Reisebericht

24.07.2003 - Vorbereitung

Kulanterweise haben wir auch heuer das WoMo einen Tag früher übergeben bekommen als eigentlich gebucht, so dass es keinen Stress mit der Beladung gab. Wie jedes Jahr war es unser Ziel, am Miettag pünktlich gegen 17 Uhr loszukommen. Dies ist der früheste Termin, ab dem der Versicherungsschutz gilt.

Das WoMo war ein neues Modell und erst 2 Monate alt. Das Dekor und die Ausstattung war sehr ansprechend. Als Highlight gab es einen automatisch zündenden Kühlschrank. Dafür fehlten die kleinen Schränkchen über dem Stockbett, der Abfalleimer und die große Dachluke. Das leicht veränderte Layout machte einige Umplanung beim Packen notwendig.

Die Vorfreude war allerdings nicht ganz ungetrübt, da fatalerweise bei Carola und Werner Zahnweh einsetzte. Werner war eine Plombe herausgefallen. Er hatte gestern einen Zahnarzttermin. Carola erwischte es schlimmer. Sie plagte eine Eiterzyste unter einem Schneidezahn, der heute Vormittag aufgebohrt werden musste.

Wir packten den restlichen Tag bis es anfing in Strömen zu regnen. Irgendwie herrschte leichte Krisenstimmung. Angespannt und müde fielen wir in die Betten.

25.07.2003 - 1. Tag - 280 km

Vorbereitung / Schweinfurt

Die Sonne lachte heute morgen wieder und auch die Zahnschmerzen waren weg. Unter diesen Voraussetzungen kam sogleich neuer Elan auf. Unzählige Gänge waren angesagt. Unser Plan war, uns von den teueren Produkten in Skandinavien weitestgehend unabhängig zu machen. Deshalb haben wir entsprechend viel Lebensmittel gebunkert und mussten das WoMo entsprechend optimiert beladen. Hoffentlich waren wir nicht überladen.

Gegen Mittag war so gut wie alles verstaut. Die Kinder kamen von der Schule heim. Auch beide Großeltern schauten zum Verabschieden vorbei. Zuletzt luden wir die Räder noch auf. Danach ruhten wir uns noch etwas aus.

vor der Abfahrt
vor der Abfahrt

Gegen 17 Uhr fuhren wir schließlich wie geplant ab. Allen steckte noch etwas Anspannung in Knochen: Wird wohl auf der größten Tour, die wir bisher gemacht haben, alles gut gehen: Wetter, Mücken, Fähren, enge Straßen, Zahnweh, ....

Nach 3,5 h staufreier Fahrt kamen wir bei Roland und Karin in Schweinfurt an. Nachdem wir das WoMo auf dem Parkstreifen abgestellt und angestöpselt hatten, genossen wir bei vorzüglichem Grillfleisch und Wein die wunderschön laue Sommernacht.


26.07.2003 - 2. Tag - 636 km

Büsum

Wir frühstückten gemütlich auf der Terrasse. Danach gab es kein Halten mehr, denn uns zog es ans Meer. Gegen 08.45 Uhr verabschiedeten wir uns von Roland und Karin und nahmen die übliche Route nach Norden: A7 ab Schweinfurt Niederwerrn.

Heute war großer Wechseltag und Ferienbeginn in 3 Bundesländern. Entsprechend war der Megastau vorhergesagt. Zum Glück kamen wir zunächst aber ganz gut durch: erst als wir nach der Mittagspause kurz hinter Hannover wieder auf die A7 fahren wollten, sahen wir schon den Stau: nichts ging mehr! Spontan entschlossen wir uns für die Umleitung und erreichten die nächste Anschlussstelle gerade als die Autobahn wieder freigegeben worden war. Kurz darauf fuhren wir ohne weitere Behinderungen durch den Elbtunnel. Danach ging es weiter Richtung Norden auf der A23.

bei Roland und Karin
bei Roland und Karin

Das Wetter wurde immer schöner und irgendwie hatten wir keine Lust mehr zu fahren. Da für die Nacht der Durchzug eines Regengebietes vorhergesagt war, entschieden wir uns, den WoMo-Stellplatz von Büsum anzufahren, dort zu übernachten und den Abend für eine kleine Radtour am Deich entlang zu nutzen. Unser eigentliches Ziel, die dänische Westküste bei Hvide Sande hätten wir wohl sowieso nicht mehr erreicht.

Abendstimmung am Deich
Abendstimmung am Deich

Wir montierten die Räder ab und verschafften uns das nötige Münzgeld für den Parkautomaten (11€). Danach ging es zum Imbisstand nach Büsum-Deichhausen, wo wir Gyros, Pommes und Bratwürstchen genossen. Die Abendsonne streichelte angenehm warm. Nach dem Abendessen radelten wir am Meer entlang zum Meldorfer Hafen. Hier hätten wir wohl auch gut übernachten können: es standen zwar überall Parkverbotsschilder (von 22.00 bis 07.00 Uhr), aber wir hatten unsere Zweifel, dass die vielen WoMos alle noch abziehen würden. Auch das Zahlhäuschen war nicht mehr besetzt. Wir setzten uns auf den Deich und genossen den Blick auf das ruhige Meer. Es war merklich länger hell als im Süden. Nur etwas trübte die Stimmung: Carola hatte Zahnweh! Nach einer Weile radelten wir gemütlich zurück.


27.07.2003 - 3. Tag - 273 km

Ribe / Hvide Sande

In der Nacht kam der vorhergesagte Regen. Entsprechend trist und grau war es heute morgen. So schlechtes Wetter hatten wir in Büsum noch nie gehabt. Wir frühstückten Müsli im WoMo. Die alten Erinnerungen an unsere früheren WoMo-Touren wurden wieder wach. Nur die Handgriffe saßen noch nicht so richtig und so dauerte es bis 9 Uhr bis wir loskamen.

Die Fahrt führte uns auf der B5 in Richtung Niebüll. Es nieselte immer wieder und die Landschaft zeigte sich ziemlich trostlos. Kurz vor der dänischen Grenze tankten wir noch einmal aus Furcht vor den höheren Preisen in Dänemark, was sich jedoch als unbegründet herausstellen sollte. Die Steuern sind inzwischen in Deutschland so hoch, dass wir hier bald skandinavische Verhältnisse haben werden.

In Dänemark fuhren wir auf 11 weiter in Richtung Ribe. Das Wetter wurde zwar langsam besser, aber zum Baden reichte es wohl heute definitiv nicht. Deshalb griff unser Schlechtwetterplan und wir steuerten die Wikingerstadt Ribe an.

Viking Center - beim Färber
Viking Center - beim Färber

Unser erstes Ziel war das Ribe Viking Center (Eintritt 180 DKK Familienkarte). Auf dem großzügig angelegten Gelände sind verschieden Anlagen aus der Wikingerzeit rekonstruiert worden. Auf dem Marktplatz zeigten Schmied, Drechsler, Weber, ... wie das Leben zur Zeit der Wikinger ablief. Daneben gab es eine Falknerei-Vorführung und eine Islandpferde-Show. Interessanterweise war ein großer Teil des "Personals" freiwillige Wikinger-Freaks aus ganz Europa, die ihren Urlaub dort verbrachten. Fazit: sehr lohnenswertes Freilichtmuseum.

Altstadt von Ribe
Altstadt von Ribe

Als nächstes steuerten wir die historische Altstadt von Ribe an. Wir parkten am offiziellen WoMo Stellplatz im Süden der Stadt. Einen entsprechenden Tipp samt kleinem Stadtplan hatten wir von der freundlichen Dame am Wikingermuseum erhalten. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir die Altstadt mit ihren sehr schönen Fachwerkhäusern. Wir gönnten uns ein sehr leckeres dänisches Eis. Danach schlenderten wir zurück zum WoMo.

Optimistisch wie wir sind, entschieden wir uns für den Umweg über das Meer. Die Fahrt führte uns über Varde und Nørre Nebel durch eine herrliche Dünenlandschaft. Leider verhinderten die grauen Wolken, dass die Landschaft ihren vollen Reiz entfalten konnte. Am ersten Parkplatz (Übernachten verboten) blieben wir stehen. Carola kochte angebratene Maultaschen; Werner ging mit den Kindern an den Strand. Die Dünen sind sehr hoch und die Kinder genossen es, sie auf und ab zu sausen.

Duschen im WoMo
Duschen im WoMo

Nach dem Abendessen steuerten wir den Campingplatz in Nørre Lingvig an, da wir uns nicht trauten trotz allgemeinen Verbots auf einem Strandparkplatz zu übernachten und wir sowieso entsorgen mussten. Der Campingplatz bot einen QuickStop Tarif an (90 DKK), so dass sich die Kosten in Grenzen hielten. Allerdings musste man vor der Schranke ziemlich nahe an der Straße stehen bleiben, die jedoch in der Nacht nicht stark befahren war. Der Campingplatz liegt sehr schön inmitten von Dünen.

Gegen Abend kam sogar die Sonne etwas durch. Wir spazierten zum Strand und schlenderten am Meer entlang zum Leuchtturm. Anschließend ging es durch die Dünen zurück. Das Landschaftsbild ist sehr reizvoll; kein Zweifel dieser Fleck ist einen Urlaub für sich wert.

Zurück am WoMo war große Duschaktion angesagt. Danach fielen alle todmüde in die Betten.


28.07.2003 - 4. Tag - 173 km

Hvide Sande / Hanstholm

Werner wachte auf als Regentropfen ans WoMo-Dach klopften. Nicht heute schon wieder Regenprogramm, dachte er sich und drehte sich noch einmal um. Aber als der Wecker uns um 07:30 endgültig aus den Federn schmiss, schaute es gar nicht so schlecht aus: die Sonne schien und es war bereits relativ warm; nur Reste einiger Schauerwolken hingen noch herum.

Schnell holten wir Brötchen und verspeisten selbige im WoMo. Anschließend ent- und versorgten wir noch und füllten unsere Trinkwasservorräte auf, damit sich die QuickStop Gebühr auch rentierte. Danach fuhren wir zum Leuchtturmparkplatz von Lyngvig, den wir bereits gestern ausgekundschaftet hatten.

Nachdem wir die Räder abmontiert hatten, fuhren wir los in Richtung Hvide Sande. Der schön angelegte Radweg führte durch eine herrliche Dünenlandschaft. Besonders einladend wirkten die zahlreichen kleinen Ferienhäuschen, die mitten in den Dünen standen. Spätestens jetzt war uns klar: hierher kommen wir noch einmal. In dem kleinen, an der schmalen Fahrrinne in den Ringkøbing Fjord gelegenen Hafenort Hvide Sande herrschte reges Treiben.

Am Wendepunkt erklommen wir die Dünen und genossen den traumhaften Anblick. Die Kinder spielten im feinen Sand der Dünen. Wir gingen ans Wasser und dösten etwas: einfach herrlich entspannend. Es herrschten Verhältnisse wie an der französischen Atlantikküste. Danach radelten wir gemütlich zurück zum WoMo. Am Ende zeigte Franziskas Tacho 40 km.

Kindern in den Dünen Ferienhaus in den Dünen
Kinder in den Dünen Ferienhaus in den Dünen

Wir stärkten uns mit einer Brotzeit am WoMo und luden die Fahrräder wieder auf. Anschließend bestiegen wir den Leuchtturm, von dessen Spitze sich eine herrliche Aussicht auf die Dünen, den Strand, das Meer und den Ringkøbing Fjord bot. Danach spazierten wir noch einmal über die Dünen ans Meer. Werner setzte sich eine Weile oben auf die Dünen und genoss den grandiosen Ausblick. Gegen 17 Uhr zogen wir ab, da wir heute noch zum Fähranleger in Hanstholm wollten.

Strand Lingvig Leuchttrum Lingvig
Strand Lingvig Leuchttrum Lingvig

Wir fuhren zunächst auf der 513 / 565 nach Lemvig. Die Landschaft war sehr ansprechend: links Dünen und rechts Felder, insgesamt sehr dünn besiedelt. Das Traumwetter lies sie auch im richtigen Licht erscheinen. Welch ein Unterschied zu gestern. Kurz hinter Lemvig hielten wir an einem kleinen Badeplatz an. Carola kochte Bratwürstchen mit Kartoffelbrei, dazu gab es frische Karotten aus Büsum. Die Kinder warfen in der Zwischenzeit am Strand Steinchen ins Wasser. Wir aßen auf dem Campingtisch im Freien.

Fährhafen Hanstholm
Fährhafen Hanstholm
Fährhafen von Hanstholm, den wir kurz vor Einbruch der Dämmerung gegen 22 Uhr erreichten. Nach kurzem Überlegen stellten wir uns einfach in die Schlange am Fähranleger. Nicht gerade ein lauschiges Plätzchen, aber es standen schon einige WoMos in der Reihe und wir waren wenigstens nicht alleine. Die Nacht versprach unruhig zu werden, aber es herrschte eine leicht abenteuerliche Stimmung. Die Kinder spielten auf dem Parkplatz noch etwas mit dem Ball. Zum Glück waren wir nicht früher gekommen, da wir hier wirklich nicht viel versäumt haben.


29.07.2003 - 5. Tag - 73 km

Fähre / Månafossen

Trotz des unruhigen Parkplatzes schliefen wir überraschenderweise tief und fest. Um 4.40 Uhr wurden wir plötzlich geweckt: der check-in begann. Werner sprang schnell ans Steuer und fuhr noch im Schlafanzug durch das Gate. Anschließend hieß es warten bis die Fähre kommt. Wir zogen uns an und frühstückten im Stehen. Alle, auch die herumstehenden Mitreisenden, wirkten etwas übernächtig. Spannung lag in der Luft.

Die Fähre der Fjordline kam gegen 06:45 mit 15 Minuten Verspätung. Sie wirkte mit ihren 11 Decks überraschend groß. Wir beobachteten wie sie entladen wurde: schon erstaunlich wie viel Fahrzeuge in das Schiff hineinpassen.

MS Fjord Norway
MS Fjord Norway

Ganz unten gab es ein 6-spuriges Lkw-Deck, darüber zwei Pkw Decks, die über eine verstellbare Rampe erreichbar waren. Schließlich waren auch wir an der Reihe und fuhren über das Heck in das Lkw-Deck (= Deck 3) ein. Wer schnell genug war hat sogar Strom bekommen. Das Gas musste aus Sicherheitsgründen abgestellt werden. Wir behalfen uns mit der Kühlbox, was auch kein Problem war. Danach war Treppensteigen angesagt, bis wir uns an einem windgeschützten Platz auf dem Sonnendeck (= Deck 11) niederließen. Gegen 07.45 legte die Fähre ab.

Überfahrt
Überfahrt

Die Fähre war sehr schön ausgestattet. Nirgendwo gab es irgendwelchen Schmuddel. Aber die Preise waren überall sehr hoch, auch im duty free shop. Da im Inneren die Luft etwas stickig war, verbrachten wir bis auf einige kurze Rundgänge die meiste Zeit auf dem Sonnendeck und ließen uns von der angenehm warmen Sonne streicheln. Die Fahrt war lang, aber ruhig, da es so gut wie keinen Seegang gab. Carola wurde es trotzdem schlecht als die Fähre vor Norwegen etwas Seitenwind bekam. Nach gut 5 Stunden Fahrt erreichten wir gegen 13 Uhr Egersund. Wir verließen die Fähre durch das Bugtor (roll on - roll off). Es gab weder eine Pass- noch eine Zollkontrolle, so dass wir durchaus mehr Bier hätten bunkern können.

Anfahrt auf Egersund
Anfahrt auf Egersund

Da wir in der der Nacht doch relativ wenig Schlaf abbekommen hatten, wollten wir heute kein Stressprogramm mehr und beschlossen den Wanderparkplatz des Månafossen anzufahren und dort noch etwas spazieren zu gehen. Unsere Route führte uns über die Rv 42 / E 39 nach Vikeså, von wo aus es über die Rv 503 hoch ins Byrkedal ging. An der Passhöhe Vinjekula hielten wir kurz an und genossen zum ersten mal die Aussicht auf die eindrucksvolle norwegische Gebirgslandschaft.

