Tagebuch

05.08.2005 - 10. Tag - 130 km

Glencoe

Trotz der nahen Straße verlief die Nacht erstaunlich ruhig. Erst der Sicherheitswecker um 07:30 Uhr ließ uns munter werden. Gestärkt durch ein klassisches Müsli-Frühstück waren wir nach einer Stunde marschbereit. Das Wetter war zwar ein Hauch besser als gestern, lud aber nicht gerade zu einer Wanderung ein. Immer wieder gab es leichte Schauer.

Wir fuhren zunächst zurück zum Loch Lomond und dann am Westufer auf der A82 weiter in Richtung Norden. Unser Ziel war das geschichtsträchtige Tal Glencoe. Die Straßen wurden langsam enger und die Berge höher. Keine Frage, wir waren auf dem Weg in die Highlands. Die Landschaft war saftig grün und wirkte unheimlich, wozu sicherlich auch die schwarzen Wolken beitrugen. Zu Beginn gab es sogar einige blaue Flecken am Himmel. Als wir uns jedoch dem Pass näherten, zog es wieder zu und begann zu tröpfeln. Oben angekommen war alles grau in grau. Nichtsdestoweniger wirkte die Landschaft gewaltig und beeindruckend. Eigentlich wollten wir unterwegs noch einen Supermarkt ansteuern, um unsere Vorräte zu ergänzen. Aber die Landschaft war recht einsam und es war kein geeigneter Laden zu entdecken.

Lost Valley Glencoe Paßhöhe
Lost Valley Glencoe Paßhöhe

Trotz der nicht gerade idealen Bedingungen beschlossen wir, eine Wanderung zu machen. Also packten wir die Rucksäcke zusammen und kramten die Gamaschen heraus. Letztere gehören zur Standardausrüstung eines Schottlandwanderers. Unser Ziel war das "Lost Valley" (siehe Rother-Wanderführer Tour #16). Der schön angelegte Weg führte durch saftig grüne Farne nach oben. An einer Stelle verpassten wir die Überquerung des Flusses und kletterten ein steiles Geröllfeld hoch. Zum Glück entdeckte Felix noch rechtzeitig Wanderer auf der anderen Seite und wir drehten um. Es war allerdings gar nicht so einfach, eine geeignete Stelle zur Überquerung des aufgrund der jüngsten Regenfälle etwas angeschwollenen Baches zu finden. Aber wir schafften es letztendlich doch, ohne nasse Füße auf die andere Seite zu kommen. Nach einem kurzen weiteren Aufstieg erreichten wir schließlich das "Lost Valley", eine relativ große Talsohle umgeben von fast senkrechten Wänden. Wir überquerten noch einmal den Fluss, was sich auch diesmal als schwierig herausstellte. Nach einer kurzen Brotzeit stiegen wir noch ein Stück bergan und ließen die gewaltige Stimmung des Tales auf uns wirken. Unser eigentliches Ziel, den Bidean nam Buan (1150m), konnten wir nicht erreichen, da das Geröllfeld sehr steil ist (ein entgegenkommender Wanderer hatte uns gewarnt) und der Gipfel sowieso in Wolken gewesen wäre. Also drehten wir um und machten uns auf den Rückweg zum WoMo, wo wir gegen 15:00 Uhr ankamen. Inzwischen tauchten einige blaue Flecken am Himmel auf und wir konnten vom Parkplatz aus stimmungsvolle Bilder schießen.

Lost Valley Glencoe Paßhöhe
Lost Valley Glencoe Paßhöhe

Unser nächstes Ziel war Fort William, ein geschäftiges Touristenzentrum mit zahlreichen Geschäften und Cafés. Die Sonne kam immer mehr hervor und lies die diversen Lochs, an denen wir vorbei fuhren, in einem schönen Licht erstrahlen. Im Ort steuerten wir als erstes einen Supermarkt an, da unser Bestand an Brot und Frischem zur Neige ging. Die Preise waren gar nicht so hoch wie erwartet (zumindest im Vergleich zu Norwegen). Als nächstes brauchten frisches Wasser, denn wir lechzten nach einer Dusche. Leider gestaltete sich die Suche als gar nicht so einfach. Einige Tankstellen und ein Campingplatz haben uns abgewiesen. An einer BP-Tankstelle durften wir schließlich entsorgen und das Wasser auffüllen, allerdings mussten wir 5 £ für die Getränkekasse spenden. Nicht gerade ein christlicher Preis (zumal wir auch getankt haben). Egal, eine angenehme Dusche war uns wichtiger.

Glencoe Paßhöhe Blick auf Ben Nevis
Glencoe Paßhöhe Blick auf Ben Nevis

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Neptun's Staircase fuhren wir zum Parkplatz der Nevis Range (siehe WoMo-Führer), um dort zu übernachten. Zum Abendessen gab es Würstelgulasch mit Reis. Nachdem alle Mann geduscht hatten, beendeten wir in aller Ruhe den Tag.