Tagebuch

27.07.2005 - 1. Tag - 68 km

Vorbereitung

WoMo vor der Haustüre
WoMo zum Einladen bereit

Die letzten Tage in der Arbeit waren einigermaßen ruhig. Auch die Urlaubsvertretung war organisiert, so dass einem entspannten Ferienbeginn eigentlich nichts im Wege stand. Nur Franziska sorgte für eine leicht angespannte Stimmung, denn sie hatte sich eine Sommergrippe eingefangen und fieberte seit Anfang der Woche.

Werner fuhr mit Opa zum Abholen des WoMo zur DRM-Übergabestation nach München. Die Übergabe klappte reibungslos. Das Fahrzeug war wie versprochen Baujahr 2005 und gut ausgestattet (großes Dachfenster, zusätzliche Kippfenster im Alkoven, Automatik-Kühlschrank, Sog-Entlüftung, ...). Innen hätte es allerdings etwas sauberer sein können. Zum Leidwesen der Kinder hatte der Autoradio nur ein CD-Laufwerk, so dass die innig geliebten Benjamin-Blümchen Kassetten zu Hause bleiben mussten.

Kurz nach 12:00 Uhr stand das WoMo bereits vor der Haustüre. Danach war Einladen angesagt. Da wir alles gut vorbereitet hatten, kam kein großer Stress auf. Es war sonnig und sehr heiß, so dass wir richtig ins Schwitzen kamen. Alles verlief nach Plan. Nur Franziskas Fieber wollte nicht besser werden. Wir beschlossen morgen noch einmal zum Arzt zu gehen.

 

28.07.2005 - 2. Tag - 0 km

Vorbereitung

Der Arzt verordnete Franziska Antibiotika, aber das Fieber hielt sich dennoch hartnäckig.

Mit dem Einpacken kamen wir zügig voran. Wir beschlossen jedoch nicht, wie ursprünglich geplant, bereits morgen unmittelbar nach der Schule loszufahren, sondern erst am Samstag in der Früh.

Hoffentlich geht alles gut, schließlich standen fast 2 Jahre Planung auf dem Spiel. Leichte Krisenstimmung machte sich breit.

 

29.07.2005 - 3. Tag - 0 km

Vorbereitung

Franziska hatte immer noch Fieber. Carola ging mit ihr noch einmal zum Arzt. Das Blutbild zeigte zum Glück keine Auffälligkeiten, so dass wir beschlossen, dennoch morgen in der Früh zu fahren.

Felix kam gegen 10 Uhr von der Schule nach Hause. Er brachte auch Franziskas Zeugnis mit. Sie war etwas traurig, dass sie am letzten Schultag in der 4. Klasse nicht mit dabei sein konnte.

Wir räumten noch einige Kleinigkeiten ins WoMo. Die extreme Hitze machte uns zu schaffen. Wenn wir jetzt losgefahren wären, hätten wir sicherlich keine angenehme Nacht gehabt.

Am Abend ging es dann Franziska endlich besser und wir konnten aufatmen.


30.07.2005 - 4. Tag - 645 km

Anfahrt / Speyer

Um 05:00 Uhr ging der Wecker. Ein kurzer Griff an Franziskas Stirn ergab: kühl!! Also schnell die letzten Dinge und die Betten ins WoMo gepackt und ab ging es. Zur Sicherheit holten wir noch eine Flasche Hustensaft aus der Apotheke. Kurz vor der Autobahn bemerkten wir zum Glück, dass Carolas ärmellose Jacke fehlte. Folglich drehten wir noch einmal um. Gegen 07:10 Uhr waren wir endgültig auf der Piste in Richtung Norden.

Unsere Route führte uns zunächst auf der A8 bis nach Karlsruhe, dann über A5, A6, A61 weiter nach Norden. Obwohl Ferienbeginn und damit großes Stauwochenende war, kamen wir zügig voran. Unterwegs gab es einige unbedeutende Schauer, doch nach und nach stabilisierte sich das Wetter und die Sonne kam heraus. Zum Glück war es nicht mehr so heiß wie gestern.