Vinjekula
Vinjekula

Jetzt wurde uns bewusst, von was die anderen Reiseberichte erzählten: die Straßen sind stellenweise tatsächlich so eng, dass man nicht aneinander vorbeikommt. Werner dachte mit Grausen an den Tag, an dem wir mit dem WoMo zurückrangieren müssen. Der erste Eindruck der norwegischen Landschaft war äußerst reizvoll. Ein tiefblauer See löste den anderen ab. Überall gab es kleine Wasserfälle, die über graue Felsen plätscherten. Die Straße ist oben im Gebirge bereits knapp 50 km von Egersund entfernt so gut wie unbefahren. Wir fuhren weiter auf der Rv 45 und bogen hinter Gilja in Richtung Månafossen ab. Ein 4 km langer Tunnel nahm uns in Empfang. An seinem Ende eröffnete sich ein Ausblick auf den Frafjorden: unser erster Fjord! Schließlich erreichten wir den schön an einen kleinen Fluss gelegenen Wanderparkplatz (Gebühr 20 NOK). Die Kinder warfen Steinchen und Carola ruhte sich etwas aus, da es ihr immer noch etwas übel war.

Månafossen
Månafossen

Nach einer Weile stiegen wir zum Wasserfall hinauf. Der Weg war ziemlich steil und etwas mühsam. Nach 20 Minuten konnte man noch weiter hinauf zu einem Bauernhof steigen (ca. 1h Gehzeit), aber dafür waren wir heute zu müde und so gingen wir zurück zum WoMo. Carola kochte Spaghetti, die wir im WoMo aßen, da es draußen zwar sehr warm aber zum Essen zu windig war.

Trotz der Helligkeit gingen wir früh ins Bett.


30.07.2003 - 6. Tag - 187 km

Lysefjorden / Kjerag

Die absolute Abgeschiedenheit des Wanderparkplatzes (wir waren in der Nacht ganz allein) bescherte uns einen erholsamen Schlaf. Was die Idylle allerdings etwas störte, waren die Regentropfen, die auf das WoMo Dach klopften. Ein kurzer Blick nach draußen bestätigte: alles grau in grau; was für ein Unterschied zum Traumwetter gestern. Wir frühstückten Müsli im WoMo.

Im Klohäuschen des Wanderparkplatzes bot sich eine Gelegenheit, die Toilette zu entleeren. Diesmal war das WoMo mit einer Sogentlüftung ausgestattet, was sich als sehr praktisch erwies. Um unangenehme Gerüche zu vermeiden, wird hierbei anstatt Chemie zu verwenden die "Abluft" über einem Lüfter nach draußen geblasen. Somit kann man die Toilette bedenkenlos an einem Klo entsorgen, ohne eine Sauerei zu hinterlassen.

Lysebotn Wanderer beim Aufstieg
Lysebotn Wanderer beim Aufstieg

Unsere Route führte uns zunächst zurück auf die Rv 45 und dann weiter nach Osten in Richtung Lysebotn. Die enge und teilweise einspurige Straße verlief durch eine gigantische Gebirgslandschaft. Ein See folgte dem anderen. Leider kam der volle Reiz aufgrund des leichten Nieselregens nicht voll zur Geltung. In Svartevatn bogen wir auf die gut fahrbare Passstraße nach Lysebotn ab und fuhren bis zum Aussichtsrestaurant Øygardstøl. Die Parkgebühr betrug 40 NOK für 8 Stunden (Übernachten verboten; ist auch nicht besonders reizvoll, da zu nah an der Straße). Das Geld warf man in eine Art Opferstock. Kontrolliert wurde nicht.

Kjeragbolten Lysefjorden
Kjeragbolten Lysefjorden

Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit etwas beruhigt, weshalb wir uns entschlossen doch in Richtung Kjeragbolten aufzusteigen. Gegen 12 Uhr marschierten wir los. Der sehr steile Wag war anstrengend. Einige Stellen sind mit Ketten versehen, an denen man sich hochziehen konnte. Wir kamen mächtig ins Schwitzen. Oben auf dem Hochplateau angekommen pfiff uns ein steifer Fjellwind um die Ohren. Stirnbänder und Handschuhe kamen zum Einsatz. Na ja, das Wetter könnte etwas wirtlicher sein, die grandiose Landschaft hätte es allemal verdient. Nachdem wir den dritten Hügel erklommen hatten, machten wir an einer etwas windgeschützten Stelle Brotzeit. Danach irrten wir ein wenig umher, bis wir nach insgesamt drei Stunden Gehzeit schließlich den Stein gefunden hatten. Der Abgrund war mit seinen 1000 m senkrechtem Abfall sehr beeindruckend. Wir näherten uns ihm bäuchlings. Die meisten stellten sich auf den Stein und ließen sich fotografieren, aber dafür fehlte uns etwas der Mut. Nach einer Weile machten wir uns auf den Rückweg. Das Wetter wurde immer besser und gelegentlich kam sogar die Sonne durch. Nach weiteren 2.5 h waren wir wieder am WoMo. Fazit: ein toller Tag! Wer hätte dies nach dem verregneten Morgen gedacht.

Auf dem Fjell
Auf dem Fjell

Wir zogen uns schnell um und schauten, dass wir uns vom Acker machten, damit wir noch ein gutes Stück weiter kamen und somit morgen schneller am Ziel waren. Inzwischen konnten wir die Erfahrung anderer Reiseberichte bestätigen, dass man in dieser Gebirgsregion höchstens 50 km/h einplanen sollte und somit auch relativ geringe Entfernungen entsprechend Zeit kosten. Wir fuhren dieselbe Route wie heute morgen zurück. Die Sicht hatte sich erheblich verbessert und wir konnten die grandiose Landschaft bei einigen Fotostopps entsprechend würdigen.

In Sirsdalen hielten wir an einem Parkplatz an und Carola kochte ein leckeres Würstlegulasch mit Reis, das wir im WoMo verspeisten. Danach fuhren wir weiter auf der Rv 45 nach Westen. Bald erkannten wir, dass unser ursprünglicher Plan, noch die Fähre nach Oanes zu nehmen, nicht zu halten war. Deshalb blieben wir bei einem namenlosen See bei der Abfahrt nach Oltesvika stehen und fielen in die Betten.


31.07.2003 - 7. Tag - 61 km

Preikestolen

In der Nacht kam ein kräftiger Wind auf, der unser WoMo mächtig durchschüttelte. Unser Schlaf war deshalb etwas unruhig. Nach einem WoMo-Müsli Frühstück brachen wir gegen 08:45 auf.

Unsere Route führte uns über Rv 45, Rv 408 und Rv 13 zur Fähre Lauvik - Oanes. Dort wurde das WoMo als 6m klassifiziert und kamen mit 97 NOK davon. Nach 25 Minuten Wartezeit fuhren wir auf die Fähre und ca. 10 Minuten später waren wir am anderen Ufer des Høgsfjorden. Als ganz nützlich hat es sich erwiesen, dass wir uns bereits zuhause einen groben Überblick über den Fahrplan der Fähren verschafft hatten (z.B. findet man eine Übersicht über alle Inlandsfähren in Rogaland hier).

Høgsfjorden
Høgsfjorden

Wir stellten das WoMo auf dem Wanderparkplatz des Preikestolen ab. Ein freundlicher junger Mann knöpfte uns 75 NOK ab. Er erklärte uns in gutem Deutsch, dass wir dafür den ganzen Tag hier stehen bleiben dürfen, übernachten sei aber leider verboten.

Das Wetter war ziemlich bedeckt und windig, aber nicht kalt. Wir hofften, dass es sich weiter stabilisiert und uns ein schöner Wandertag mit entsprechender Sicht beschert wird. Noch war es aber recht diesig.

Lysefjorden
Lysefjorden

Der Weg ist gut ausgebaut und geht über 4 steile Stufen hinauf. Die Kinder hatten mit den 2 Stunden Aufstieg keine Probleme. Gute Wanderstiefel und entsprechende Trittsicherheit sind aber absolut notwendig. Auf dem dritten Plateau gibt es einige sehr schön gelegene kleine Badeseen. Im letzten Wegstück befinden sich einige ausgesetzte Stellen, die jedoch mit Ketten und Geländern vorbildlich gesichert sind.

Am Abgrund
Am Abgrund

Der Ausblick von der Kanzel war gigantisch; es war zwar immer noch diesig, aber sehr stimmungsvoll. Bäuchlings liegend tasteten wir uns an die Kante vor. Einige Wagemutige setzten sich mit den Füßen nach unten baumelnd ganz nach vorne. Die Schiffe weit unten im Fjord erschienen winzig. Nach der Mittagspause klarte der Himmel von Süden her auf und wir gingen noch einmal zurück zur Kanzel. Bei bestem Fotolicht eröffneten sich enorme Ausblicke in Richtung Lysebotn und auf den Frafjorden.

Preikestolen Blick Richtung Lysbotn
Preikestolen Blick Richtung Lysbotn

Als wir uns auf den Rückweg machten, kam die Sonne heraus und es wurde richtig heiß. Es war mächtig was los und manchmal ähnelte das Ganze einer Ameisenwanderung. Nach 2 Stunden Abstieg erreichten wir wieder den Parkplatz. Unterwegs eröffneten sich schöne Ausblicke auf die Schärenküste von Stavanger. Wir schauten noch zur Hytta und in den Shop. Wir entsorgten am Camping Platz. Eigentlich war dies nur für Campinggäste erlaubt. Aber da wir schon am Parkplatz unter die Raubritter gefallen waren, nahmen wir es diesmal nicht so genau. Danach fuhren wir weiter auf der Rv 13 nach Norden.

In Tau stellten wir uns auf den großen Parkplatz oberhalb der Fähre, wo wir auch übernachten wollten. Der Ort war nicht gerade heimelig, aber ein idealer Ausgangspunkt für den für morgen geplanten Ausflug nach Stavanger. Carola kochte Rührei mit Schinken und Erbsen. Gegen Abend zog sich der Himmel wieder zu.


01.08.2003 - 8. Tag - 95 km

Stavanger

Regentropfen klopften wieder einmal auf das WoMo Dach. Irgendwie wollte uns der Wettergott in diesem Urlaub nicht so richtig gewogen sein. Gegen 7 Uhr warf uns der Handy-Wecker aus den Betten, da wir die Fähre Tau - Stavanger um 08:40 erreichen wollten. Da die Mehrheit der Familie kein Müsli mehr sehen konnte, verspeisten wir heute das Weißbrot von gestern zum Frühstück.

Anschließend ging es mit Wanderstiefel und K-Way ausgerüstet zur Fähre (Kostenpunkt 96 NOK ohne Fahrzeug). Pünktlich legte die Fähre ab. Leider konnten wir wegen des Nieselns nicht draußen sein. Stattdessen verbrachten wir die 40-minütige Überfahrt im Aufenthaltsraum unter Deck.

Da es gerade trocken war, stand zunächst ein Spaziergang an der Hafenmole entlang auf dem Programm. Hier standen einige WoMos (wohl ohne Gebühr). Wir beobachteten wie ein griechisches Kreuzfahrtschiff festmachte. Auf dem Rückweg schlenderten wir durch die Altstadt mit ihren netten kleinen Fachwerkhäuschen.

Altstadt Skagenkaien
Altstadt Skagenkaien

Seltsamerweise waren nahezu alle Häuser mit einer Alarmanlage ausgerüstet. Warum wohl? Irgendwie fühlten wir uns in ganz Norwegen niemals unsicher oder gar bedroht. Auf dem Marktplatz konnte man Obst aus Hardanger kaufen. Allerdings ist das Vergnügen nicht gerade billig: eine kleine Schale Himbeeren kostete 35 NOK, Kirschen waren für 40 NOK zu haben. Der mittelalterliche Dom beeindruckte durch seine reich geschnitzte Kanzel. In der Fußgängerzone gönnten wir uns bei McDonalds 2 Hamburger (13 NOK pro Stück zum Mitnehmen; "hier Essen" kostet 2 NOK extra).

Als nächstes stand die Besichtigung des Erdölmuseums auf dem Programm. Die Familienkarte belief sich zwar auf 180 NOK, die sehenswerte Ausstellung über die Entstehung und Geschichte der norwegischen Erdölförderung war aber das Geld wert: Auch Plattformen und Bohrer gab es zu sehen. Alle Beschriftungen waren auch in Englisch. Besonderes Highlight war der cat-strophe room, in dem man sein Verhalten in einer Panik-Situation testen kann.

Dom Erdölmuseum
Dom Erdölmuseum

Zurück nahmen wir die Fähre zurück um 14:35. Diesmal konnten wir an Deck bleiben. Es war immer noch grau in grau, aber zumindest bekamen wir einige der zahlreichen Schären zu sehen. Wieder am WoMo machten wir uns fahrfertig und fuhren auf der Rv 13 weiter nach Norden. In Åradal steuerten wir die Entsorgungsstation bei der Texaco Tankstelle an (siehe Schulz) und füllten den Wasserverbrauch der gestrigen Duschaktion wieder auf. Damit waren wir wieder für einige Tage autark. Bei der Fähre Hjelmelaland - Nesvik wurden wir als 7 m klassifiziert, wodurch 145 NOK fällig waren. Die 30 Minuten Wartezeit bis zur Abfahrt nutzten wir, um unsere Vorräte an Frischem im Supermarkt aufzufüllen. Als sich der Hunger meldete, folgten wir wieder einem Schulz Tipp und steuerten den Rastplatz in Erfjord an. Carola kochte die gerade gekauften Kartoffel. Dazu gab es Salat und eine Fischdose. Gegen 20:30 fuhren wir weiter auf der Rv 13 nach Norden.

Das letzte Ziel des heutigen Tages war der Sandfossen. Wir erreichten ihn gegen 21:15. Schon erstaunlich wie viele andere noch die gleiche Idee hatten; wir hatten gedacht um diese Tageszeit alleine zu sein. Der Wasserfall liegt stimmungsvoll an einem kleinen Flüsschen. Zum Fotografieren war es leider schon zu duster. Die Lachstreppe hatte auch schon geschlossen. Der Eintritt wäre sowieso horrend gewesen (eigentlich schade).

Langsam wurden wir müde und machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Am Wasserfall war das Übernachten verboten (der Platz ist eh wenig geeignet, da relativ abschüssig). Wir beschlossen nach Sand zu fahren und morgen früh noch einmal zum Wasserfall zu schauen. Kurz vor der Fähre nach Ropeid bogen wir nach rechts ab und parkten bei der Hafenmole, wo bereits einige WoMos standen. Es bot sich uns ein völlig ruhiger Traumstellplatz direkt am Fjord, wenn nur diese grauen Wolken nicht wären.


02.08.2003 - 9. Tag - 194 km

Folgefonn

Gegen 07:30 Uhr weckte uns das Brummen des Diesels der Fähre und was sahen wir: Sonne! Welch ein Gefühl nach dem gestrigen Regentag. Nur noch einige Restwolken hingen in den Bergen fest. Schnell schoss Werner ein paar Fotos. Nach dem Frühstück im WoMo setzen wir gegen 9 Uhr unsere Fahrt fort.

Wir fuhren wie geplant noch einmal zum Sandfossen, der sich diesmal in bestem Fotolicht präsentierte, und machten einige Langzeitaufnahmen mit Stativ und Graufilter. Danach ging es weiter auf der Rv 13 nach Norden. Tunnels, Seen und Wasserfälle reichten sich die Hände und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Stecke war wie üblich kurvenreich und bergig, so dass wir relativ langsam vorankamen. Nach der Abzweigung in Richtung Odda stieg die Straße hoch zu einem Skigebiet. Danach brausten wir durch den langen Røldalstunnelen.

Sand Sandfossen
Sand Sandfossen

Nächster Stopp war am mächtigen Doppelwasserfall Låtefossen, der sich leider ziemlich unphotogen nah an der Straße und im Gegenlicht präsentierte. Die feine Gischt verbreitete zudem eine unangenehme Kälte, so dass wir relativ bald wieder abzogen.

