Reisebericht

30.07.2003 - 6. Tag - 187 km

Lysefjorden / Kjerag

Die absolute Abgeschiedenheit des Wanderparkplatzes (wir waren in der Nacht ganz allein) bescherte uns einen erholsamen Schlaf. Was die Idylle allerdings etwas störte, waren die Regentropfen, die auf das WoMo Dach klopften. Ein kurzer Blick nach draußen bestätigte: alles grau in grau; was für ein Unterschied zum Traumwetter gestern. Wir frühstückten Müsli im WoMo.

Im Klohäuschen des Wanderparkplatzes bot sich eine Gelegenheit, die Toilette zu entleeren. Diesmal war das WoMo mit einer Sogentlüftung ausgestattet, was sich als sehr praktisch erwies. Um unangenehme Gerüche zu vermeiden, wird hierbei anstatt Chemie zu verwenden die "Abluft" über einem Lüfter nach draußen geblasen. Somit kann man die Toilette bedenkenlos an einem Klo entsorgen, ohne eine Sauerei zu hinterlassen.

Lysebotn Wanderer beim Aufstieg
Lysebotn Wanderer beim Aufstieg

Unsere Route führte uns zunächst zurück auf die Rv 45 und dann weiter nach Osten in Richtung Lysebotn. Die enge und teilweise einspurige Straße verlief durch eine gigantische Gebirgslandschaft. Ein See folgte dem anderen. Leider kam der volle Reiz aufgrund des leichten Nieselregens nicht voll zur Geltung. In Svartevatn bogen wir auf die gut fahrbare Passstraße nach Lysebotn ab und fuhren bis zum Aussichtsrestaurant Øygardstøl. Die Parkgebühr betrug 40 NOK für 8 Stunden (Übernachten verboten; ist auch nicht besonders reizvoll, da zu nah an der Straße). Das Geld warf man in eine Art Opferstock. Kontrolliert wurde nicht.

Kjeragbolten Lysefjorden
Kjeragbolten Lysefjorden

Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit etwas beruhigt, weshalb wir uns entschlossen doch in Richtung Kjeragbolten aufzusteigen. Gegen 12 Uhr marschierten wir los. Der sehr steile Wag war anstrengend. Einige Stellen sind mit Ketten versehen, an denen man sich hochziehen konnte. Wir kamen mächtig ins Schwitzen. Oben auf dem Hochplateau angekommen pfiff uns ein steifer Fjellwind um die Ohren. Stirnbänder und Handschuhe kamen zum Einsatz. Na ja, das Wetter könnte etwas wirtlicher sein, die grandiose Landschaft hätte es allemal verdient. Nachdem wir den dritten Hügel erklommen hatten, machten wir an einer etwas windgeschützten Stelle Brotzeit. Danach irrten wir ein wenig umher, bis wir nach insgesamt drei Stunden Gehzeit schließlich den Stein gefunden hatten. Der Abgrund war mit seinen 1000 m senkrechtem Abfall sehr beeindruckend. Wir näherten uns ihm bäuchlings. Die meisten stellten sich auf den Stein und ließen sich fotografieren, aber dafür fehlte uns etwas der Mut. Nach einer Weile machten wir uns auf den Rückweg. Das Wetter wurde immer besser und gelegentlich kam sogar die Sonne durch. Nach weiteren 2.5 h waren wir wieder am WoMo. Fazit: ein toller Tag! Wer hätte dies nach dem verregneten Morgen gedacht.

Auf dem Fjell
Auf dem Fjell

Wir zogen uns schnell um und schauten, dass wir uns vom Acker machten, damit wir noch ein gutes Stück weiter kamen und somit morgen schneller am Ziel waren. Inzwischen konnten wir die Erfahrung anderer Reiseberichte bestätigen, dass man in dieser Gebirgsregion höchstens 50 km/h einplanen sollte und somit auch relativ geringe Entfernungen entsprechend Zeit kosten. Wir fuhren dieselbe Route wie heute morgen zurück. Die Sicht hatte sich erheblich verbessert und wir konnten die grandiose Landschaft bei einigen Fotostopps entsprechend würdigen.

In Sirsdalen hielten wir an einem Parkplatz an und Carola kochte ein leckeres Würstlegulasch mit Reis, das wir im WoMo verspeisten. Danach fuhren wir weiter auf der Rv 45 nach Westen. Bald erkannten wir, dass unser ursprünglicher Plan, noch die Fähre nach Oanes zu nehmen, nicht zu halten war. Deshalb blieben wir bei einem namenlosen See bei der Abfahrt nach Oltesvika stehen und fielen in die Betten.