Dom zu Speyer
Dom zu Speyer

Spontan entschlossen wir uns zu einem kurzen Zwischenstopp in Speyer, um uns den berühmten Kaiserdom anzuschauen. Sogleich fanden wir an der Festwiese einen schönen und schattigen Parkplatz (1€ für 2h). Der imposante Dom ist wirklich sehenswert (der Dom zu Augsburg kann aber auch mithalten). Nach der Besichtigung stärkten wir uns mit einem Döner in der netten Fußgängerzone und machten noch einen kurzen Abstecher zum Rhein, um uns die Frachtschiffe anzuschauen. Gegen 13:00 Uhr ging es weiter auf der A61 nach Norden.

Brüggen
Brüggen

Nachdem wir kurz vor Köln eine falschen Abzweigung erwischt hatten und deshalb eine kleine Ehrenrunde drehen mussten, erreichten wir gegen 17:30 Uhr Brüggen, unser heutiges Etappenziel. Den im Promobil Stellplatzatlas beschriebenen Platz fanden wir irgendwie nicht und parkten deshalb bei der alten Mühle. Der offizielle Stellplatz, den wir beim späteren Spaziergang entdeckten, wäre übrigens eh voll gewesen wären und auch nicht besonders reizvoll gelegen. Einziger Nachteil des Platzes an der Mühle war ein Schild "WoMo nur von 09-21 Uhr". Wir beschlossen, es zu ignorieren.

Da wir zu müde zum Kochen waren, kehrten wir bei einer holländischen Frittenbude ein. Zur besseren Verdauung schlenderten wir anschließend noch etwas durch das hübsche Örtchen und genossen die abendliche Stimmung im kleinen Park bei der Burg.


31.07.2005 - 5. Tag - 263 km

Anfahrt / Marken / Volendam

Wir schliefen tief und fest. Auch die Polizei störte uns nicht. Die Temperaturen waren im Vergleich zu den Tagen zuvor angenehm kühl. Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung gewesen, nicht mehr am Freitag Nachmittag loszufahren.

Da wir zeitig in Amsterdam sein wollten, klingelte bereits um 06:30 der Handy-Wecker. Danach machten wir uns sogleich auf den Weg. Wir fuhren zunächst über Land in Richtung Roermond. Uns gefielen die vielen kleinen hübschen Örtchen. Hinter der Grenze wurde die Landschaft langsam trister und auch der Himmel zog sich immer mehr zu. Hinter Eindhoven war an einem Autobahnparkplatz Frühstückspause angesagt. Es fing an zu tröpfeln. Na ja, eigentlich hatten wir für heute eine Radtour am IJsselmeer geplant.

Nach Amsterdam war es nicht mehr weit. Zum Glück war Sonntag und somit so gut wie kein Verkehr. Rechts und links neben der 6-spurigen Autobahn gab es fast durchgehend Industrie und Bürokomplexe. Der Regen wurde immer stärker und es gab ordentliche Schauer.

Kurz nach 10 Uhr erreichten wir Amsterdam. Zum Glück hatte Werner die Web-Seite des Gaasper Camping noch einmal besucht. Hier gab es ausführliche Informationen zur geänderten Anfahrt aufgrund der Bauarbeiten auf der A9. Ohne diese Hinweise hätten wir uns wohl schwer getan, den Platz auf Anhieb zu finden. Der Campingplatz machte einen sehr guten Eindruck (Kostenpunkt für uns vier, inkl. Strom 26,25€ pro Nacht). Wir bekamen einen Platz zugewiesen und besetzten ihn mit unserem Camping-Tisch (zum Glück aus Plastik und somit regenresistent).

Nach kurzem Aufenthalt fuhren wir mit dem WoMo nach Marken. Gegen 11:30 Uhr standen wir auf dem Parkplatz (Gebühr 5,90€). Es regnete noch leicht und wir beschlossen, uns zuerst ein kleines Mittagessen zu kochen: Suppe mit Brätstrudel. Danach schlenderten wir durch den netten kleinen Ort mit seinen dekorativen grünen Holzhäusern, schmucken Gärten und dem Hafen.

grüne Holzhäuser in Marken kleine Grachten und Zugbrücke
grüne Holzhäuser in Marken kleine Grachten und Zugbrücke

Leider kam das Ganze im Regen nicht voll zur Geltung. Bemerkenswert waren auch die kleinen Kanäle und ihre hölzernen Zugbrücken, die nach den Mitgliedern der Königsfamilie benannt waren. Am Ortseingang wurden in einem Clog-Shop unzählige Exemplare dieses typischen holländischen Kitsch-Souvenirs feilgeboten. Im hinteren Teil gab es eine kleine Ausstellung, wo die verschiedenen Arbeitsschritte zur Herstellung der Holzschuhe erklärt wurden.