Låtefossen Bondhusbreen
Låtefossen Bondhusbreen

In Odda folgten wir zunächst auf der Rv 550 dem Ostufer des Sørfjorden, bogen aber bald in den 12 km langen Folgefonntunnelen (60 NOK Maut) ab. Unser Ziel war der Wanderparkplatz in Sunndal. Nachdem wir uns noch etwas gestärkt hatten, brachen wir gegen 13 Uhr zur Gletscherwanderung auf (siehe Rother Tour 14). Der Weg führte uns zu dem landschaftlich sehr reizvoll gelegenen See Bondhusvatnet, an dessen rechtem Ufer wir auf einem steinigen Weg weiter marschierten. Mehrere von den Regenfällen der letzten Tage angeschwollenen Wasserfälle mussten überwunden werden. Die Bemerkung, der letzte Teil sei etwas sumpfig, sollte unbedingt ernst genommen werden und Wanderstiefel sind dringend anzuraten. Groß und Klein hatte jede Menge Spaß auf dem matschigen Weg. Je näher wir der Gletscherzunge kamen, desto blauer erschien sie und wirkte irgendwie künstlich. Gegen 17 Uhr waren wir zurück am WoMo.

Franziska Bondhusvatnet
Franziska Bondhusvatnet

Wir fuhren zurück nach Odda. Noch einmal waren 60 NOK für den Folgefonntunnelen fällig. Der Hunger begann uns zu quälen und wir steuerten deshalb den Parkplatz beim Wasserkraftwerk in Tyssedal an. Er lag direkt am Sørfjorden, ist aber wegen der nahen Industrieanlagen nicht gerade idyllisch. Auch in Odda gab es relativ viel Gewerbe. Carola kochte auf speziellen Wunsch der Kinder Spaghetti. Werner setzte sich in die Sonne mit Blick auf den Fjord und arbeitete am Plan.

Hardangerfjorden
Hardangerfjorden

Vorbei an Obstplantagen fuhren wir weiter auf der Rv 13 in Richtung Kinsarvik. Unser war der Wanderparkplatz am Beginn des Husedalen (siehe Schulz). Hier wollten wir auch übernachten. Der Platz war absolut ruhig, aber nicht so schön gelegen wie der am Månafossen. Wir plauderten noch etwas mit der WoMo-Besatzung von nebenan und tauschten unsere Erfahrungen aus. Die Kinder warfen Steinchen in den Fluss.


03.08.2003 - 10. Tag - 90 km

Hardangervidda

Wir schliefen tief und fest. Als wir gegen 8 Uhr aufwachten, lachte uns bereits die Sonne entgegen. Trotzdem kamen wir nur schleppend in Schwung. Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke und marschierten los.

Die WoMo-Besatzung von nebenan berichtete von einer 4 Wasserfälle-Tour und dass es bis hinauf zum Hochplateau der Hardangervidda für eine Tageswanderung wohl zu weit sei. Da wir keine Wanderkarte hatten, liefen wir einfach darauf los hinauf ins Husedal.

Hardangervidda
Hardangervidda

Der Weg verlief sehr steil entlang eines Fahrwegs. Die Kinder fingen an zu murren, weil ihnen dieser Weg zu langweilig war. Am Beginn des zweiten Wasserfalls endet der Fahrweg auf und geht in einen Steig über. Wir gingen weiter bis zum See des vierten Wasserfalls. Es eröffneten sich immer wieder imposante Ausblicke auf die Wasserfälle. Der Weg war gut begehbar und nur am Schluss etwas sumpfig. Schade, dass wir nicht ganz hinauf zur Hardangervidda konnten. Aber hierfür bräuchte man einfach mehrere Tage Zeit, was jedoch mit dem WoMo keinen Sinn machte. Wir beschlossen, irgendwann mit den Pkw noch einmal hierher zu kommen.

Hardangervidda
Hardangervidda

Das Wetter war angenehm warm, aber wechselnd bewölkt. In der Nähe der Wasserfälle wehte aufgrund der Gischt ein eiskalter Wind. Gegen 15:15 Uhr waren wir wieder am WoMo.

Unser nächstes Ziel war Norwegens berühmtester Wasserfall, der Vøringfossen. Am Eidfjorden entlang fuhren wir auf der Rv 13 / E 7 nach Osten. Unterwegs erstanden wir an einem Stand für 35 NOK eine kleine Schale Kirschen. Tunnel folgte auf Tunnel. Die Sonne schien und gab der Fahrt einen gewissen Reiz. Nachdem wir den Fjord verlassen hatten, stieg die sehr gut ausgebaute Straße steil bergan hinauf in die Hardangervidda, so dass uns der Aufstieg keine Probleme bereitete. Besonders bemerkenswert war eine 360° Spirale in einem Tunnel, so etwas hatten wir bisher nicht gesehen.

Vøringfossen Vøringfossen
Vøringfossen Vøringfossen

Wir hielten zunächst am offiziellen Parkplatz am Vøringfossen an. Von dort kann man den Wasserfall jedoch nicht vollständig sehen. Die kräftig rote Fassade des Fossli Hotels bot jedoch einen gefälligen Hintergrund für Fotos. Nachdem wir eine Stück in Richtung Hotel gewandert waren, erschien uns der Weg jedoch etwas weit, weshalb wir beschlossen mit dem WoMo dorthin zu fahren. Ein Fehler wie sich herausstellen sollte, zum einen weil wir 20 NOK Parkgebühr abdrücken mussten und zum anderen weil wir von oben gesehen haben, dass uns bis zur alten Brücke nur noch ca. 100 m gefehlt hätten. Von dem Aussichtspunkt hatten wir einen wundervollen Blick auf den Wasserfall und die Schlucht (besser als von der anderen Seite). Noch ein Tipp: am späten Nachmittag ist das ideale Fotolicht.

Eidfjorden
Eidfjorden

Die weitere Strecke über die Hochebene der Hardangervidda in Richtung Geilo wäre sicherlich landschaftlich auch sehr schön gewesen, war uns aber doch ein zu großer Umweg, und so fuhren wir zurück nach Eidfjord. Am Parkplatz des Hardangervidda Infosenter gab es Abendessen: Reis mit Sauce. Als Nachspeise verspeisten wir die Kirschen. Sie waren wirklich sehr lecker. Das Infosenter wäre sicherlich interessant gewesen, aber der Eintritt (Familienkarte 180 NOK) stand in keinem Verhältnis. Schade eigentlich, dass wir in Norwegen dies häufiger erfahren mussten.

Nach dem Essen fuhren wir weiter. Es begann zu schauern. Die Fjordlandschaft war aber trotzdem reizvoll, da sie auch bei schlechten Wetter eine gewisse Stimmung hervorbrachte. Wir nahmen die Fähre Brimnes - Buravik. Diesmal wurden wir als 5 m eingestuft und kamen mit 85 NOK davon. Unser letztes Ziel für heute war der kleine Ort Ulvik.

Wir parkten das WoMo auf dem Parkplatz neben der Kirche mit direktem Blick auf den Fjord. Wir schlenderten noch etwas durch den Ort und beobachteten wie eine Fähre festmachte. Es begann zu regnen.


04.08.2003 - 11. Tag - 230 km

Hardangerfjord / Fahrt nach Bergen

Als wir gegen 07:30 aufwachten regnete es immer noch und war grau in grau. Wir ließen den Tag gemütlich angehen. Nach Bergen sind es nur 150 km, also kein tagesfüllendes Programm, zumal wir bei diesem Regenwetter weniger Stopps einlegen werden. Wir frühstückten Müsli im WoMo.

Danach schlenderten wir noch etwas durch den Ort. Eigentlich wollten wir noch eine kurze Wanderung machen, aber das Wetter war einfach zu verdrießlich. Die freundliche Dame an der Touri-Info sagte, dass es am Nachmittag wieder aufmachen und für den Rest der Woche schön bleiben sollte. Na ja, irgendwie klang es wenig glaubwürdig.

Ulvik
Ulvik

Gegen 10:30 fuhren wir los. Wir wählten die Rv 512 nach Granvin, die sich jedoch als wenig lohnender Umweg entpuppte. Die Straße war ziemlich steil und landschaftlich nicht besonders ansprechend. Geschickter wäre es gewesen, zurück nach Buravik zur Fähre zu fahren und anschließend durch den Vallaviktunnelen.

Weiter ging die Fahrt auf der E7 in Richtung Bergen. Die Stecke war äußerst spannend zu fahren und die Bemerkungen im Schulz über das Autofahren im Fjordland können wir nur als absolut zutreffend bestätigen. Zum Glück mussten wir nur einmal wenige Meter zurücksetzen. Landschaftlich war auch einiges geboten: links der Hardangerfjord, rechts fast senkrechte Felswände, dazwischen die meist einspurige Straße. Oft schoss unvermittelt ein Wasserfall hervor und man erschrak leicht. In Øystese folgen wir dem Hinweis im Schulz und füllten an der Esso-Tankstelle unser Frischwasser auf und entsorgten.

Steindalfossen
Steindalfossen

Nächste Station war der hinter Norheimsund nett gelegenen Steindalfossen. Ein kurzer Wanderweg führt direkt hinter den Wasserfall und eröffnete interessante Perspektiven. Eigentlich wollten wir noch einen der "car walks" machen, der sich vor Ort jedoch als nicht sonderlich attraktiv erwies. Stattdessen gönnten wir uns eine ausgiebige Mittagspause mit Backerbsensuppe und Streichwurstbrot.

Wir waren etwas ratlos, was wir weiter unternehmen sollten. Schließlich entschieden wir uns in der Hoffnung auf besseres Wetter, noch ein Stück auf der E7 zurückzufahren, um doch noch einige tolle Fjordfotos schießen zu können. Leider begann es wieder stark zu regnen. An einem schön direkt am Fjord gelegenen Picknickplatz blieben wir stehen und duschten ausgiebig, da wir in Øystese noch einmal bequem entsorgen konnten. Diesmal tankten wir auch, damit wir diesen Service nicht ganz umsonst in Anspruch genommen haben. Uns beunruhigte etwas, dass die Frischwasserfüllstandsanzeige erst 90 % zeigte, obwohl der Tank schon bis zum Überlaufen voll war. Wir beschlossen jedoch dieses Phänomen zu ignorieren.

Auf der E7 kurvten wir weiter in Richtung Bergen. Bei Kvamskogen fuhren wir an einem Wintersportgebiet vorbei, das jedoch einen ziemlich vernagelten Eindruck machte. Wahrscheinlich tobt hier eher im Winter der Bär. Bei der Abzweigung nach Høysæter bot sich ein romantisch an einer kleinen Schlucht gelegener Picknickplatz als Halt für die Abendessenspause an. Es gab Rührei mit Mais, Erbsen und Champignons; dazu frischen Salat.

Die letzte Etappe des Tages führte uns schließlich nach Indre Arna. Wir kreisten etwas umher, weil wir uns nicht zwischen dem Parkplatz des Supermarkts und dem Park&Ride Platz am Bahnhof entscheiden konnten. Schließlich gewann letzterer und wir hüpften alle zeitig in die Betten.


05.08.2003 - 12. Tag - 117 km

Bergen

Gestört von den Durchsagen am Bahngleis schliefen wir etwas unruhig. Vielleicht hätten wir uns doch für den Supermarkt entscheiden sollen. Als um 7 Uhr der Wecker geht, fröstelte es uns etwas. Der Grund war eine klare Nacht: ein traumhafter Sonnentag kündigte sich an, nur der Parkplatz war noch im Schatten.

Nach dem WoMo Müsli-Frühstück machten wir uns schnell fertig zum Abmarsch. Nach unserem gestrigen Regenerlebnis überlegten wir etwas, ob wir Sandalen oder Halbschuhe anziehen sollten. Schließlich ist Bergen die regenreichste Stadt Europas. Um 8 Uhr ging der Zug, der uns in 8 Minuten Fahrt stressfrei von Arna ins Zentrum nach Bergen brachte (Kostenpunkt 46 NOK pro Erwachsenen hin und zurück, Kinder frei). So sparten wir uns Stadtmaut, Parkplatzsuche und -gebühren und 25 km einfache Fahrtstrecke.

Strahlender Sonnenschein empfing uns in Bergen und begleitete uns den ganzen Tag auf unserem Stadtrundgang.

Wir bestaunten allerlei feilgebotene Fische: Lachs, Seeteufel, Krabben und anderes Getier, Walfleisch, Kaviar, ... . Auch das Obst aus Hardanger sah köstlich aus. Wir aßen ein feines Lachsbrötchen (20 NOK); anschließend gönnten wir uns fangfrische Krabben zum selber pulen (150 g für 19 NOK). Als nächstes verkosteten wir verschiedene Arten von Kaviar und erstanden ein Set als Mitbringsel für 250 NOK.

Krabben Lachs
Krabben Lachs/td>
Walfleisch Hardanger-Obst
Walfleisch Hardanger-Obst

Zum Schluss probierten wir geräuchertes Walfleisch, das aber nicht sehr außergewöhnlich schmeckte (ähnlich Südtiroler Speck). Die Kinder bekamen noch zwei T-Shirts. Irgendwie waren wir in Konsumstimmung, ging auch prima mit der Kreditkarte.

Wir schlenderten am Kai entlang zum Fährhafen und beobachteten wie ein Schiff der Fjordline nach Newcastle beladen wurde. Bei (fast) allen kamen die positiven Erinnerungen an unsere eigene Überfahrt hoch. Zahlreiche weiße Yachten säumten den Kai, deren Besatzungen sich an Deck sonnten und stolz ihren Besitz zur Schau stellten.

Die alten Speicherhäuschen aus Holz mit ihren schiefen Wänden waren sehr beeindruckend. In den eng verwinkelten Gassen, gibt es heute an vielen Stellen Restaurants und edle Boutiquen.

Bryggen Bryggen
Bryggen Bryggen

Die Marienkirche steht leider nur für Konzertbesucher offen.

Nachdem wir auf dem Fischmarkt so viel konsumiert hatten, blieb uns für die Erklimmung des Aussichtsberges Fløyen nur noch der Aufstieg zu Fuß. Spaß beiseite: da wir so früh dran waren, hatten wir noch genug Zeit, um uns einen Spaziergang durch das alte Stadtviertel am Hang zu gönnen. Später führte der Weg steiler werdend, durch einen schattigen Wald empor. Immer wieder boten sich schönen Ausblicke auf Bergen und die gesamte Bucht. Wir beobachteten wie ein Schiff der Smyril Line in den Hafen einfuhr. Gleich kamen Urlaubsgefühle in Richtung Island auf, nur bei Carola ist wohl noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten. Nachdem wir den umfassenden Ausblick von oben auf die Stadt und die vorgelagerten Inseln ausgiebig genossen hatten, machten wir uns auf der Rückweg.

Blick vom Fløyen Blick vom Fløyen
Blick vom Fløyen Blick vom Fløyen

Unten angekommen spazierten wir noch einmal zum Fähranleger und schauten zu, wie die neue Norröna in Richtung Shetland Inseln ablegte. Danach machten wir uns langsam auf den Rückweg zum Bahnhof. Nachdem wir im Rimi noch einen fürs Abendessen eingekauft hatten, fuhren wir mit dem Zug um 16:35 zurück nach Arna.

Wir fuhren weiter auf der E 16 in Richtung Voss. Es war Traumwetter in einer Traumlandschaft. Endlich kam die richtige Fahrstimmung auf. Fjord, Tunnel, See und Wasserfall wechselten sich nach dem üblichen Muster ab. Die Fahrbahn ist gut ausgebaut und wir kamen zügig voran (ca. 70 km/h).

Stalheimskleivi
Stalheimskleivi

Der Versuch an dem im Schulz beschriebenen Badeplatz einen Abendessenstopp einzulegen, scheiterte daran, dass für unser großes Gefährt kein Parkplatz mehr frei war. Eigentlich kein Wunder bei diesem Wetter. So fuhren wir weiter in Richtung Voss. An einem See 2 km vor dem Ort wurden wir schließlich fündig. Carola kochte Nudeln, Werner schrieb Tagebuch und die Kinder vergnügten sich am See mit Steinchenwerfen.

Als wir weiterfuhren, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Leider hatten wir diesmal nicht das Glück gleich auf Anhieb etwas passendes zu finden. Wir blieben schließlich am hinteren Parkplatz des Stalheim Hotels stehen.


