz der roten Straße nicht weniger aufregend. Aber unter Ausnutzung der Ausweichstellen sind wir immer an den entgegenkommenden Fahrzeugen vorbeigekommen. Das kleine Örtchen wirkte ziemlich verschlafen. Vom Ufer aus boten sich schöne Ausblicke auf den Fjord. Wiederum tuckerte die kleine Fähre aus dem Nærøyfjordren an uns vorbei. Die ultrakleine Stabkirche ist sehenswert, kostete aber wuchermäßige 30 NOK pro Erwachsenen Eintritt.

Undredal Stabkirche
Undredal Stabkirche

Ein weiterer Tunnel brachte uns nach Flåm. Spätestens, nachdem wir die E 16 verlassen hatten, war uns klar, dass dieser Ort definitiv nicht verschlafen war.

Wir parkten das WoMo, packten schnell das Nötigste zusammen und erstanden ein Familienticket (hin und zurück für 500 NOK). Um 12:30 fuhr der Zug los. Er war relativ voll, aber zum Glück ergatterten wir einen Fensterplatz auf der richtigen Seite (in Fahrtrichtung rechts). Die Sonne strahlte und es herrschte bestes Fotolicht. In knapp einer Stunde Fahrzeit überwand die Bahn auf 20 km Strecke einen Höhenunterschied von 864 Metern und durchfuhr 20 Tunnels. Alle Sehenswürdigkeiten wurden auch in Deutsch angesagt und der Zug fuhr entsprechend langsam. Am Kjoyfoss hielt der Zug an und man durfte zum Fotografieren aussteigen. Die Aufführung eines kleinen musikalischen Tanzes wirkte auf uns eher kitschig (ich weiß, wir sind Banausen). Der Endbahnhof Myrdal ist ein richtiger Verkehrsknotenpunkt. Ein Zug aus Bergen kam an und viele Reisende stiegen um. Entsprechend voll war der Zug auf der Rückfahrt.

Flåm Flåmsdalen
Flåm Flåmsdalen
Kjoyfoss Myrdal
Kjoyfoss Myrdal

Die Fahrt mit der Flåmsbana ist trotz des hohen Preises lohnend. Die einfache Strecke hätte jedoch gereicht. Zurück zu Fuß hätte einen 4-stündigen Fußmarsch auf einem Fahrweg bedeutet. Da hätten wir wohl Ärger mit den Kindern bekommen. Eine andere Alternative wäre das Fahrrad gewesen. Im Zug konnte man die Räder mitnehmen und es waren auch entsprechend viele Radler unterwegs. Die Strecke ist aber für unsere Kinder noch zu anspruchsvoll. Die Anregung im Schulz bis hinauf zur Haltestelle Berekvam zu fahren, bedeutet eine ziemliche Plagerei und ist unserer Meinung nach nur zu Tageszeiten empfehlenswert, an denen keine Fußgänger oder Radler mehr unterwegs sind. Fazit: aus unserer Sicht haben wir genau das richtige gemacht. Andere könnten jedoch zu anderen Schlussfolgerungen kommen. Nächstesmal werden wir wohl die Radvariante probieren.

Unten angekommen schlenderten wir noch etwas durch die Souvenirläden. Doch das Gedränge war uns zu groß, so dass wir relativ schnell wieder abzogen.

  • Aurlandsvegen

Wir fuhren weiter in Richtung Aurlandsvangen und folgten dem Hinweisschild "Aurlandsvegen". Kurz nachdem wir den Ort hinter uns gelassen hatten, ging es schon ab nach oben. Einspurige und enge Serpentinen führten hinauf. Zum Glück mussten wir auch diesmal nicht rückwärts fahren. Carola bekam beim Anblick der schwindelerregenden Kurven feuchte Hände. Unterwegs eröffneten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf den Aurlandsfjorden. Nach ca. 10 km Kletterei kamen wir auf der Hochebene an. Leider begann es sich etwas zuzuziehen.

Aurlandsfjorden Aurlandsfjorden
Aurlandsfjorden Aurlandsfjorden

Unser eigentliches Ziel, die "blaue Berghütte" haben wir verfehlt. Von dort aus wollten wir zum Berggipfel Prest wandern. Kein Problem, wir fuhren einfach weiter bis zur Passhöhe auf 1306 Meter und stellten dort das WoMo ab. Ein eineinhalbstündiger Spaziergang führte uns zu einem Aussichtshügel, von wo aus sich herrliche Ausblicke auf die karge Tundralandschaft mit Schneefeldern eröffneten, die außer einer Minivegitation aus Gräsern, Flechten und Moos nichts aufzuweisen hatte. Leider fehlte zur Perfektion der blaue Himmel.

Aurlandsvegen Aurlandsvegen
Aurlandsvegen Aurlandsvegen

Wir fuhren noch ein Stück weiter und parkten das WoMo an einem kleinen See. Laut Veiatlas hieß der Ort Kaldeklettne. Hier wollten wir kochen und auch übernachten, da die Kinder bereits ziemlich müde waren. Carola kochte Suppe, Kartoffeln mit Butter und Karottengemüße. Werner ging mit den Kindern noch etwas spazieren. Wir beobachteten wie die Besatzung eines deutschen WoMos im See direkt neben einem Schneefeld badete. Wir schlotterten schon beim Zuschauen.

Nach dem Essen bekam Carola wieder Zahnweh. Diesmal schlimmer als je zuvor. Gleichzeitig fing es an kräftig zu regnen. Es herrschte leichte Krisenstimmung.