holländische Clogs verschiedene Stadien der Herstellung
holländische Clogs verschiedene Stadien der Herstellung

Die nächste Station des heutigen Tages war das nahegelegene Örtchen Volendam. Wir stellten das WoMo problemlos am kostenlosen Busparkplatz ab. Danach spazierten wir zum Hafen, wo uns der volle Touristen-Rummel empfing. Als Höhepunkt konnte man sich in voller Holländertracht (inkl. Käselaib!) ablichten lassen. Wir verzichteten dankend auf diese Kitschaktion. Trotzdem hatte der Ort mit seinen farbenfrohen Geschäften, den zahlreichen kleinen Cafes und Restaurants einen gewissen Charme.

Volendam Souvenirs
Volendam Souvenirs

Der Regen hörte auf und gelegentlich spitzelten sogar einige Sonnenstrahlen durch die Wolken. Wir verspeisten leckere Poffertjes (holländische Minipfannkuchen) mit Puderzucker. Gegen 17:00 Uhr machten wir uns mit dem WoMo auf den Rückweg nach Amsterdam.

Zurück am Campingplatz kochte Carola ein Würstelgulasch zum Abendessen, das wir im WoMo verspeisten, da es bei 15°C zum draußen Sitzen zu kalt war. Der Temperaturunterschied zu vorgestern betrug immerhin 20°C! Anschließend richteten wir unsere Sachen für morgen her und machten es uns im WoMo gemütlich.


01.08.2005 - 6. Tag - 0 km

Amsterdam

Um 07:00 Uhr riss uns der Wecker aus den süßen Träumen. Das Wetter hatte sich in der Nacht weiter stabilisiert und es herrschten ideale Voraussetzungen für eine Stadtbesichtigung. Nachdem wir uns mit einem Müsli-Frühstück gestärkt hatten, machten wir uns gegen 08:15 Uhr auf den Weg zur Metrostation, die nur ca. 500 m vom Campingplatz entfernt war. Die Tickets hatten wir uns bereits gestern an der Rezeption besorgt (Erwachsene 4,50€, Kinder 4,20€). In 20 Minuten brachte uns die Metro zur Centraal Station.

Da die Boote der Grachtenrundfahrten noch nicht fuhren, brachen wir zunächst zu einem ersten Stadtrundgang auf. Vorbei an den Schaufenstern und Hotels der geschäftigen Damrak spazierten wir zum Dam, dem traditionellen Marktplatz von Amsterdam. Erhaben dominiert das monumentale Koninklijk Paleis den pulsierenden Platz. Ganz konträr wirkte dagegen der beschauliche Begijnnhof. Hier wurde bereits im 14 Jh. Altenpflege betreiben. Der schwimmende Blumenmarkt entlang der Singel bot Blumen und Zwiebeln aller Art feil.

Dam - Koninklijk Paleis Begijnnhof
Dam - Koninklijk Paleis Begijnnhof

Als nächstes stand ein Spaziergang entlang der endlosen Grachten auf dem Programm. Die steinernen Bögen von sieben Brücken überspannen die Reguliersgracht, die bekannteste aller Grachten. Unmittelbar dahinter beginnt die Kolonie der Hausboote, die einen recht pittoresken Anblick birtet. Die Ausstattung dieser schwimmenden Unterkünfte hatte eine Spannbreite von edel bis vollkommen verlottert. Entlang der Prinsengracht schlenderten wir in Richtung Amstel. Die Magere Brug, die berühmteste aller 1300 Amsterdamer Brücken ist aus Holz und wird alle 20 Minuten für durchfahrende Schiffe geöffnet. Nicht weniger sehenswert ist kurz dahinter die Blauwe Brug.

Das Wetter zeigte sich mehr oder weniger bewölkt und die Sonnenstrahlen sorgten für angenehme Temperaturen.

Reguliersgracht Amstel - Magere Brug
Reguliersgracht Amstel - Magere Brug

Diamanten gehören zu den traditionellen Wirtschaftsfaktoren von Amsterdam, weshalb ein Besuch in einer Diamantenschleiferei nicht fehlen durfte. Wir entschieden uns für Gassan Diamonds in der Nieuwe Uilenburgstraat 173. Der Eintritt war frei und es gab sogar kostenlose Erfrischungsgetränke. Man konnte beim Diamantenschleifen zuschauen und bekam die verschiedenen Schliffe ausführlich erklärt. Als Beispiele wurden Diamanten im Wert von bis zu 18.000€ pro Stück gezeigt.