06.08.2003 - 13. Tag - 97 km

Flåmsbana / Aurlandsvegen

Unsanft wurden wir durch einen Traktor geweckt. Irgendwie hatten wir den Eindruck, der Hausmeister wollte uns loswerden. Es war etwas bedeckt und wir kamen nicht turboschnell in die Gänge. Nach dem üblichen WoMo Müsli-Frühstück fuhren wir schließlich gegen 09:30 ab.

Die 18% steile Abfahrt durch die Stalheimskelivi schenkten wir uns, da die Schlucht noch im Schatten lag. Stattdessen wählten wir die Abkürzung durch den Tunnel.

Nærøyfjordren
Nærøyfjordren

Vor dem Gudavangatunnelen bogen wir links ab zum Nærøyfjordren. Die Straße ist abenteuerlich, da absolut einspurig (selbst in dem 2 km langen Tunnel). Zum Glück kam uns diesmal niemand entgegen. Der Fjord mit seinen steilen Felswänden schlummerte friedlich vor sich hin. Eine kleine Fähre tuckerte langsam an uns vorbei. Wir warfen noch einen Blick in die sehenswerte Holzkirche. Besonderheit: es gibt sogar eine Malecke für die Kinder.

Vor dem Tunnel entsorgten wir an der Shell-Tankstelle: komfortabel und kostenlos.

Als nächstes stand noch ein kleiner Abstecher nach Undredal am Aurlandsfjorden auf dem Programm. Die Fahrt war trotz der roten Straße nicht weniger aufregend. Aber unter Ausnutzung der Ausweichstellen sind wir immer an den entgegenkommenden Fahrzeugen vorbeigekommen. Das kleine Örtchen wirkte ziemlich verschlafen. Vom Ufer aus boten sich schöne Ausblicke auf den Fjord. Wiederum tuckerte die kleine Fähre aus dem Nærøyfjordren an uns vorbei. Die ultrakleine Stabkirche ist sehenswert, kostete aber wuchermäßige 30 NOK pro Erwachsenen Eintritt.

Undredal Stabkirche
Undredal Stabkirche

Ein weiterer Tunnel brachte uns nach Flåm. Spätestens, nachdem wir die E 16 verlassen hatten, war uns klar, dass dieser Ort definitiv nicht verschlafen war.

Wir parkten das WoMo, packten schnell das Nötigste zusammen und erstanden ein Familienticket (hin und zurück für 500 NOK). Um 12:30 fuhr der Zug los. Er war relativ voll, aber zum Glück ergatterten wir einen Fensterplatz auf der richtigen Seite (in Fahrtrichtung rechts). Die Sonne strahlte und es herrschte bestes Fotolicht. In knapp einer Stunde Fahrzeit überwand die Bahn auf 20 km Strecke einen Höhenunterschied von 864 Metern und durchfuhr 20 Tunnels. Alle Sehenswürdigkeiten wurden auch in Deutsch angesagt und der Zug fuhr entsprechend langsam. Am Kjoyfoss hielt der Zug an und man durfte zum Fotografieren aussteigen. Die Aufführung eines kleinen musikalischen Tanzes wirkte auf uns eher kitschig (ich weiß, wir sind Banausen). Der Endbahnhof Myrdal ist ein richtiger Verkehrsknotenpunkt. Ein Zug aus Bergen kam an und viele Reisende stiegen um. Entsprechend voll war der Zug auf der Rückfahrt.

Flåm Flåmsdalen
Flåm Flåmsdalen
Kjoyfoss Myrdal
Kjoyfoss Myrdal

Die Fahrt mit der Flåmsbana ist trotz des hohen Preises lohnend. Die einfache Strecke hätte jedoch gereicht. Zurück zu Fuß hätte einen 4-stündigen Fußmarsch auf einem Fahrweg bedeutet. Da hätten wir wohl Ärger mit den Kindern bekommen. Eine andere Alternative wäre das Fahrrad gewesen. Im Zug konnte man die Räder mitnehmen und es waren auch entsprechend viele Radler unterwegs. Die Strecke ist aber für unsere Kinder noch zu anspruchsvoll. Die Anregung im Schulz bis hinauf zur Haltestelle Berekvam zu fahren, bedeutet eine ziemliche Plagerei und ist unserer Meinung nach nur zu Tageszeiten empfehlenswert, an denen keine Fußgänger oder Radler mehr unterwegs sind. Fazit: aus unserer Sicht haben wir genau das richtige gemacht. Andere könnten jedoch zu anderen Schlussfolgerungen kommen. Nächstesmal werden wir wohl die Radvariante probieren.

Unten angekommen schlenderten wir noch etwas durch die Souvenirläden. Doch das Gedränge war uns zu groß, so dass wir relativ schnell wieder abzogen.

Wir fuhren weiter in Richtung Aurlandsvangen und folgten dem Hinweisschild "Aurlandsvegen". Kurz nachdem wir den Ort hinter uns gelassen hatten, ging es schon ab nach oben. Einspurige und enge Serpentinen führten hinauf. Zum Glück mussten wir auch diesmal nicht rückwärts fahren. Carola bekam beim Anblick der schwindelerregenden Kurven feuchte Hände. Unterwegs eröffneten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf den Aurlandsfjorden. Nach ca. 10 km Kletterei kamen wir auf der Hochebene an. Leider begann es sich etwas zuzuziehen.

Aurlandsfjorden Aurlandsfjorden
Aurlandsfjorden Aurlandsfjorden

Unser eigentliches Ziel, die "blaue Berghütte" haben wir verfehlt. Von dort aus wollten wir zum Berggipfel Prest wandern. Kein Problem, wir fuhren einfach weiter bis zur Passhöhe auf 1306 Meter und stellten dort das WoMo ab. Ein eineinhalbstündiger Spaziergang führte uns zu einem Aussichtshügel, von wo aus sich herrliche Ausblicke auf die karge Tundralandschaft mit Schneefeldern eröffneten, die außer einer Minivegitation aus Gräsern, Flechten und Moos nichts aufzuweisen hatte. Leider fehlte zur Perfektion der blaue Himmel.

Aurlandsvegen Aurlandsvegen
Aurlandsvegen Aurlandsvegen

Wir fuhren noch ein Stück weiter und parkten das WoMo an einem kleinen See. Laut Veiatlas hieß der Ort Kaldeklettne. Hier wollten wir kochen und auch übernachten, da die Kinder bereits ziemlich müde waren. Carola kochte Suppe, Kartoffeln mit Butter und Karottengemüße. Werner ging mit den Kindern noch etwas spazieren. Wir beobachteten wie die Besatzung eines deutschen WoMos im See direkt neben einem Schneefeld badete. Wir schlotterten schon beim Zuschauen.

Nach dem Essen bekam Carola wieder Zahnweh. Diesmal schlimmer als je zuvor. Gleichzeitig fing es an kräftig zu regnen. Es herrschte leichte Krisenstimmung.


07.08.2003 - 14. Tag - 139 km

Aurlandsvegen / Borgund / Sogndal

Der absolut ruhige Übernachtungsplatz bescherte uns einen tiefen Schlaf. Gegen 08:00 Uhr weckte uns das Blöcken und Gebimmel von Schafen. Gefroren hat es uns trotzt der Höhenlage erstaunlicherweise nicht. Der Regen hatte aufgehört und die Restwolken schienen sich zu verziehen Das Zahnweh von Carola hatte sich auch gebessert, war aber noch nicht ganz weg. Wenn das mal alles gut geht!

Wir ließen es ruhig angehen. Den ursprünglichen Plan, heute noch die Moldenwanderung zu machen, gaben wir als zu stressig auf. Die Sonne kam immer mehr heraus und so beschlossen wir, hier oben noch etwas spazieren zu gehen und dann gemütlich weiter zu fahren.

Mose und Flechten Aurlandsvegen
Mose und Flechten Aurlandsvegen

Aus dem kleinen Spaziergang wurde eine dreistündige Wanderung. Die Landschaft war gigantisch: Schneefelder, Flechten, Moose, Seen, Bäche, unendliche Weiten. Eine derartige Hochgebirgslandschaft ist in den Alpen erst ab 2500 Meter Höhe zu finden. Die Kinder erfreuten sich an einem Schneefeld und warfen Steinchen in einen der zahlreichen kleinen Tümpel. Werner verknipste fast einen ganzen Film. Der idyllisch gelegene See Soleibakkvotni stellte den Wendepunkt dar. In der Ferne sahen wir die Ausläufer des Jostedalsbreen.

Aurlandsvegen Soleibakkvotni
Aurlandsvegen Soleibakkvotni

Zurück am WoMo holten wir den Campingtisch heraus und machten gemütlich Brotzeit im Freien. Obwohl die Sonne angenehm streichelte, schwitzten wir im Fleece nicht. Leider wurde das Zahnweh von Carola immer stärker. Gegen 13 Uhr fuhren wir schließlich weiter in Richtung Lærdal. Die Abfahrt war zwar 8% steil, aber nicht sonderlich eng und ohne spektakuläre Abgründe. Unten angekommen zeigte ein kurzer Geruchstest an den Bremsen, dass die Fahrtechnik mit Motorbremse schon in Ordnung war.

Unser nächstes Ziel war die Stabkirche in Borgund. Hierzu machten wir einen kurzen Abstecher ins Lærdalen. Die E 5 ist gut ausgebaut, so dass wir schnell vorankamen. Die Stabkirche ist sehr schön gelegen. Jedoch hatten wir sie uns etwas größer vorgestellt. Wir beschlossen, uns für eine Stabkirche den Eintritt zu leisten (Familienkarte 100 NOK). Bei den anderen werden wir uns auf eine Außenbesichtigung beschränken. Irgendwie kann Carola aufgrund des Zahnwehs das Bauwerk nicht richtig genießen, weshalb wir relativ bald wieder abzogen.

Stabkirche Borgund
Stabkirche Borgund

Zurück in Lærdalsøyri steuerten wir das Krankenhaus an. Dort erhielten wir einige Telefonnummern von Zahnärzten und den Hinweis, dass es heute schwierig werden würde, einen Arzt zu erreichen, da die normale Sprechzeit in Norwegen 8 - 16 Uhr sei. Entsprechend bekamen wir nur den Anrufbeantworter (natürlich norwegische Ansage) zu hören. Etwas ratlos fuhren wir weiter. Das Wildlachsmuseum ließen wir links liegen. Hierfür hatten wir jetzt keinen Nerv. Die Fähre Fondes- Mannheller war sehr teuer. Trotz 6 m mussten wir 146 NOK abdrücken. Auf der Überfahrt gab es eine herrliche Fjordlandschaft zu sehen.

In Kaupanger, einem sehr schön am Fjord gelegen kleinen Ort, fanden wir keine Touristen-Information, wo wir nach einem Zahnarzt fragen konnten. Wir fuhren an der Stabkirche vorbei, die allerdings im Vergleich zu Borgund kleiner und nicht so schön war. Als wir in einen COOP unsere Vorräte auffüllten, gibt uns eine gute Seele weitere Telefonnummern von Zahnärzten. Schließlich erreichten wir doch noch einen Arzt, der bereit war, uns heute noch zu helfen. Er holte uns sogar mit seinem Auto am Ortseingang von Sogndal ab!

Der Arzt machte einen sehr seriösen Eindruck. Er erklärte alles ausführlich. Carola erhielt eine schmerzhafte Wurzelbehandlung. Werner und die sehr braven Kinder warteten bangend im WoMo. Der Kostenpunkt der Behandlung betrug 1060 NOK, die wir zuvor am Bankomat in Kaupanger gezogen hatten. Nachdem sich der erste Schmerz gelegt hatte, machten wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz.

Lærdalsfjorden
Lærdalsfjorden

Da wir jedoch in Sogndal auf Anhieb nichts passendes fanden, fuhren wir auf der Rv 55 weiter in Richtung Gaupne. Es herrschte eine traumhafte Sonnenuntergansstimmung. Die Schmerztabletten begannen zu wirken und die gesamte Situation entspannte sich etwas, so dass wir langsam wieder Muße für die schöne Landschaft hatten.

Da wir nicht mehr weit bis zu unserem ursprünglichen Ziel, dem Wanderparkplatz des Molden hatten, fuhren wir noch bis dahin, um dort zu übernachten. Eine schmale und ungeteerte Straße führt beim Wegweiser nach Mollandsmarki zu dem 515 Meter hoch gelegen Parkplatz hinauf. Ohne die Hinweise aus den Wanderführer Bruckmann und dem Schulz hätten wir wohl nicht hierher gefunden.

Auf speziellen Wunsch von Franziska aßen wir draußen in der Abendsonne. Carola machte Würstchen warm. Alle halfen sehr zusammen. Um die Schrecken des Tages noch zu toppen, begann Felix im Bett zu glühen und wir glaubten, dass er Fieber bekommen würde. Was für ein Tag!


08.08.2003 - 15. Tag - 46 km

Molden / Lustrafjord

Wir schliefen fest und ungestört bis 08:30 Uhr. Carolas Zahn hatte sich zum Glück weiter beruhigt und auch Felix schien wieder fit zu sein. Die Sonne blinzelte durch einige morgendliche Quellwölkchen. Alles in allem beste Voraussetzungen für einen schönen Wandertag. Wir frühstückten Brot und Marmelade im WoMo. Kurz nach 10 Uhr wanderten wir vergnügt los, denn für heute hatten wir uns die Moldenwanderung vorgenommen (siehe Bruckmann Tour #17).

Nach 30 Minuten Gehzeit kamen wir am ersten Aussichtspunkt Richtung Tal vorbei. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir die Alm Svarthiller, von wo aus wir auf die Halbinsel von Urnes und auf den kleinen Weiler Mollandsmarki blickten. Schließlich hatten wir nach 1h 45 min Gehzeit den Doppelgipfel des Molden erklommen, von dem sich ein umfassender Rundblick auf Bergspitzen und Fjord bot: Jostedalsbreen, Jotunheimen, Lustrafjorden, ... . Die Sicht war zwar etwas diesig. Trotzdem blieben wir fast 2 Stunden auf den Gipfel und genossen von verschiedenen Plätzen die herrliche Aussicht. Besonders beeindruckend war das grünlich schimmernde Gletscherwasser des tief unten liegenden Lustrafjorden. Werner schoss zahlreiche Fotos. Danach stiegen wir wieder ab. Inzwischen war es richtig warm geworden und an den Sonnenhängen kamen wir mächtig ins Schwitzen. Kurz nach 15 Uhr waren wir wieder am WoMo.

Wanderparkplatz Auf dem Gipfel
Wanderparkplatz Auf dem Gipfel
Lustrafjorden Blick Richtung Jostedalsbreen
Lustrafjorden Blick Richtung Jostedalsbreen

Wir nutzen das warme Wetter zu einer großen Duschaktion, was nach der schweißtreibenden Wanderung auch bitter notwendig war. Die Haare konnten wir angenehm in der Sonne trocknen lassen. Wir räumten noch das WoMo um und tankten frische Wäsche aus dem doppelten Boden des WoMos. Gegen 17 Uhr kutschierten wir weiter.

Zunächst ging es zurück auf die Rv 55. Auf dem Feldweg kam uns ein Traktor mit Anhänger entgegen. Schluck! Zentimetergenau zirkelten wir aneinander vorbei: gerade noch einmal gut gegangen! Anschließend fuhren wir auf der Rv 55 nach Norden. Die Entsorgung bei Statoil in Gaupne kostete zwar 30 NOK, war aber sehr sauber. Somit waren wir wieder für 3 Tage autark. Wir bogen auf die Rv 604 ab in Richtung Nigradsbreen. Die Straße schlängelte sich gemächlich entlang eines Flusses hoch, der milchig blaues Gletscherwasser ins Tal transportierte. Er sah irgendwie eiskalt aus und war es wohl auch. Unterwegs erstanden wir noch eine Schale Himbeeren.

Wir parkten am Infosenter. Den im Schulz beschriebenen Picknickplatz vor der Mautstelle fanden wir nicht. Er schien dem Neubau des Infosenter zum Opfer gefallen zu sein. Auf dem Parkplatz standen "Camping verboten" Schilder. Eine Auskunft an der Kasse des Infosenters ergab, dass das Übernachten im WoMo toleriert wird. Na ja, es ist halt die übliche Grauzone: Parken vs. Camping. Zum Abendessen im WoMo gab es Pilzsuppe und grüne Nudeln mit Tomatensauce. Zur Nachspeise verspeisten wir die köstlichen Himbeeren.

