Reisebericht

10.08.2003 - 17. Tag - 158 km

Geiranger

Wir schliefen tief und fest bis uns um 07:30 Uhr unplanmäßig der Handy-Wecker aufschreckte. Spätestens jetzt wussten wir, dass er auch aktiv ist, wenn das Handy ausgeschaltet ist. Langsam krochen wir aus den Kojen. Es war gar nicht kalt, wie wir eigentlich befürchtet hatten. Immerhin waren wir auf 1400 m Höhe. Die Sonne lachte uns durch ein paar Schleierwolken hindurch an und uns sollte noch einmal ein warmer Sonnentag beschert werden.

Stabkirche von Lom
Stabkirche von Lom

Während wir im WoMo Brot mit Marmelade frühstückten, genossen wir den Blick auf das imposante Panorama des Sognefjells: bei ARD & ZDF sitzen sie in erster Reihe. Kurz nach 9 Uhr ließen wir das WoMo auf der Rv 55 ins Tal Richtung Lom rollen. Wir hielten noch an einigen Aussichtspunkten und kamen einstimmig zum Schluss, dass das Panorama an unserem Übernachtungsplatz am schönsten war. Die Abfahrt war nicht so steil wie der gestrige Aufstieg. Sie bestand aus einem 8% und einem 7% steilen Abschnitt. Später wurde die Straße breiter und wir kamen gut voran.

Bei Grotli
Bei Grotli

Im Lom entsorgten wir bei der Esso Tankstelle. Im Gegensatz zur Beschreibung im Schulz kostete das Wasser 10 NOK für 15 Minuten. Bei der Besichtigung der Stabkirche beschränkten wir uns auf die Außenanlagen, da sich der Eintritt auf 40 NOK für Erwachsene belief.

Wir bogen nach links auf die E 15 in Richtung Grotli ab. Zunächst gab es viel Gewerbe, Hytter und Campingplätze. Danach stieg die Straße kontinuierlich an und wir fühlten uns nach Kanada versetzt: eine breite Straße durchzieht lichten Kiefernwald, daneben der milchig weiße Fluss Otta, der immer wieder von Stromschnellen unterbrochen wird. Die Straße ist gut ausgebaut und wir gewannen schnell an Höhe. Der Kiefernwald wich einem für Skandinavien typischen niedrigen Birkenwald. Schließlich verschwand auch dieser und wir fanden uns unversehens in einer kargen Hochgebirgslandschaft wieder: tiefblaue Seen und gletscherbedeckte Berge gaben sich ein Stelldichein, das seinesgleichen suchte.

Dalsnibba Dalsnibba
Dalsnibba Dalsnibba

In Grotli bogen wir auf die Rv 63 mach Geiranger ab und weiter ging die Fahrt durch eine gigantische Landschaft. Wenig später erreichten wir die Abzweigung zum Aussichtpunkt Dalsnibba (55 NOK Maut). Wir gurkten die 12,5 % steile Passstraße hinauf. Sie war breit, aber ohne jegliche Leitplanken vor dem Abgrund. Einige Busse begegneten uns, aber wir kamen immer ohne Probleme aneinander vorbei. Oben hatten wir eine gewaltige Aussicht auf den Geiranger Fjord. Tiefblau mit Kreuzfahrtschiffen lag er friedlich im Tal, fast postkartenreif. Wir beobachteten die winzigen Autos auf den Serpentinen der Abfahrt. Spannend wurde es, wenn sich zwei Busse begegneten. Aber niemals musste jemand zurücksetzen. Wir blieben ca. zwei Stunden oben. Zum Mittagsessen gab es Suppe und frische Karotten. Als besonderes Highlight konnten wir von einem finnischen Pkw einen kompletten Satz finnischer Euro-Münzen ergattern.

Blick von Flydal Hellesylt Fähre
Blick von Flydal Hellesylt Fähre

Da uns die Wanderwege aus der Web-Site von Geiranger nicht so richtig überzeugten und es außerdem zum Laufen viel zu heiß war, beschlossen wir uns eine kleine Fjordkreuzfahrt zu gönnen und mit der Fähre von Geiranger nach Hellesylt zu fahren.

Die Abfahrt von Dalsnibba war relativ heftig. Zweiter und teilweise erster Gang war angesagt. Die Bremsen begannen etwas zu riechen. Hinunter nach Geiranger wurde es dann besser und man kam weitestgehend mit der Motorbremse aus. Wir stoppten am Aussichtspunkt Flydal. Inzwischen hatten sich drei große Kreuzfahrtschiffe im Fjord eingefunden. Das Spektakel hatte allerdings auch einen etwas unschönen Nebeneffekt, denn die Abgase der laufenden Schiffsmotoren setzen sich in dem engen Kessel fest und bildeten eine richtige Smogschicht. Wir fuhren die restlichen 440 Meter hinab ins Tal und stellten das WoMo neben der Fähre ab.

Geirangerfjorden
Geirangerfjorden

Es wurde gerade die 15:30 Fähre beladen. Da wir die 17 Uhr Fähre ins Auge gefasst hatten, warteten wir bis die Fähre voll war und sicherten uns sogleich einen Platz für die nächste Überfahrt. Danach schlenderten wird durch den Ort und beobachteten das bunte Treiben. Es war sehr warm (ca. 30 °C). Die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe kamen von ihrem Landausflug (=Busfahrt zum Aussichtspunkt Dalsnibba) zurück und wurden wieder eingeschifft. Ansonsten war außer Souvenirläden nicht allzu viel geboten. Wir erstanden den obligatorischen Elch-Aufkleber. Jetzt fehlt uns nur noch das eigene WoMo, wo wir ihn draufkleben können. Der Campingplatz am Fjordende ist ganz nett gelegen (wenn der Smog nicht wäre). Noch schöner erschien uns der Platz am Fuße des Ørneveien.

Beim Einfahren auf die Fähre werden wir als 6m eingestuft und kommen mit 270 NOK davon. Wir genossen die Minikreuzfahrt auf dem Sonnedeck: die Wasserfälle 7 Schwestern und Freier, verlassene Höfe und steile Felswände präsentierten sich in traumhaften Abendlicht. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir schließlich den kleinen Ort Hellesylt.

Wir stellten das WoMo auf dem Parkplatz neben der Fähre ab. Carola kochte und wir aßen im Freien mit Blick auf den Sunnylvsfjorden. Es gab Rührei mit Champignons und Kapern; als Nachspeise Pudding. Durch Zufall entdecken wir gleich nebenan eine 1a Entsorgungsmöglichkeit. Da wir heute eh noch duschen wollten, beschlossen wir, gleich hier zu bleiben und morgen in der Früh zu entsorgen. Als dunkle Wolken aufkamen und es windig wurde, zogen wir uns ins WoMo zurück und ließen den Tag in aller Ruhe ausklingen.