Anschließend spazierten wir über den Nieuwmarkt und Zeedijk zurück zum Hauptbahnhof. Werner lief beim Anblick der zahlreichen Asia-Restaurants bereits das Wasser im Mund zusammen. Zunächst gab es zur Stärkung ordinäre, aber trotzdem hervorragende holländische Fritten in der Damrak (Kostenpunkt 3€).

Grachtenrundfahrt Hausboote
Grachtenrundfahrt Hausboote

Frisch gestärkt stand nun einer Grachtenrundfahrt nichts mehr im Weg (Erwachsene 6€, Kinder 3,75€). Sie führte uns zunächst durch den Hafen und dann durch die diversen Grachten der Altstadt. Alle Erklärungen gab es auch in Deutsch. Prachtvoll präsentierten sich die zahlreichen Patrizierhäuser, in denen im 17. und 18. Jh. Reeder und Kapitäne logierten. Die Giebel und Skulpturen erzählen Anekdoten aus dem goldenen Zeitalter. Nach einer guten Stunde waren wir zurück am Hauptbahnhof. Fazit: sehr lohnend.

Nach der Bootsfahrt brachen wir zu einem zweiten Stadtrundgang auf. Die Sonne traute sich immer mehr heraus und es herrschte tolles Fotolicht. Die Nieuwe Kerk kostete leider 8€ Eintritt, weshalb wir auf eine Besichtigung verzichteten. Als nächstes steuerten wir die Westerkerk an, das Wahrzeichen von Amsterdam. Leider war eine Turmbesteigung ebenfalls unverhältnismäßig teuer (5€ pro Person, auch für Kinder!). Wir schlenderten weiter entlang der Prinsengracht zum Hausbootmuseum, das bedauerlicherweise montags geschlossen hatte.

Die Füße wurden langsam müde und wir machten uns deshalb auf den Rückweg, auf dem wir auch kurz den Rotlichtbezirk mit seinen Damen in den Schaufenstern streiften. Vor den Coffee-Shops saßen bekiffte Typen mit ihrem silbernen Blicken. Nicht gerade die beste Gegend für die Kids.

Coffeeshop Chinees Eethuis &qout;Wing Kee
Coffeeshop Souvenirs

Nach und nach machte sich auch der Hunger bemerkbar und wir steuerten das Chinesen-Viertel an, das wir bereits am Nachmittag erkundet hatten. Nach einigem Suchen entschieden wir uns für das Chinees Eethuis "Wing Kee". Das Essen war sehr lecker und der Preis war auch ok (zumal sich der Ober um 10€ verrechnet hatte). Danach machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz, wo wir gegen 19:00 Uhr eintrafen.

Abschließend kann man sagen, dass Amsterdam eine absolut sehenswerte Stadt mit viel Charme und Atmosphäre ist. Unzählige alte, schiefe und verwinkelte Häuschen entlag der Grachten und die romantischen, teilweise heruntergekommenen Hausboote sorgen für eine reizvolle Stimmung. Ansonsten gab es jede Menge pulsierendes Leben. Man spürte so richtig die Freizügigkeit dieser Stadt.


02.08.2005 - 7. Tag - 63 km

Bloemendaal aan Zee / IJmuiden

Als um 07:00 Uhr der Wecker ging, begrüßte uns strahlender Sonnenschein. In der Nacht war es relativ frisch gewesen. Spannung lag in der Luft, denn heute Abend ging es auf die Fähre. Nach dem Frühstück packten wir zügig unsere Sachen zusammen und entsorgten das WoMo. Gegen 08:30 Uhr fuhren wir ab. Bezahlt hatten wir bereits am Vortag.

Unser Plan war, das schöne Wetter für einen Ausflug ans Meer zu nutzen. Damit wir am Nachmittag nicht mehr allzu weit zum Fähranleger haben würden, steuerten wir der Nordseestrand in der Nähe von IJmuiden an.

Der Verkehr um Amsterdam herum war gar nicht so schlimm wie zunächst angenommen. Wir fuhren in Richtung Haarlem / Zandvoort und dann auf der unmittelbar hinter den Dünen gelegenen Küstenstraße am Meer entlang in Richtung Norden. Kurz vor Blomendaal aan Zee parkten wir auf einem der zahlreichen Parkplätze (Gebühr 6€ für 5 Stunden; natürlich Übernachten verboten).