Zum Tagesausklang spielten wir noch etwas mit den Kindern. Heute war ein gemütlicher Tag.


09.08.2003 - 16. Tag - 90 km

Jostedalsbreen / Sognefjellsvegen

Die Nacht war überraschend unruhig. Irgendwo musste eine Veranstaltung gewesen sein, da bis tief in der Nacht Leute kamen und lärmten. Um 07:30 Uhr ging der Wecker. Sogleich zog uns der strahlende Sonneschein nach draußen. Im Schatten war es noch sehr frisch und wir waren beinahe versucht, die Heizung anzuwerfen.

Nach dem WoMo Müsli-Frühstück montierten wir die Räder ab. Unser Plan war, die 25 NOK Maut zu sparen und stattdessen mit den Rädern zum 5km entfernten Gletscherparkplatz zu fahren. Es ging stetig, aber mäßig bergauf. Der Verkehr war noch sehr gering, so dass wir eine entspannte Fahrt hatten. Nach einer knappen halben Stunde Fahrt erreichten wir unser Ziel und waren überrascht, dass der Gletschersee noch teilweise gefroren war. Mitten im Hochsommer trieben Eisschollen auf dem Wasser!

Wir wanderten auf der rechten Seite des Sees vor zum Gletschers. Alternativ konnte man auch das Boot nehmen (20 NOK pro Erwachsener; Kinder die Hälfte). Nach einer Stunde Kletterei und Überwindung einiger Bachläufe erreichten wir das Gletschertor. Obwohl der Weg ohne Höhenunterschied am See entlang verlief, war er doch relativ anspruchsvoll. Wanderschuhe sind dringend anzuraten.

Nigardsbreen Nigardsbreen
Nigardsbreen Nigardsbreen
Eis im Hochsommer Gletscherzunge
Eis im Hochsommer Gletscherzunge

Der Anblick des Gletschers war sehr imposant, da man fast ganz an das Eis herankommt. Nur noch der reißende Gletscherbach trennte uns davon. An manchen Stellen wehte ein eisiger Wind. Wir konnten beobachten, wie ein großer Eisbrocken vom Gletscher abbrach und ins Wasser plumpste. Die überall aufgestellten Warnschilder waren also nicht ganz unberechtigt. Wir blieben ca. eine Stunde. Danach machten wir uns auf den Rückweg und radelten zurück zum WoMo. Genauer gesagt, wir ließen uns hinunter rollen, denn erst jetzt merkten wir, dass es heute Morgen doch ganz schön bergauf gegangen war.

Baden im Lustrafjord
Baden im Lustrafjord

Am WoMo angekommen packten wir schnell Tisch und Stühle aus und ließen uns in der angenehm warmen Sonne eine Brotzeit schmecken. Gegen 13:30 brachen wir auf und fuhren auf der Rv 604 zurück ins Tal. In Gaupne ergänzten wir an einem Supermarkt unseren Vorrat an Frischem. Danach kurvten wir weiter auf der Rv 55 in Richtung Lom.

Das gigantische Wetter lud förmlich zum Baden ein und so hielten wir an einem Badeplatz am Lustrafjorden an. Werner und die Kinder sprangen in das eiskalte Wasser und erfrischten sich. Carola konnte sich beherrschen und streckte nur den großen Zeh hinein. Wir dösten etwas in der warmen Sonne; die Kinder warfen Steinchen in den Fjord. Gegen 16:30 ging es dann endgültig auf der Rv 55 weiter in Richtung Lom.

Die Straße am Fjord entlang ist eng und kurvig, so dass wir nur langsam voran kamen. Kurz hinter dem Fjord stieg die Straße mit zahlreichen Serpentinen hinauf in das Gebirge. Das WoMo schnaufte die steile Straße mit Bravour hinauf. Nachdem wir die Baumgrenze hinter uns gelassen hatten, erreichten wir die ersten Aussichtspunkte und kamen gleichzeitig aus dem Staunen nicht mehr heraus: atemberaubende Ausblicke auf die Berggipfel des Jotunheimen mit ihren zahlreichen kleinen Gletschern und Bergseen eröffneten sich. Das warme Licht der tiefstehenden Sonnen setzte der grandiosen Szenerie noch das Sahnehäubchen auf. Wir hielten mehrmals an und verknipsten fast einen ganzen Film.

Sognefjell Sognefjell
Sognefjell Sognefjell
Sognefjell Sognefjell
Sognefjell Sognefjell/td>

Wir blieben auf halben Weg am Aussichtspunkt Fanaråk stehen, da wir dem Abend in dieser herrlichen Landschaft verbringen wollten. Später entdeckten wir, dass links ein kleiner unbefestigter Weg abzweigt. In einigen Kurven gab es Traumstellplätze: abseits der Straße mit direkten Blick auf den Sonnenuntergang. Nächstesmal sind wir schlauer.

Carola kochte Würstchengulasch mit Reis. Die Kinder warfen wieder einmal Steinchen in einen der zahlreichen Tümpel. Nach dem Abendessen unternahmen wir noch einen kurzen Spaziergang auf eine kleine Anhöhe und genossen die herrliche Abendstimmung.


10.08.2003 - 17. Tag - 158 km

Geiranger

Wir schliefen tief und fest bis uns um 07:30 Uhr unplanmäßig der Handy-Wecker aufschreckte. Spätestens jetzt wussten wir, dass er auch aktiv ist, wenn das Handy ausgeschaltet ist. Langsam krochen wir aus den Kojen. Es war gar nicht kalt, wie wir eigentlich befürchtet hatten. Immerhin waren wir auf 1400 m Höhe. Die Sonne lachte uns durch ein paar Schleierwolken hindurch an und uns sollte noch einmal ein warmer Sonnentag beschert werden.

Stabkirche von Lom
Stabkirche von Lom

Während wir im WoMo Brot mit Marmelade frühstückten, genossen wir den Blick auf das imposante Panorama des Sognefjells: bei ARD & ZDF sitzen sie in erster Reihe. Kurz nach 9 Uhr ließen wir das WoMo auf der Rv 55 ins Tal Richtung Lom rollen. Wir hielten noch an einigen Aussichtspunkten und kamen einstimmig zum Schluss, dass das Panorama an unserem Übernachtungsplatz am schönsten war. Die Abfahrt war nicht so steil wie der gestrige Aufstieg. Sie bestand aus einem 8% und einem 7% steilen Abschnitt. Später wurde die Straße breiter und wir kamen gut voran.

Bei Grotli
Bei Grotli

Im Lom entsorgten wir bei der Esso Tankstelle. Im Gegensatz zur Beschreibung im Schulz kostete das Wasser 10 NOK für 15 Minuten. Bei der Besichtigung der Stabkirche beschränkten wir uns auf die Außenanlagen, da sich der Eintritt auf 40 NOK für Erwachsene belief.

Wir bogen nach links auf die E 15 in Richtung Grotli ab. Zunächst gab es viel Gewerbe, Hytter und Campingplätze. Danach stieg die Straße kontinuierlich an und wir fühlten uns nach Kanada versetzt: eine breite Straße durchzieht lichten Kiefernwald, daneben der milchig weiße Fluss Otta, der immer wieder von Stromschnellen unterbrochen wird. Die Straße ist gut ausgebaut und wir gewannen schnell an Höhe. Der Kiefernwald wich einem für Skandinavien typischen niedrigen Birkenwald. Schließlich verschwand auch dieser und wir fanden uns unversehens in einer kargen Hochgebirgslandschaft wieder: tiefblaue Seen und gletscherbedeckte Berge gaben sich ein Stelldichein, das seinesgleichen suchte.

Dalsnibba Dalsnibba
Dalsnibba Dalsnibba

In Grotli bogen wir auf die Rv 63 mach Geiranger ab und weiter ging die Fahrt durch eine gigantische Landschaft. Wenig später erreichten wir die Abzweigung zum Aussichtpunkt Dalsnibba (55 NOK Maut). Wir gurkten die 12,5 % steile Passstraße hinauf. Sie war breit, aber ohne jegliche Leitplanken vor dem Abgrund. Einige Busse begegneten uns, aber wir kamen immer ohne Probleme aneinander vorbei. Oben hatten wir eine gewaltige Aussicht auf den Geiranger Fjord. Tiefblau mit Kreuzfahrtschiffen lag er friedlich im Tal, fast postkartenreif. Wir beobachteten die winzigen Autos auf den Serpentinen der Abfahrt. Spannend wurde es, wenn sich zwei Busse begegneten. Aber niemals musste jemand zurücksetzen. Wir blieben ca. zwei Stunden oben. Zum Mittagsessen gab es Suppe und frische Karotten. Als besonderes Highlight konnten wir von einem finnischen Pkw einen kompletten Satz finnischer Euro-Münzen ergattern.

Blick von Flydal Hellesylt Fähre
Blick von Flydal Hellesylt Fähre

Da uns die Wanderwege aus der Web-Site von Geiranger nicht so richtig überzeugten und es außerdem zum Laufen viel zu heiß war, beschlossen wir uns eine kleine Fjordkreuzfahrt zu gönnen und mit der Fähre von Geiranger nach Hellesylt zu fahren.

Die Abfahrt von Dalsnibba war relativ heftig. Zweiter und teilweise erster Gang war angesagt. Die Bremsen begannen etwas zu riechen. Hinunter nach Geiranger wurde es dann besser und man kam weitestgehend mit der Motorbremse aus. Wir stoppten am Aussichtspunkt Flydal. Inzwischen hatten sich drei große Kreuzfahrtschiffe im Fjord eingefunden. Das Spektakel hatte allerdings auch einen etwas unschönen Nebeneffekt, denn die Abgase der laufenden Schiffsmotoren setzen sich in dem engen Kessel fest und bildeten eine richtige Smogschicht. Wir fuhren die restlichen 440 Meter hinab ins Tal und stellten das WoMo neben der Fähre ab.

Geirangerfjorden
Geirangerfjorden

Es wurde gerade die 15:30 Fähre beladen. Da wir die 17 Uhr Fähre ins Auge gefasst hatten, warteten wir bis die Fähre voll war und sicherten uns sogleich einen Platz für die nächste Überfahrt. Danach schlenderten wird durch den Ort und beobachteten das bunte Treiben. Es war sehr warm (ca. 30 °C). Die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe kamen von ihrem Landausflug (=Busfahrt zum Aussichtspunkt Dalsnibba) zurück und wurden wieder eingeschifft. Ansonsten war außer Souvenirläden nicht allzu viel geboten. Wir erstanden den obligatorischen Elch-Aufkleber. Jetzt fehlt uns nur noch das eigene WoMo, wo wir ihn draufkleben können. Der Campingplatz am Fjordende ist ganz nett gelegen (wenn der Smog nicht wäre). Noch schöner erschien uns der Platz am Fuße des Ørneveien.

Beim Einfahren auf die Fähre werden wir als 6m eingestuft und kommen mit 270 NOK davon. Wir genossen die Minikreuzfahrt auf dem Sonnedeck: die Wasserfälle 7 Schwestern und Freier, verlassene Höfe und steile Felswände präsentierten sich in traumhaften Abendlicht. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir schließlich den kleinen Ort Hellesylt.

Wir stellten das WoMo auf dem Parkplatz neben der Fähre ab. Carola kochte und wir aßen im Freien mit Blick auf den Sunnylvsfjorden. Es gab Rührei mit Champignons und Kapern; als Nachspeise Pudding. Durch Zufall entdecken wir gleich nebenan eine 1a Entsorgungsmöglichkeit. Da wir heute eh noch duschen wollten, beschlossen wir, gleich hier zu bleiben und morgen in der Früh zu entsorgen. Als dunkle Wolken aufkamen und es windig wurde, zogen wir uns ins WoMo zurück und ließen den Tag in aller Ruhe ausklingen.


11.08.2003 - 18. Tag - 202 km

Ålesund

Obwohl das nahegelegene Busdepot eine unruhige Nacht verhieß, schliefen wir tief und fest. Der ganze Ort wirkte noch verschlafen und schien erst langsam aufzuwachen. In der Nacht hatte es geregnet und am morgen war der ganze Fjord mit dicken grauen Wolken verhangen. Was für ein Unterschied zu gestern! Wir frühstückten im WoMo und entsorgten an der Station nebenan. Gegen 08:45 fuhren wir ab.

Unsere Route führte uns auf der Rv 60 über Stranda zur Fähre nach Ørsnese - Magerholm. Die Strecke führte an einem Wintersportzentrum mit Naturschanze und beleuchteter Piste vorbei durch eine ansprechende Gebirgslandschaft. Wir nahmen die Fähre nach Magerholm (Kostenpunkt 89 NOK; wir wurden als 6 m eingestuft). Danach ging es weiter auf der Rv 60 / E 136 nach Ålesund. Wir folgten den Hinweisen in Richtung Zentrum und kreuzten einige Kreisverkehre. Es gab viel Gewerbe und Industrie. Am Wegweiser zur Fjellstua bogen wir ab und schlängelten uns durch ein nettes Wohngebiet auf den Berg Aksla hinauf.

Ålesund
Ålesund

Des Ausblick auf die Stadt war beeindruckend. Leider fehlte der blaue Himmel zur Postkartenreife. Nach einer Weile stiegen wir die 418 Stufen hinab in die Altstadt. Wir schlenderten etwas am Hafen entlang und schauten uns die zahlreichen Jugendstilhäuser an. Insgesamt hätten wir aber etwas mehr Flair erwartet und uns wurde bald klar, dass wir hier den Abend nicht verbringen wollten, zumal die Restaurants unakzeptabel teuer waren. Vom Fischerjungen-Denkmal spazierten wir über Kirche, Yachthafen und Fußgängerzone wieder hinauf auf den Berg Aksla. Als wir gegen 14:30 weiterfuhren, kam etwas Wehmut auf, denn ab jetzt ging es schon wieder zurück Richtung Heimat.

Gubrandsjuvet
Gubrandsjuvet

Wir folgten der der E 136 nach Sjøholt, wo wir auf die Rv 650 abbogen. Die Straße verlief direkt entlang des Storfjorden. Von einem Rastplatz aus beobachteten wir, wie ein Schiff der Hurtigruten aus dem Geirangerfjorden kommend lautlos an uns vorbeizog. Die Strecke ist landschaftlich schön und den Umständen entsprechend gut ausgebaut. Leider war immer noch der ganze Himmel wolkenverhangen. Nach einem Einkaufsstopp in Sylte stieg die Straße hinauf ins Valldalen. Am malerisch gelegenen Sturzbach Gubrandsjuvet war großer Fotostopp angesagt. Werner nutzte die Gelegenheit und holte Stativ und Graufilter hervor. Dann kamen wir immer höher und ließen die Wolken etwas unter uns. Gelegentlich bekamen wir sogar einige blaue Flecken zu Gesicht.

Kløvstein
Kløvstein

Als sich der Hunger bemerkbar machte, parkten wir am Picknickplatz Kløvstein kurz vor den Trollstigen. Carola kochte Nudeln mit Soße und Salat. Wir waren müde und hofften auf Wetterbesserung. Deshalb beschlossen wir, gleich an Ort und Stelle zu übernachten.

Nach dem Essen unternahmen wir noch einen 1,5 h Verdauungsspaziergang durch das Fjell. Es herrschte eine schöne Abendstimmung: der Regen hatte aufgehört und Wolkenfetzen hingen malerisch zwischen den Bergen fest. Auf dem Rückweg fing es wieder an leicht zu tröpfeln. Als wir gerade zurück am WoMo waren, öffnete der Himmel wieder alle Schleusen. Na ja, das konnte ja heiter werden und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.


12.08.2003 - 19. Tag - 200 km

Trollstigen / Dovrefjell

Wir schliefen lange. Die Regentropfen, die in der Nacht auf das WoMo-Dach klopften, trieben uns nicht gerade zur Eile an. Gemütlich frühstückten wir unser Müsli im WoMo. Die Sonne spitzelte durch die Wolken hindurch und Nebelschwaden zogen am WoMo vorbei. Nur der Blick in Richtung Trollstigen verhieß nichts Gutes. Kurz darauf gab es einen kräftigen Schauer. Die Biker neben uns holten etwas genervt ihre Regenmontur heraus und zogen ab. Auch wir gaben die Hoffnung auf, die Trollstigen in der Sonne zu sehen und fuhren ebenfalls los.

Trollstigen
Trollstigen

Am Aussichtspunkt angekommen war außer Nebel nichts zu sehen. Nur kurz blitzte hier und da einmal eine Serpentine durch. Da die Sicht weniger als 100 m betrug, hatten wir zunächst etwas Bedenken, die 10 % Abfahrt unter diesen Bedingungen zu wagen. Aber was blieb uns viel anderes übrig. Die Passstrecke war nicht allzu schwierig, obwohl die Fahrbahn relativ eng war. Es gab immer genügend Ausweichstellen. Wir hielten kurz am Wasserfall an und schossen einige Regenfotos, danach kurvten wir die restlichen Serpentinen hinunter.

Trollstigen
Trollstigen

Unten im Romsdalen steuerten wir Andalsnes an. Am Kai des Fähranlegers war zunächst einmal gemütliche Mittagspause angesagt. Wir kauften uns frische Pflaumen und verspeisten sie sogleich. Nachdem wir in einem Internetcafe (15 min für 20 NOK) uns mit der neuesten, aber nicht gerade erbauenden Wetterprognose versorgt hatten, zogen wir etwas ratlos weiter und fuhren auf der E 136 in Richtung Dombås.

Erster Halt war an der berühmten Kletterwand Trollveggen. Leider war nur das untere Drittel zu sehen, da der Rest sich hinter dicken grauen Wolken versteckte. Wir fuhren weiter das Romsdalen entlang. Die schöne Strecke führte durch einen Wald. Weit und breit war keine Ortschaft zu sehen. Das Tal ist zunächst eng und von steilen Felswänden begrenzt. Unterwegs stoppten wir noch am Slettafoss, einem ganz sehenswerten, aber schwer zu fotografierenden Wasserfall. Langsam wurde das Tal breiter und wir sehen Nadelwald. Das Wetter klärte sich etwas auf und wir schöpften Hoffnung.

Romsdalen
Romsdalen

In Dombås bogen auf die E6 in Richtung Trondheim ab. Diese Straße kam uns wie eine Autobahn vor, obwohl sie auch nur zweispurig war. Ab und zu durfte (und konnte man auch) 90 km/h fahren. Als Hauptverbindung in Nord-Süd Richtung war sie auch entsprechend stark befahren.

Bei Aufstieg ins Dovrefjell erwischte uns wieder ein kräftiger Schauer und es wurde richtig kalt. Wir sahen uns veranlasst die Heizung etwas aufzudrehen. Zum Glück kamen wir etwas schneller voran als der Schauer und nutzten diese Gelegenheit bei Grønbakken an einem Parkplatz anzuhalten, um einen kleinen Hügel hochzulaufen.

Dovrefjell
Dovrefjell

Das Landschaftsbild war sehr ansprechend: die baumlose leicht hügelige und moosgrün gefärbte Hochebene lud förmlich zu einer Wanderung ein. Kurz bevor uns der Schauer einholte, fuhren wir weiter zur Kongsvoll Fjellstue. Wir schauten uns etwas um und erkundeten den Ausgangpunkt unserer morgigen Wanderung. Übernachten kann man hier auf keinen Fall, da der Parkplatz unmittelbar neben der stark befahrenen E 6 liegt.

Auf der Suche nach einem Schlafplatz fuhren wir zunächst ein Stück weiter in Richtung Oppland, drehten jedoch am Våtsteigen um und versuchten es in der Gegenrichtung. Wir bogen auf die Rv 29 in Richtung Folldal ab, irrten etwas umher und entschieden uns schließlich für den ruhigen und uneinsichtigen Parkplatz der Eysteinkjerkje (Wegweiser nach 0,8 km von der Abzweigung zur Rv 29). Carola kochte eine feine Suppe. Zur Nachspeise gab es Melonenpudding. Werner spielte mit den Kindern "6 nimmt".

Später gesellte sich noch ein deutsches WoMo mit Kindern zu uns. Sie kamen gerade aus Schweden herüber und wir tauschten unsere Erfahrungen aus. Es hatte aufgehört zu regnen und wir plauderten im Freien.


13.08.2003 - 20. Tag - 190 km

Dovrefjell

Unsere Hoffnung auf besseres Wetter erfüllte sich nicht so richtig. Es regnete zwar nicht mehr, der Himmel war aber komplett bedeckt und es war relativ kühl. Zusammen nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen schönen Wandertag. Nach dem üblichen WoMo Müsli-Frühstück zogen wir kurz vor 9 Uhr in Richtung Kongsvoll ab. Unterwegs entleerten wir noch die übervolle Toilette an einem Klohäuschen.

Als wir uns abmarschbereit gemacht hatten, trafen wir ein älteres Ehepaar, das gestern auf der Suche nach den Moschusochsen war. Sie empfahlen uns nach Grønbakken zurückzufahren und von dort aus auf der linken Seite des Baches in Richtung Reinsheim hochzulaufen. Dort hätten sie gestern Ochsen gesehen. Wir folgten ihrem Rat.

Beim Aufstieg interpretierten wir einen eigentlich eindeutigen Wegweiser falsch und wanderten auf einem schmalen Trampelpfad hoch ins Fjell. Blindlings auf uns vertrauend folgten uns weitere Wanderer. Nach einiger Zeit endete der Steig im Nichts. Zum Glück hatte ein englisches Ehepaar Karte und Kompass dabei. Mit ihrer Hilfe liefen wir ca. eine halbe Stunde querfeldein durch das Fjell, bis wir schließlich auf den richtigen Weg stießen. Die Kinder hatten einen Heidenspaß.

Moschusochsen
Moschusochsen

Wir folgten dem Pfad aufwärts. Nach kurzer Zeit sehen wir zwei braune Punkte im Fjell: Moschusochsen! Wir pirschten uns etwas näher heran und konnten die Tiere mit dem Fernglas gut beobachten. Die Landschaft war sehr schön: Moose, Flechten, niedriges Gestrüpp so weit das Auge reichte. Leider fehlte der Sonnenschein.

Wir beschlossen noch ein Stück aufzusteigen, da es weiter oben noch eine größere Herde geben sollte. Dies war auf verschiedenen Gründen ein strategischer Fehler: es begann zu nieseln und der Weg wurde immer sumpfiger. Die Herde fanden wir auch nicht. Nach einer Weile fing es an zu regnen, zuerst leicht, dann immer heftiger. Als unsere Hosen begannen durchzuweichen, zogen wir die Regenhosen an.

Aufwärmen im WoMo
Aufwärmen im WoMo

Als wir gegen 15 Uhr schließlich wieder am WoMo ankamen, waren wir richtig durchgenässt. Entsprechend war erst einmal Wunden lecken angesagt. Wir versuchten für alle nassen Sachen ein Plätzchen zum Trocknen zu finden, was gar nicht so einfach war, da auch das Innere des Rucksacks teilweise feucht war. Besonders schlimm hatte es die Wanderstiefel der Kinder erwischt. Im WoMo herrschte mittleres Chaos. Als das Schlimmste beseitigt war, fuhren wir los nach Süden.

Es schüttete in Strömen. Der Scheibenwischer war die meiste Zeit auf höchster Stufe eingestellt. Die Landschaft war entsprechend trostlos und die Stimmung am Tiefpunkt. In Sel machten wir Abendessenpause. Es gab Rissotto mit Erbsen. Da es immer noch in Strömen regnete, entschieden wir uns, die für morgen geplante Rondane Wanderung auszulassen und weiter nach Süden zu fahren. Frust kam auf: wir mussten den ersten Programmpunkt streichen. Das Gudbrandsdalen durchfuhren wir im strömenden Regen. Trotzdem machten wir einen Abstecher zur Stabkirche in Ringebu (Übernachten verboten).

Wir machten uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz, fanden aber längere Zeit nichts passendes. Nach einer 45-minütigen Irrfahrt durch Fåvang blieben wir an einer Schule an einem einigermaßen akzeptablen Platz stehen.


14.08.2003 - 21. Tag - 64 km

Lillehammer

Als wir gegen 8 Uhr aufwachten, regnete es immer noch in Strömen. Wir konnten die Klopfgeräusche auf dem WoMo Dach nicht mehr hören. Ein Blick nach draußen versprach leider auch keine kurzfristige Besserung. Zwangsläufig ließen wir es ruhig angehen, da wir ja sowieso nicht viel versäumten. Nach dem Frühstück fuhren wir etwas ratlos auf der E6 in Richtung Lillehammer.

In Hunderfossen steuerten wir die kostenlose und saubere Entsorgungsstation bei der Essotankstelle an (siehe Schulz). Am Schluss waren nur wir wieder pitschnass vom Regen. Unser nächstes Ziel war das Norsk Vegmuseum. Der Eintritt war kostenlos und die Ausstellung über die Geschichte des Straßenbaus in Norwegen war sehr sehenswert.

Norsk Vegmuseum
Norsk Vegmuseum

Alle Texte gab es auch in Deutsch. Besonders interessant war eine Straßenkarte aus dem Jahr 1922. Auf ihr waren viele der Straßen, auf denen wir gefahren waren, gar noch nicht eingezeichnet. Zum Schluss schauten wir uns einen Video über die Erbauung des Lærdaltunnelen an, der mit 24,5 km Länge der derzeit längste Straßentunnel der Welt ist. Auf die Besichtigung der umfangreichen Freiluftausstellung mussten wir verzichten, da es so schüttete, dass wir in kürzester Zeit völlig durchnässt gewesen wären.

Wir fuhren weiter in Richtung Lillehammer. Unterwegs zeigte ein Thermometer 13° C an! Wir parkten das WoMo auf dem Parkplatz vom Maihaugen und kochten zunächst eine feine Suppe zum Mittagsessen. An eine Besichtigung des Freiluftmuseums war bei dieser Witterung nicht zu denken. Stattdessen steuerten wir die Fußgängerzone von Lillehammer an und fanden zum Glück sofort einen kostenlosen Parkplatz. Wir rüsteten uns mit Regenhose und Gummistiefeln aus und auf ging es zur Stadtbesichtigung. In so einem Aufzug waren wir noch nie in einer Stadt unterwegs.

Die Fußgängerzone von Lillehammer war ganz sehenswert, aber darüber hinaus war nicht allzu viel geboten. Der Mann in der Touri-Info war sehr hilfsbereit. Er empfahl uns noch einen Tag abzuwarten, da der Wetterbericht für Freitag eine Besserung vorhersagte. Weiterhin gab er uns den Tipp, dass in den öffentlichen Bibliotheken ein kostenloser Internet-Zugang angeboten wird, worauf wir selbige aufsuchten und unsere e-mails abriefen. Auf dem Rückweg zum WoMo versorgten wir uns noch mit frischem Obst und Gemüse.

Lillehammer
Lillehammer

Der Regen hatte zum erstenmal seit 24 Stunden etwas nachgelassen. Es war sogar 1 m2 blauer Himmel zu sehen. Wir beschlossen deshalb, dem Rat der Touri-Info zu folgen und fuhren zur Sprungschanze. Auf dem terrassenförmigen angelegten Parkplatz bot sich eine ruhige Übernachtungsmöglichkeit.

Die Sprungschanze konnte kostenlos besichtig werden (Öffnungszeiten 9 - 20 Uhr). Nur der Lift zum Schanzentisch müsste man bezahlen. Wir hatten Glück und konnten noch etwas beim Training auf der kleinen Schanze zuschauen. Es gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, sich hier in die Tiefe zu stürzen. Wir schwitzten schon beim Erklimmen der steilen Treppe, die zur Schanze empor führte.

Carola kochte im WoMo: Salat, Kartoffeln mit Butter und Fisch. Danach war große Duschaktion angesagt. Wir heizten das WoMo zum erstenmal auf und es wurde richtig heimelig. Da es gestern ziemlich spät geworden war, gingen heute alle frühzeitig in die Betten.


15.08.2003 - 22. Tag - 133 km

Lillehammer

Die Auffahrt zur Schanze wurde nicht nur als Trainingsstrecke für Jogger und Mountain-Biker verwendet, sondern auch von passionierten Hobby-Ralleyfahrern, die im power-slide um die Kurve heizten. Entsprechend früh war die ansonsten geruhsame Nachtruhe zu Ende. Etwas ruhiger wäre wohl der Parkplatz auf der anderen Seite der Schanze gewesen (vorne vorbeifahren).

Maihaugen
Maihaugen

In der Nacht hatte es wiederum stark geregnet und auch heute morgen war das Wetter noch nicht astrein. Deshalb entschlossen wir uns, nach dem Frühstück das Freiluftmuseum Maihaugen zu besichtigen und erst gegen Nachmittag zurück nach Rondane zu fahren.

Wir stellten das WoMo auf dem Museumsparkplatz ab (Gebühr 30 NOK) und lösten eine Familienkarte (200 NOK). Das 1887 vom einem Zahnarzt gegründete Freilichtmuseum umfasst über 165 Gebäude. Alle sind hier in ihrer ursprünglichen Gestalt aufgebaut und mit Hausrat ausgestattet worden. Hier die wichtigsten Highlights:

Maihaugen
Maihaugen

Fazit: absolut lohnendes und sehr lehrreiches Museum in ansprechender Umgebung. Alle Erklärungen und Führungen gab es auch in Deutsch.

Maihaugen
Maihaugen

Als wir das Museum gegen 16 Uhr verließen, war es richtig warm geworden und wir konnten die kurzen Hosen wieder hervorholen. Die Wanderstiefel waren auch endgültig trocken und wir konnten sie hinten verstauen. Kurz darauf fuhren wir zurück nach Norden. Unser Ziel war der Rondane Nationalpark.

Die Fahrt durch das Gudbrandsdalen war diesmal viel ansprechender, da die gefälligen Konturen der Landschaft erkennbar waren. Kurz hinter Ringebu lud uns ein schön angelegter Picknickplatz mit Wasserhahn zur Abendessenspause ein. Carola kochte Nudeln mit klassischer Tomaten, Chamignon, Oliven Sauce. Wir aßen gemütlich im WoMo.

Maihaugen
Maihaugen

Leider nahmen die Wolken immer mehr zu, je weiter wir nach Norden gelangten und uns kamen Bedenken, ob es wirklich eine kluge Entscheidung war, noch einmal nach Norden zu fahren. Egal, jetzt hatten wir uns so entschieden und morgen würden wir schlauer sein.

In Otta bogen wir in Richtung Mysusæter ab und kletterten die Serpentinen hinauf ins Fjell. Oben war es total bewölkt und es pfiff ein kräftiger Wind. Vor der Schranke steckten wir die 10 NOK Maut für die Fahrt zum Wanderparkplatz Spaget in einen Umschlag und warfen ihn ein. Der Parkplatz lag mitten im Fjell und hatte eigentlich ein "Camping Verboten" Schild, das wir aber mangels Alternative nicht beachteten.


16.08.2003 - 23. Tag - 145 km

Rondane

Der Wetterbericht hatte uns im Stich gelassen. In Anbetracht der bekannten Klopfgeräusche zogen wir noch einmal die Decke über den Kopf und schliefen noch eine Runde, da wir heute wohl nichts versäumen werden. Als wir endlich aus den Federn krochen, schalteten wir als erstes die Heizung an, da es saukalt war. Danach ließen wir uns das WoMo-Müsli-Frühstück schmecken.

Den ursprünglichen Plan, mit dem Fahrrad zur Hütte Rondvassbu zu fahren und von dort aus auf den Gipfel Veslesmeden zu gehen, haben wir schnell aufgegeben. Schließlich rafften wir uns aber doch auf und beschlossen zumindest zu Fuß bis zur Hütte zu gehen. Gegen 10 Uhr zogen wir Fleece und Goretex-Jacken an und marschierten los.