Nachdem wir die Räder abmontiert hatten, radelten wir in Richtung Nationaal Park Zuid-Kennemerland. Die Dünenlandschaft präsentierte sich schön im Sonnenschein. Sie war allerdings auch nicht so umwerfend, wenn man z.B. schon in Sylt war. Am Ende des Radwegs stellten wir die Räder ab und spazierten zum Strand hinunter. Das Wetter war traumhaft. Die Sonne streichelte sanft und der leichte Wind sorgte für eine angenehme Kühle. In der Ferne konnten wir die vielen großen Schiffe mit Ziel IJmiuden beobachten. Nach einer guten Stunde machten wir uns auf den Rückweg. Zurück am WoMo radelten wir noch ein Stück in Richtung Zandvoort. Die bekannte Formel 1 Rennstrecke lud zu einem kurzen Stopp ein. Von außen gab es allerdings nicht viel zu sehen.

Strand von IJmuiden Zandvoort
Strand von IJmuiden Zandvoort

Inzwischen herrschte am Strand und entlang der Promenade reges Treiben. Die bunten Windschutzzäume der verschiedenen Strandabschnitte sorgten für farbenfrohe Bilder und erinnerten etwas an italienische Verhältnisse. Eigentlich wollten wir mittags noch einmal richtig kochen, um für die Fährfahrt gerüstet zu sein. Aber das Wetter war einfach zu schön. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für ein Lokal am Strand. Leider bemerkten wir zu spät, dass das Essen kalt (=koude!) war. Geschmeckt hätten die Nudeln mit Putenfleisch gar nicht schlecht, wenn sie nur warm gewesen wären. Naja, billig war es auch gerade nicht (22€). Wir radelten zurück zum WoMo. Werner lud die Räder auf und Carola räumte die Sachen für die Fähre zusammen. Die Kinder vergnügten sich im Sand. Gegen 15:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Fähranleger, den wir nach ca. 30 Minuten Fahrt erreichten.

Queen of Scandinavia Hafen von IJmuiden
Queen of Scandinavia Hafen von IJmuiden

Die "Queen of Scandinavia" der Reederei DFDS Seaways stand schon am Kai. Die Fähre war kleiner als die nach Norwegen. Es gab auch weniger LKWs. Der Check-in lief bereits und nach kurzer Wartezeit bekamen wir unsere Bordkarte. Bald darauf begann auch schon das Boarding und wir fuhren als eine der Ersten auf das Schiff. Zunächst verstauten wir das Gepäck in der Kabine auf Deck 2, das komplett unter Wasser lag. Die Kabine machte auf den ersten Blick gar keinen so schlechten Eindruck. Es gab zwar kein Fenster und sie war auch ziemlich eng, hatte aber ein eigenes Bad mit Dusche und war gut klimatisiert.

Wir machten uns auf den Weg zum Sonnendeck (Deck 11) und genossen die wohltuenden Sonnenstrahlen bis zur Abfahrt. Von oben hatte man eine prächtige Aussicht auf die riesigen Seeschleusen, die Industrieanlagen, sowie den Strand, wo wir heute am Vormittag gewesen waren. Mit 20 Minuten Verspätung legte die Fähre ab. Kurz danach verspeisten wir unsere mitgebrachte Brotzeit in der Abendsonne. Die See war absolut ruhig. Die Erlebnisse der Norwegenüberfahrt noch im Hinterkopf warf Carola zur Sicherheit trotzdem eine Tablette ein. Wir saßen noch eine geraume Weile auf dem Deck, bis es uns schließlich zu frisch wurde.

Auf dem Sonnendeck Sonnenuntergang auf See
Auf dem Sonnendeck Sonnenuntergang auf See

Danach stand ein Rundgang durch das Schiff auf dem Programm. Im Shop erstanden wir eine Tüte Chips und eine Tafel Schokolade. Es gab sogar einen kleinen Swimmingpool und eine Sauna. Um 22:00 Uhr schauten wir uns eine Show an. Die Kinder waren begeistert. Zum erstenmal durften sie sich einen alkoholfreien Drink bestellen. Die Preise waren relativ zivil.

Anschließend machten wir uns auf den Weg in die Kabine und fielen todmüde in die Betten.