Zunächst hatten wir nur mit leichtem Nieselregen und eiskaltem Gegenwind zu kämpfen. Langsam wurde der Regen stärker und wir wurden an den Hosen richtig nass. Besser wäre es gewesen, gleich die Regenhosen anzuziehen.

Rondane Rondane
Rondane Rondane

Nach einer guten Stunde erreichten wir (und viele andere auch) klitschnass die Hütte. Erstaunlich wie viele Leute bei diesem Sauwetter unterwegs waren. Als erstes war "Trockenlegen" im Vorraum der Hütte angesagt. Wir zogen die nasse Hosen und die Jacken aus und die Regenhosen an. In die gute Stube durfte man nur ohne Wanderstiefel hinein. Innen war die Hütte schön mit Holz eingerichtet, sehr gemütlich und sauber. Man durfte sogar seine eigene Brotzeit auspacken, was wir auch taten. Kaum hatten wir uns niedergelassen, war der Schauer vorbei und selbst die Sonne blinzelte etwas durch die grauen Wolken.

Camping Königssee
Rondane Rondane

Nachdem wir uns gestärkt hatten, gingen wir noch ein Stück weiter in Richtung Veslesmeden, um einige Fotos vom See Rondvatnet zu schießen. Als großes Hindernis stellte sich die Überquerung eines kleinen Flusses dar, der aufgrund der starken Regenfällen der letzten Tage angeschwollen und kaum passierbar war. Wir mussten mehrmals kleine Brücken aus Steinen bauen und uns einen passenden Weg suchen. Die Kinder hatten einen Riesenspaß. Schließlich schafften wir es, ohne nasse Füße auf die andere Seite zu gelangen und konnten einige schöne Bilder machen. Die Gipfel der Berge hatten eine weiße Haube aus Neuschnee.

Rondane
Rondane

Anschließend machten wir uns auf den Rückweg zum WoMo. Der Wind und der Niesel kamen jetzt von hinten, so dass der Weg angenehmer war. Diesmal waren wir auch schneller als ein Schauer. Er zeigte sich nur in Form eines tollen Regenbogens. Gegen 16:30 fuhren wir ab: zunächst zurück nach Mysusæter, dann auf die E6 in Richtung Süden.

Da wir nicht ein drittesmal auf der E 6 durch das Gudbrandsdalen fahren wollten, beschlossen wir, einen Umweg über den Peer Gynt Vegen zu machen. Bei Hondrup bogen wir rechts ab und kurvten hinauf ins Fjell nach Gålå, von wo aus es auf ungeteerter Straße (Maut 60 NOK) weiter durch wunderschöne Fjell-Landschaft ging. Am Aussichtpunkt Listulhøgda an der höchsten Stelle fanden wir einen idealen Platz für die Abendessenspause. Carola kochte Würstchengulasch mit Reis. Wir genossen die Aussicht auf das Fjell. In der Ferne waren die Spitzen der Jotunheimen-Kette zu sehen. Ohne die große Schauerwolke hätten wir auch den Blick auf die Gipfel des Rondane genießen können.

Nach dem Essen tuckerten wir gemütlich weiter bis wir die Rv 254 und schließlich wieder die E 6 erreichten. Da wir es heute bis nach Oslo sowieso nicht mehr schaffen würden, steuerten wir noch einmal den Parkplatz bei der Schanze in Lillehammer an, der uns schon einmal eine ruhige Nacht beschert hatte.


17.08.2003 - 24. Tag - 210 km

Oslo

Heute Nacht hatten wir zum erstenmal wieder ohne die berüchtigten Klopfgeräusche geschlafen. Bis zum unserem Ziel Oslo waren es immerhin noch 180 km. Deshalb wollten wir zeitig los und der Wecker ging schon um 7 Uhr. Die Sonne schien und nur einige kleine Restwolken waren am Himmel zu sehen. Ein Blick nach Norden zeigte, dass heute bestes Wanderwetter gewesen wäre. Egal, unser Ziel hieß Oslo. Turboschnell zogen wir nach dem Frühstück kurz nach 8 Uhr ab.

Die Fahrt verlief landschaftlich sehr schön zunächst am Fluss Lågen und später an Norwegens größtem Binnensee, dem Mjøsa entlang. Das Wetter war traumhaft, eigentlich viel zu schön zum Autofahren. Wir suchten nach einer Entsorgungsmöglichkeit, fanden aber nichts passendes (kaputt, zu teuer, ...). Carola fürchtete bereits um ihre Dusche. Schließlich stießen wir auf einem Rastplatz auf ein Luxus-Toilettenhäuschen mit eigens vorgesehener Entsorgungsmöglichkeit.

Holmenkollen
Holmenkollen

Nach 3 Stunden Fahrt erreichten wir Oslo und drückten die 15 NOK Stadtmaut ab. Nun hieß es den Weg zum Holmenkollen zu finden. Uns verwirrten zunächst einige E6 Hinweise und wir fuhren auf dem Ring 3 in die falsche Richtung. Nachdem wir bemerkt hatten, dass wir viel zu weit südlich waren, drehten wir um und folgten der E6/E18 in Richtung Zentrum bis wir einen Hinweis zur Museums-Halbinsel Bygdøy sahen. Von dort fuhren wir mit Hilfe des Veiatlas in Richtung Vigelandpark, wo wir schließlich einen Wegweiser zum Holmenkollen entdeckten. Als wir uns hochgeschlängelt hatten, standen wir vor dem nächsten Problem: es war alles zugeparkt, da an der Schanze mehrere Veranstaltungen stattfanden. Wir kreisten etwas umher und fanden dabei den im Schulz beschriebenen Übernachtungsplatz unterhalb des Fernsehturms. Schließlich parkten wir auf einem Hotelparkplatz in der Nähe der Schanze.

Holmenkollen
Holmenkollen

Anschießend war die Besichtigung der Schanzenanlage angesagt. Das nächste Malheur des Tages ließ auch nicht lang auf sich warten: Werner fiel der Foto aus der Hand! Das Zoom-Objektiv war kaputt und war auf die Schnelle auch nicht wieder in Gang zu setzen. Wir holten die alten Objektive aus dem WoMo. Zum Glück hatten wir sie doch noch mitgenommen, aber die 50 mm Standardbrennweite war nicht mehr abgedeckt.

Es war Sonntagnachmittag und an der Schanze herrschte buntes Treiben. Auf der Mini-Schanze fand ein Skispringen statt. Die Landung erfolgte allerdings nicht wie man vermuten könnte auf Gras, sondern etwas unelegant im Teich des Zuschauerraumes. Im Stadion neben der Schanze gab es ein Springreitturnier. Besonders beeindruckend waren die Kombinationen aus Pferdetransporter und WoMo. Diese Fahrzeuge waren bestimmt nicht billig.

Wir gingen zum Schanzenturm und fuhren mit dem Lift nach oben (Familienkarte 100 OK), von wo aus man eine umfassende Aussicht auf die Schanzenanlagen und den Oslofjord hatte. Leider ist die Turmspitze vollkommen verglast, wodurch im Inneren eine unangenehme Treibhaustemperatur herrschte. Die kleine Ausstellung des Skimuseums war ganz interessant. Es gab Exponate zur Geschichte des Skisports, der Olympischen Spiele 1952 in Oslo und 1994 in Lillehammer und zur Nansen Expedition.

Die Mittagspause verbrachten wir am See der Schanze, wo wir noch etwas den Skispringern zuschauten. Danach ging es zurück zum WoMo. Dort traf uns der nächste Schreck: der Fahrradständer war leicht nach unten gebogen und die Halterungen der Fahrräder hatten sich gelockert. Die gestrige Fahrt über den holprigen Peer Gynt Vegen hatte die Konstruktion wohl etwas überfordert. Wir vertagten das Problem zunächst und fuhren mit der T-Bane nach Oslo (einfache Fahrt 20 NOK für Erwachsene, 10 NOK für Kinder). Nach dem Umsteigen in Majorstuen gelangten wir nach 40 Minuten Fahrt an der Station Storting direkt ins Zentrum.

Camping Oslo - Aker Brygge
Oslo - Schloss Oslo - Aker Brygge

Unser Stadtrundgang führte uns zunächst zum Schloss. Die Kinder fanden die Wachen mit ihrem eigentümlichen Gebaren faszinierend. Danach ging es über Rathaus und Hafen zur Aker Brygge. Hier herrschte buntes Treiben. Viele Osloer nutzten das wunderschöne Wetter zu einem Ausflug an den Hafen. Auch wir schauten den zahlreichen Booten zu und lauschten dem Open-Air Konzert eines Jazz-Trios, was eine tolle Stimmung verbreitete.

Eigentlich wollten wir zum Essen gehen (zumindest einmal in Norwegen). Carola träumte sogar von einem skandinavischen Buffet. Aber die astronomischen Preise holten uns schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: eine 40 cm Familien-Pizza war ab 200 NOK zu haben, dazu ein Glas Mineralwasser für 38 NOK. Fazit: Wir landeten wieder bei McDonlads. Jeder bekam einen Hamburger und Pommes dazu. Dies war teuer genug.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, spazierten wir auf die andere Seite des Hafens zur Akershus Festning (Eintritt frei). Von den Festungsmauern aus beobachteten wir das Eintreffen und Abfahren mehrerer großer Fähren. Danach fuhren wir mit der T-Bane wieder hinauf zum Holmenkollen.

Werner brachte den Fahrradständer wieder in Ordnung. Plötzlich hörten wir den fortwährenden Zündfunken des Kühlschranks. Schnell erkannten wir, dass die Ursache eine leere Gasflasche war. Also wurde kurzerhand eine neue Falsche angestöpselt und schon war auch dieses Problem gelöst.

Anschließend fuhren wir hoch zum bereits erwähnten Parkplatz unterhalb des Fernsehturms. Alle Mann duschten und hüpften in die Betten. Ein aufregender Tag ging zu Ende.


18.08.2003 - 25. Tag - 139 km

Oslo / Fredrikstad

Auch heute wurden wir wieder unsanft um 7 Uhr geweckt. Diesmal war die Ursache nicht der Wecker, sondern die Müllabfuhr. Ein Blick nach draußen verhieß einen schönen Tag: außer blauem Himmel waren nur einige hohe Wolkenbänder zu sehen. Da unsere Vorräte so ziemlich aufgebraucht waren, war heute wieder einmal das berühmte Müsli-Frühstück im WoMo angesagt. Nachdem wir noch einen letzten Blick von oben auf Oslo geworfen hatten, zogen wir kurz nach 8 Uhr ab.

Unser erstes Tagesziel war der Vigelandpark. Dank des Stadtplans im Veiatlas fanden wir auf Anhieb den richtigen Weg. Unterwegs fielen wir unvermittelt unter die Wegelagerer und mussten noch einmal 15 NOK Stadtmaut bezahlen. Wir parkten in einer Seitenstraße beim Friedhof am Hintereingang. Von hier aus hatten wir nicht weit zum Park und sparten uns noch die Parkplatzgebühren. Der Park ist sehr schön angelegt und die Vielfalt der Skulpturen beeindruckte selbst uns Kunstbanausen.

Als nächstes Ziel steuerten wir das Fram-Museum auf der Halbinsel Bygdøy an (Parkgebühr 6 NOK/h). Vor der Besichtigung stärkten wir uns im WoMo mit China-Suppe und Wurstbrot.

Vigeland Park Vigeland Park Vigeland Park
Vigeland Park Vigeland Park Vigeland Park

Auf dem Parkplatz herrschte reges Treiben. Reisebusse karrten scharenweise Touristen an. Außerdem war in der Nähe der Fähranleger zur Überfahrt ins Zentrum. Die Besichtigung des Fram-Museums (60 NOK für die Familie) war sehr lohnend. Das Schiff ist komplett aufgebaut und kann auch innen besichtigt werden. In den Schaukästen gab es eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Fahrten der Fram und anderer wichtiger Polarexpeditionen. Nachdem wir das Museum verlassen hatten, setzten wir uns noch etwas an das Wasser und beobachteten die Schiffe auf dem Oslofjord. Das riesige Kreuzfahrtschiff Constellation der Celebrity-Line legte gerade ab und fuhr vor unserer Nase vorbei.

Wikingerschiff
Wikingerschiff

Die letzte Station unserer Stadtbesichtigung war das naheliegende Wikingerschiff-Museum (80 NOK für die Familie). Ausgestellt sind 3 Wikingerschiffe, die als Grabbeigaben um die Jahrhundertwende ausgegraben wurden. Die sonstigen Erklärungen waren eher dürftig.

An dieser Stellen noch eine Bemerkung zur Oslo-Kart: Da wir nicht die absoluten Museums-Freaks sind, hatten wir bewusst auf sie verzichtet. Allerdings sind wir summa summarum bereits bei unserem bescheiden Programm nicht allzu viel billiger weggekommen.

Gegen 16 Uhr fuhren wir endgültig ab in Richtung Süden. Zunächst herrschte auf der E6/E18 etwas dicker Berufsverkehr, dann gab es viele Baustellen. Zwischendurch knöpften uns die Straßenwikinger noch einmal 15 NOK Maut ab. In Vestby fanden wir bei Statoil noch eine kostenlose Ver- und Entsorgung. Weiter ging die Fahrt über E6 und Rv 110 nach Fredrikstad, wo wir zunächst in einem Supermarkt unsere Vorräte auffüllten. Danach steuerten wir die Burg Kongsten Fort an. Irgendwie kamen wir mit der Beschreibung im Schulz nicht ganz klar. Nachdem wir die Burg mehrmals umkreist hatten, blieben wir schließlich auf dem Parkplatz eines Fußballpaltzes unterhalb der Burg stehen.

Carola kochte Rührei mit Erbsen und Bohnen. Werner und die Kinder erkundeten die Burg und schauten etwas beim Fußballspiel zu. Nach dem Essen unternahmen wir einen Verdauungsspaziergang in die Altstadt und zum Fluss. Es gab einige ganz romantische Ecken, aber ansonsten war recht wenig los. Als Übernachtungsplatz kann man den Fleck allerdings wärmstens empfehlen.


19.08.2003 - 26. Tag - 637 km

Schweden

Der Wecker riss uns um 7 Uhr aus einem ruhigen Schlaf. Der heutige Plan sah vor, noch ein gutes Stück in Richtung Süden zu kommen. Unser Ziel war die dänische Insel Møn. Sollten wir dies nicht schaffen, so wollten wir irgendwo an der schwedischen Ostseeküste stehen bleiben. Im Schulz gab hierzu genügend vielversprechende Hinweise. Allerdings schreckten uns die jüngsten Berichte über Überfälle auf WoMos in Südschweden von einem längeren Aufenthalt ab.

Nach dem Frühstück ging es los. Auf der Rv 110 fuhren wir zurück zur E 6, die zunächst einspurig und recht kurvig war. Darüber hinaus sorgten zahlreiche Baustellen dafür, dass wir nicht allzu schnell vorankamen. Vor Göteborg wurde die E 6 zur zweispurigen Autobahn und wir gewannen an Fahrt.

Nach 4,5 h Fahrt und 380 km Strecke meldete sich so langsam der Hunger und wir folgten einem Schulz-Hinweis zum Strand von Skummeslövsstrand. Das Wetter passte auch. Nachdem es am Morgen in Norwegen noch total bewölkt war, klärte der Himmel um Göteburg herum immer mehr auf und am Strand schien die Sonne. Kombiniert mit der leichten Brise herrschten traumhafte Strandbedingungen.

Skummeslövsstrand
Skummeslövsstrand

Wir folgten einem Wegweiser in Richtung Strand. Die Straße endete unmittelbar am Sand, der auch befahren werden durfte. Wir nutzten die Gelegenheit und parkten hinter einem kleinen Dünengürtel. Nachdem wir den Hunger gestillt hatten, brachen wir zu einem 1,5 Stunden Strandspaziergang auf. Danach setzten wir uns noch etwas vor das WoMo in die Sonne. Werner schrieb Tagebuch. Die Kinder spielten vergnügt im Sand. Entspannung pur für alle. Eine dunkle Schauerwolke erinnerte uns ans Weiterfahren, was wir gegen 16:15 Uhr auch taten. Fazit: schöner Fleck für einen Zwischenstopp, für einen längeren Aufenthalt gibt es schönere Strände.

Skummeslövsstrand Skummeslövsstrand
Skummeslövsstrand Skummeslövsstrand

Weiter ging die Fahrt auf der E 6 in Richtung Süden. Der herrliche Sonneschein ließ die Landschaft im besten Licht erscheinen. Sie ist inzwischen flach geworden und überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Die E 6 verläuft streckenweise direkt am Meer entlang. Am Horizont war die dänische Küste zu erkennen. Die Øresundbrücke (550 SEK, wir wurden als 6m klassifiziert) überquerten wir in herrlicher Abendstimmung. Sie ist eine sehr imposante Konstruktion und trotz des kurzen Umwegs eine echte Alternative zur Fähre. Noch vor Erreichen des Festlandes taucht die Fahrbahn in einen Tunnel unter dem Meer ein.

Møn
Møn

Auf dem Festland angekommen zogen wir auf der E 47 an Kopenhagen vorbei und rollten weiter in Richtung Rødby. Bei der Ausfahrt Solrød Nord ließ ein Zwischenstopp bei McDonalds die Kinderherzen höher schlagen. Das Ganze war sogar wieder einigermaßen bezahlbar. Weiter auf der E 47 nahmen wir die Ausfahrt Nummer 41 und fuhren auf der 59 in Richtung Møn. Die Straße führte noch einmal über eine sehr ästhetische Brückenkonstruktion.

In Stege bogen wir in Richtung Ulvshale ab. Nach ein paar hundert Metern sahen wir 2 italienische WoMos an einem Parkplatz neben der Straße stehen, die den traumhaften Sonnenuntergang beobachteten. Spontan stellten wir uns dazu, da es schon dämmerte. Deutlich merkten wir, dass sich die Länge der Tage verkürzt hatte. Müde fielen wir in die Betten.


20.08.2003 - 27. Tag - 47 km

Møn

Die Nacht war unruhig. Die Straße, an der wir standen, führte nicht zu einem abgelegenen Strand, sondern entpuppte sich als die Hauptdurchgangsroute für den Schwerlastverkehr der Insel. So konnte man sich täuschen! Wir wachten unzählige Male auf in der Nacht, bis es dann um 06:30 endgültig mit dem Schlaf vorbei war.

Nach dem Frühstück ergänzten wir zunächst unsere Vorräte im Supermarkt. Danach versorgten wir uns mit Unterlagen über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf Møn und erkundigten uns nach dem Wetter. Heute sollte es noch sonnig sein mit ein paar Wolken, morgen war Regen angesagt! Demzufolge schaute unser Plan wie folgt aus: der für heute geplante Badetag wird zurückgestellt, stattdessen besuchten wir die berühmten Kreideklippen. Mit Hilfe der kleinen Karte, die wir in der Touri-Info erhalten hatten, fuhren wir an das Ostende der Insel. Die letzten 3 km waren ungeteert, aber gut fahrbar. Auch der angeschlagene Fahrradträger hielt durch. Wir parkten das WoMo am Parkplatz Møns Klint (Gebühr 25 DKK, Übernachten verboten).

Møns Klint
Møns Klint

Wir stiegen die zahlreichen Treppen hinunter zum Strand. Der Anblick der Klippen von unten war sehr eindrucksvoll. Teilweise wirkten sie in Anbetracht der vielen Erdrutschhinweise sogar etwas bedrohlich. Zunächst ließen die grauen Wolken den Kontrast zwischen den hellen Kreidefelsen und dem Himmel nicht voll zur Geltung kommen. Ein Spaziergang in südlicher Richtung führte uns zum 2,5 km entfernten Leuchtturm. Auf dem Rückweg vertrieb der steife Wind die Wolken und es wurde richtig warm, an geschützten Stellen sogar fast heiß. Wir schossen tolle Fotos. Beim Aufstieg hatte Werner plötzlich Probleme mit dem Kreislauf. Nach einer kurzen Erholungspause war er wieder fit.

Zurück am WoMo holten wir die Ferngläser und marschierten am Klippenrand nach Norden. Immer wieder gab es Aussichtspunkte mit imposanten Ausblicken auf das blaue Meer. Unterhalb von Møn muss eine wichtige Schifffahrtsroute verlaufen, da wir insbesondere zahlreiche Fähren nach Rostock und Travemünde beobachten konnten. Der Anblick machte uns etwas wehmütig. Bald werden wir auf so einem Pott sein und dann ist der Urlaub auch schon zu Ende.

Møns Klint Møns Klint
Møns Klint Møns Klint

Bis jetzt hatten wir Glück mit dem Wetter. Wir sahen lediglich einige kräftige Schauer über dem Meer an uns vorbeiziehen. Ob es jedoch noch für einen Nachmittag am Strand reichte, war etwas fraglich. Einen Versuch war es aber allemal wert. Also fuhren wir mit dem WoMo zum Strand in Ulvshale. Unterwegs stoppten wir noch an der Kirche in Elmelunde und schauten uns die Kreidemalereien an. Na ja, ob die zwei Baedecker-Sterne wirklich gerechtfertig sind, darüber lässt sich streiten. Am Strandparkplatz von Ulvshale angekommen hatten wir wieder Glück und erwischten ein großes Sonnenloch. Die Kinder sandelten und Werner schnappte sich einen Camping-Stuhl und schrieb Tagebuch mit Blick auf Dünen und Meer. Carola kochte Spaghetti mit Miracoli-Sauce und Salat.

Ulvshale
Ulvshale

Wir beschlossen, das Camping-Verboten Schild zu ignorieren und auf dem Parkplatz zu übernachten. Für alle Mann war Duschen angesagt. Dann wurde Werner immer heisser und klagte über Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Das Fieberthermometer zeigte 39°C an. Alarmstimmung setzte ein! Wir waren immerhin noch 1100 km von zuhause entfernt!

Spät abends erhielten wir noch Besuch vom Campingplatzbetreiber von nebenan. Er versuchte uns und das französische WoMo neben uns zu vertreiben. Werner ging es ziemlich schlecht und wir weigerten uns wegzufahren. Der Parkplatz direkt neben dem Campingplatz war wohl als Übernachtungsplatz zu plump gewählt. Die Franzosen zogen ab.


21.08.2003 - 28. Tag - 34 km

Møn

Werner hatte keine gute Nacht. Starkes Fieber und Gliederschmerzen plagten ihn. Am Morgen war ziemlich schnell klar, dass wir zum zweitenmal in diesem Urlaub einen Arzt brauchten! Nach einigen Telefonaten (die Nummern hatten wir aus der Broschüre der Touri-Info) fanden wir in Delmsholte einen Arzt. Wir fuhren hin und nach kurzem Warten stand bereits die Diagnose fest: bakterieller Harnwegsinfekt. Ein Fall für Antibiotika!

Wir fuhren zurück nach Ulvshale und beschlossen einen Tag lang Pause zu machen. Dort konnten zumindest die Kinder sich im Sand vergnügen. Diesmal stellten wir uns auf den Campingplatz, da wir sowieso entsorgen mussten und uns die abendliche Stellplatzsuche zu riskant war.

Werner ruhte sich etwas aus und machte ein ausgedehntes Mittagsschläfchen. Die Kinder sandelten und spielten mit den anderen Kindern auf dem Campingplatz. So hatten sie zumindest ihren Spaß. Der Himmel zeigte sich bewölkt und es war relativ kühl und windig. Der angesagte Regen blieb zum Glück aus. Trotzdem war es irgendwie trostlos.

Gegen Nachmittag ging es Werner wieder langsam besser und er stand auf. Nach langer Zeit hatten wir wieder Strom im WoMo, was wir zu einer ausgiebigen Rasur nutzen. Auf der nächsten WoMo-Tour werden wir einen portablen Wechselrichter mitnehmen, der uns auch das letzte Stück Autarkie bescheren wird. Für das Handy hatten wir bei ebay einen 12V Ladekabel ersteigert.

Carola kochte Würstle-Gulasch zum Abendessen und wir speisten gemütlich im WoMo. Die Kinder gingen Duschen. Danach spielten wir noch zusammen.


22.08.2003 - 29. Tag - 150 km

Fähre / Grömitz

Die Ruhe des Campingplatz bescherte uns einen langen Schlaf. Das Wetter war nicht gerade berauschend. Es tröpfelte gelegentlich und war total bewölkt und relativ kühl. Werner ging es wieder besser, aber wir ließen es trotzdem ruhig angehen und starteten mit einem ausgedehnten Frühstück in den Tag. Nachdem wir den randvollen Abwassertank entsorgt und den Campingplatz bezahlt hatten, ging es weiter ein Stück in Richtung Heimat.

Zunächst fuhren wir noch zu einem der zahlreichen Hügelgräber auf Møn nach Klekkende Høj. Die Grabkammer war innen beleuchtet, so dass sich die Kinder nicht so richtig am Gebrauch der Taschenlampe erfreuen konnten. Der Gang war sehr niedrig und somit nur für absolut gelenkige Menschen geeignet. Als Felix wieder herausgekrochen kam, traf uns der nächste Schreck. Er blutete relativ stark am Kopf. Offenbar hatte er sich an der Decke angestoßen. Zum Glück war alles halb so wild und die Blutung hörte bald wieder auf.

Puttgarden
Puttgarden

Wir fuhren weiter auf der E 47 nach Rødby. Die Landschaft war ziemlich menschenleer. Es gab nicht einmal eine normale Tankstelle, wo wir unsere restlichen Kronen loswerden konnten. An der Fähre kamen wir diesmal nicht als 6m durch und mussten 460 DKK berappen. Aufgrund des 30-Minuten Taktes gab es keine nennenswerten Wartezeiten und wir kamen mit der übernächsten Fähre mit. Das Ganze hatte aber eher die Atmosphäre eines Hauptbahnhofs und war nicht mit der Überfahrt mit der Fjordline zu vergleichen.

Obwohl es immer noch grau in grau war und ein kräftiger Wind blies, verbrachten wir die meiste Zeit auf dem Sonnendeck. Das Schiff schaukelte ein wenig und Carola warf aufgrund der Erfahrungen prophylaktisch einen Reisekaugummi ein. Sie überstand diesmal die Überfahrt unbeschadet. Vielleicht war auch das sofortige "Land in Sicht"-Gefühl hilfreich. Nach 45 Minuten erreichten wir Puttgarden und hatten wieder deutschen Boden unter den Füßen.

Auf dem Besucherparkplatz (Gebühr 1,50€) war zunächst Mittagspause angesagt. Dem Wetter entsprechend kochten wir uns eine warme Suppe und aßen im WoMo. Wir beobachteten, wie die Fahrgäste eines schwedischen Reisebusses jede Menge Alkohol aus dem "Border Shop" schleppten. Daraufhin beschlossen wir, diesen Shop auch einen Besuch abzustatten. Zuvor spazierten wir vor zur Mole und schauten bei der Einfahrt einer Fähre in den Hafen zu. Der Laden entpuppte sich als riesiges Alkohollager, in dem man Schnaps, Bier und Wein kistenweise mitnehmen konnte. In diesem Ausmaß hatten wir so etwas noch nicht gesehen. Die Preise waren für unsere Verhältnisse nicht unbedingt billig, aber für Schweden musste es ein Paradies sein und da es keine Zollkontrollen mehr gibt, stand dem Einkaufsvergnügen nichts mehr im Wege. Wir erstanden 3 Packungen Carlsberger und einige Süßigkeiten. Die Kinder bekamen noch ein Eis spendiert.

Grömitz Grömitz
Grömitz Grömitz

Gegen 14:30 lenkten wir das WoMo über die Fehmarn-Sundbrücke und dann weiter auf der B501 in Richtung Grömitz. Dank der präzisen Beschreibung im ProMobil Atlas fanden wir den Stellplatz (Gebühr 10€) auf Anhieb. Er war bereits ziemlich voll, obwohl es erst kurz vor 17 Uhr war. Unser Nachbar erklärte uns den Grund hierfür. Heute Abend war das NDR1 Schlagerfestival mit Staraufgebot angesagt.

Grömitz
Grömitz

Uns zog der inzwischen strahlend blaue Himmel ans Meer, wo wir an der Kurpromenade entlang schlenderten und Strandkörbe, Seebrücke und Yachthafen bestaunten. Die Kinder hörten bei der "Guten Nacht Geschichte" zu. Zum erstenmal in diesem Urlaub gingen wir zum Essen: Beim Italiener ließen wir es uns richtig gut gehen. Es war noch angenehm warm und wir konnten draußen sitzen. Zur Verdauung schlenderten wir noch etwas am Meer entlang. Anschließend gingen wir in den Kurpark zum Schlagerfestival. Es war ziemlich was los. Alle Alterstufen waren vertreten. Obwohl diese Art von Musik eigentlich nicht unsere Kragenweite ist, hörten wir eine Weile zu. Der "Höhepunkt" war der Auftritt von Nino de Angelo ("Jenseits von Eden").

Per SMS hatten wir noch einmal eine Einladung von Roland und Karin erhalten, die wir natürlich gerne annahmen. Also war unser Plan für morgen, vormittags noch einmal an den Strand zu gehen und dann nach Süden zu fahren.


23.08.2003 - 30. Tag - 591 km

Grömitz / Schweinfurt

Wir schliefen tief und fest. Strahlender Sonneschein begrüßte uns. Er zog uns sogleich magisch an den Strand, da wegen der langen Fahrt nach Süden nicht mehr allzu viel Zeit blieb. Nach dem Frühstück holten wir schnell die kurzen Hosen raus, packten die Badesachen zusammen und ab ging es zum Strand. Die Parkgebühr für den Stellplatz schloss die Kurtaxe für 2 Erwachsene mit ein, angesichts dessen ein fairer Preis für das Übernachten.

Die Kinder sandelten und sprangen kurz ins Wasser. Wir gingen etwas am Strand entlang spazieren und machten Fotos. Ein paar malerische Quellwolken zogen vorbei und sorgten dafür, dass es nicht zu heiß wurde. Fazit: Entspannung pur war angesagt. Schade, dass der Urlaub nun zu Ende ging. Hier hätten wir es noch etwas ausgehalten.

Gegen Mittag holten wir uns einen Döner. Die Kinder wurden mit einer Portion Pommes beglückt. Danach gingen wir zurück zum WoMo und alle Mann duschten ein letztes Mal. Nachdem wir uns an der kostenlosen und komfortablen Entsorgungsstation erleichtert hatten, fuhren wir gegen 13:20 los.

Grömitz Grömitz
Grömitz Grömitz

Die Fahrt führte uns über die A1 und A7 nach Süden. Die Fahrt war problemlos. Nur vor Soltau gab es einen kurzen Stau. Am Elbtunnel kamen wir glücklicherweise nicht vorbei. Nach einer kurzen Pause bei McDonalds in Guxhagen erreichten wir gegen 21:30 Schweinfurt.

Es war eine laue Sommernacht. Roland und Karin berichteten, das es im Süden die ganze Zeit solch ein Traumwetter hatte. Wir saßen noch eine geraume Weile auf der Terrasse und erzählten von den Erlebnissen der letzten 4 Wochen.


24.08.2003 - 31. Tag - 279 km

Rückfahrt

Wir schliefen bis 8 Uhr und genossen zusammen mit Roland und Karin ein geruhsames Frühstück auf der Terrasse.

Gegen 10 Uhr fuhren wir ab. Nach knapp 3 Stunden Fahrt bei Traumwetter kamen wir wohlbehalten wieder zuhause an. Ein wunderschöner Urlaub ging trotz seiner stolzen 4 Wochen Länge viel zu früh Ende.

Zunächst war einmal das Ausräumen des WoMos angesagt. Unglaublich, wie viel Zeugs im WoMo steckte. Entsprechend zahlreiche Gänge waren angesagt. Zum Glück halfen uns die Großeltern, so dass gegen Abend das Schlimmste vorbei war und wir an die Innenreinigung gehen konnten.

25.08.2003

Rückgabe

Nachdem wir das WoMo am Vormittag zurückgegeben hatten, nahm uns sofort der Alltag wieder in seine Fänge. Nur die Kinder konnten noch einige sonnige Ferientage genießen.

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 11. Februar 2009 22:01