03.08.2005 - 8. Tag - 170 km

Hadrian's Wall

Die Nacht verlief ruhig. Um 07:00 Uhr MEST, d.h. 06:00 englische Zeit, weckte uns eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher, die lautstark die Vorzüge des Frühstücksbuffets anpries. Etwas verschlafen schwangen wir uns auf und räumten unsere Sachen zusammen. Danach gab's Frühstück, allerdings nicht vom Buffet, sondern von der Sportsbar. Das Angebot war nicht gerade üppig und auch nicht besonders billig (10€).

Als wir an Deck schauten, war England schon in Sicht und die Sonne spitzelte zwischen einigen Wolken durch. Die Fähre fuhr schnurstracks auf Newcastle upon Tyne zu. Wir beobachteten die Hafeneinfahrt vom Bug des Schiffes aus. Nachdem das Schiff am Kai festgemacht hatte, gingen wir zum WoMo, wo wir relativ lange warten mussten, bis wir die Fähre verlassen durften. Danach war Linksverkehr angesagt! Überraschenderweise bereitete dies uns gar nicht so viel Schwierigkeiten. Zum Glück hatten wir zuhause die Route aus der Stadt heraus ziemlich gut vorbereit: über A19 / A1058 / A167 / A69 verließen wir die Stadt in Richtung Hexham. Die Beschilderung war sehr gut.

Anfahrt auf Newcastle Chester Fort
Anfahrt auf Newcastle Chester Fort

Das erste Ziel des heutigen Tages war das Chester Fort in der Nähe von Chollerford. Das Fort gehört zu einer Reihe von Überresten des römischen Reichs entlang des Hadrian's Walls. Die sehenswerten Ausgrabungen luden zu einer Besichtigung ein (Erw. 3,60 £, Kinder 1,80 £). Besonders beeindruckend war die ausgefeilte Technik des Badehauses am kleinen romantischen Flüsschen Tyne. Auch die Landschaft war mit ihren saftig grünen Wiesen und den leichten Hügeln recht gefällig. Ein Schauer trieb uns in das ebenfalls interessante Museum.

Beim Aussichtspunkt Brocolitia war Mittagspause angesagt. Es gab Buchstabensuppe und Brotzeit. Den Spaziergang zum Tempel schenkten wir uns. Wir fuhren weiter auf der B6318, die entlang des Hadrian Walls führte. Immer wieder waren neben der Straße Überreste zu sehen. Als nächstes stoppten wir beim Housesteads Fort. Da noch einmal satt Eintritt fällig war (siehe oben) und es gerade schauerte, zogen wir wieder ab und steuerten den Wanderparkplatz Steel Rigg an (Kostenpunkt 1 £ für 2 Stunden). Wir wanderten fast 2 Stunden entlang des Walls, der sich in Form einer etwas über einen Meter hohen Steinmauer unbeeindruckt von der Geländeform durch die Landschaft zieht. Die Ausblicke waren beeindruckend und dabei waren wir gar noch nicht in den Highlands. Glücklicherweise erwischte uns unterwegs kein Schauer. Gegen 16:00 Uhr fuhren wir weiter über die B6318 / A69 / M6 in Richtung Gretna.

Hadrian's Wall bei Steel Rigg Old Blacksmith - Gretna Green
Hadrian's Wall bei Steel Rigg Old Blacksmith - Gretna Green

Wir steuerten die alte Schmiede in Gretna Green an, wo es eigentlich nicht viel zu sehen gab. Die zahlreichen Geschäfte hatten schon geschlossen, so dass wir nach einem kurzen Fotoshooting unter dem Hufeisen wieder abzogen. Auf dem Parkplatz kann man gut übernachten (siehe Bericht 22.08.), aber hierfür war es uns noch zu früh.

Weiter ging die Fahrt auf der A75 / B725 in Richtung Bankend. Die relativ kleine Straße führte durch eine ganz ansprechende Landschaft. Außer uns war so gut wie niemand unterwegs. An dieses Gefühl würden wir uns wohl gewöhnen müssen. Letztes Ziel des Tages war das Caerlaverock Castle, das wir gegen 18:00 Uhr erreichten. Die Kasse hatte bereits geschlossen, der Park war jedoch noch geöffnet. Das von einem romantischen Wassergraben umgebene Schloss präsentierte sich sehr photogen in der Abendsonne. Wir umrundeten das Schloss und genossen die tolle Stimmung. Den "nature trail" schenkten wir uns, da es inzwischen doch schon relativ spät war.

Caerlaverock Castle Stellplatz in Glencaple
Caerlaverock Castle Stellplatz in Glencaple

Letztes Ziel des Tages war Glencaple, wo wir den im WoMo-Führer beschriebenen Stellplatz gegenüber dem Nith-Hotel sofort fanden. Wir stellten uns ans Ende der Peer und genossen die schöne Aussicht auf das kleine Flüsschen Nith, das sich in der tief stehenden Sonne von seiner schönsten Seite zeigte. Carola kochte Spaghetti. Nach dem Essen fielen alle Mann relativ schnell in die Betten.


04.08.2005 - 9. Tag - 229 km

New Lanark / Loch Lomond

Noch nicht ganz an die Zeitumstellung gewöhnt, wurden die Kinder heute etwas früher wach. Leider klopften Regentropfen auf das Dach des WoMo und auch ein Blick nach draußen verhieß nichts Gutes: grauer Himmel soweit das Auge reichte. Inzwischen saßen die Frühstückshandgriffe ganz gut, so dass wir bereits kurz nach 08:00 Uhr abrücken konnten.

Zunächst war Einkaufen im Spar in Dumfries angesagt, da unsere Vorräte an Brot und Frischem zur Neige gingen. Schnell wurde uns klar, dass es mit dem Wetter heute wohl nichts mehr werden würde. Also griff Plan B und wir steuerten New Lanark an. Wir wählten die direkte Route über A701 / M74 / A73.

Gegen 10:00 Uhr stellten wir das WoMo auf dem oberen Parkplatz ab, der sich bestens auch als ruhiger Übernachtungsplatz eignen würde. Vom Weg aus hatte man eine schöne Aussicht auf die verschiedenen Gebäude der ehemaligen Baumwollspinnerei. Nachdem wir uns um 16,95 £ ein Familienticket geleistet hatten, ließen wir uns von der 12 jährigen Annie McLeod, einem Mädchen, das um 1820 in New Lanark lebte, durch die weitläufige Anlage führen. Als erstes gingen wir im Millenium Experience auf eine Zeitreise und bekamen aus Sicht der Zukunft erklärt, warum New Lanark zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Es war schon sehr beeindruckend, wie sich Robert Owen bereits vor 200 Jahren für soziale Gerechtigkeit eingesetzt und trotzdem eine profitable Fabrik betrieben hat. Eines der Highlights war eine alte Spinnmaschine, die heute noch genauso funktionierte wie damals. Darüber hinaus konnten wir die Schule, die Wohnung einer Arbeiterfamilie, das Haus von Robert Owen und den Dorfladen besichtigen. Zwischendurch machten wir noch einen Abstecher zu den nahegelegenen Wasserfällen des River Clyde. Unterwegs wurden wir immer wieder von einem kurzen Schauer beglückt. Fazit: Für einen Regentag ein absolut lohnenswerter Abstecher (trotz des relativ hohen Eintritts). Bevor wir weiterfuhren verspeisten wir noch die heute morgen gekauften Semmeln vom Typ extra weich. Alle bis auf Carola konnten sich damit anfreunden.

New Lanark Haus von Robert Owen
New Lanark Haus von Robert Owen

Weiter ging die Fahrt in Richtung Norden. Als nächstes Stand die Durchquerung von Glasgow auf dem Programm, denn unser Ziel war das Loch Lomond. Das Wetter war katastrophal. Dank des Michelin-Atlas und Carolas Navigationskünsten fanden wir mühelos die Abkürzung über Drymen und parkten das WoMo schließlich auf dem Parkplatz des Nationalpark Visitor Centre in Balmaha, wo wir uns nach Wandermöglichkeiten und den Wetteraussichten für die nächsten Tage erkundigten. Zum Glück war die Prognose für das Wochenende ganz positiv. Ausgerüstet mit K-Way und Regenhosen spazierten wir ein Stück entlang des Sees nach Norden. Hier verläuft auch der berühmte West Highland Trail, weshalb uns auch einige schwer beladene Wanderer begegneten. Wir waren froh, dass wir nicht bei dieser Nässe im Zelt übernachten mussten.

Loch Lomond Stellpaltz Arrochar
Loch Lomond Stellpaltz Arrochar

Wir fuhren zunächst zurück nach Drymen und dann weiter auf de A811 nach Balloch. Anschließend gings auf der A 82 am Westufer des Loch Lomond nach Norden. Da das Wetter eh schlecht war, ließen wir Luss links (genauer gesagt rechts) liegen. An einem Rastplatz am See entsorgten wir das WoMo an einem öffentlichen Toiletten-Häuschen. Inzwischen war es schon relativ spät geworden und wir hatten keine Lust mehr auf Fahren, weshalb wir den im WoMo-Führer beschriebenen Stellplatz in Arrochar ansteuerten. Es standen bereits einige WoMos (hauptsächlich Italiener) und wilde Zelte da. Der Platz lag zwar etwas laut an der Straße, bot aber einen schönen Ausblick auf das Loch Long (diesmal kein See, sondern Fjord, d.h. mit Anschluss zum Meer).

Carola kochte Maultaschen und wir fielen nach dem Essen bald in die Betten.


05.08.2005 - 10. Tag - 130 km

Glencoe

Trotz der nahen Straße verlief die Nacht erstaunlich ruhig. Erst der Sicherheitswecker um 07:30 Uhr ließ uns munter werden. Gestärkt durch ein klassisches Müsli-Frühstück waren wir nach einer Stunde marschbereit. Das Wetter war zwar ein Hauch besser als gestern, lud aber nicht gerade zu einer Wanderung ein. Immer wieder gab es leichte Schauer.

Wir fuhren zunächst zurück zum Loch Lomond und dann am Westufer auf der A82 weiter in Richtung Norden. Unser Ziel war das geschichtsträchtige Tal Glencoe. Die Straßen wurden langsam enger und die Berge höher. Keine Frage, wir waren auf dem Weg in die Highlands. Die Landschaft war saftig grün und wirkte unheimlich, wozu sicherlich auch die schwarzen Wolken beitrugen. Zu Beginn gab es sogar einige blaue Flecken am Himmel. Als wir uns jedoch dem Pass näherten, zog es wieder zu und begann zu tröpfeln. Oben angekommen war alles grau in grau. Nichtsdestoweniger wirkte die Landschaft gewaltig und beeindruckend. Eigentlich wollten wir unterwegs noch einen Supermarkt ansteuern, um unsere Vorräte zu ergänzen. Aber die Landschaft war recht einsam und es war kein geeigneter Laden zu entdecken.

Lost Valley Glencoe Paßhöhe
Lost Valley Glencoe Paßhöhe

Trotz der nicht gerade idealen Bedingungen beschlossen wir, eine Wanderung zu machen. Also packten wir die Rucksäcke zusammen und kramten die Gamaschen heraus. Letztere gehören zur Standardausrüstung eines Schottlandwanderers. Unser Ziel war das "Lost Valley" (siehe Rother-Wanderführer Tour #16). Der schön angelegte Weg führte durch saftig grüne Farne nach oben. An einer Stelle verpassten wir die Überquerung des Flusses und kletterten ein steiles Geröllfeld hoch. Zum Glück entdeckte Felix noch rechtzeitig Wanderer auf der anderen Seite und wir drehten um. Es war allerdings gar nicht so einfach, eine geeignete Stelle zur Überquerung des aufgrund der jüngsten Regenfälle etwas angeschwollenen Baches zu finden. Aber wir schafften es letztendlich doch, ohne nasse Füße auf die andere Seite zu kommen. Nach einem kurzen weiteren Aufstieg erreichten wir schließlich das "Lost Valley", eine relativ große Talsohle umgeben von fast senkrechten Wänden. Wir überquerten noch einmal den Fluss, was sich auch diesmal als schwierig herausstellte. Nach einer kurzen Brotzeit stiegen wir noch ein Stück bergan und ließen die gewaltige Stimmung des Tales auf uns wirken. Unser eigentliches Ziel, den Bidean nam Buan (1150m), konnten wir nicht erreichen, da das Geröllfeld sehr steil ist (ein entgegenkommender Wanderer hatte uns gewarnt) und der Gipfel sowieso in Wolken gewesen wäre. Also drehten wir um und machten uns auf den Rückweg zum WoMo, wo wir gegen 15:00 Uhr ankamen. Inzwischen tauchten einige blaue Flecken am Himmel auf und wir konnten vom Parkplatz aus stimmungsvolle Bilder schießen.

Lost Valley Glencoe Paßhöhe
Lost Valley Glencoe Paßhöhe

Unser nächstes Ziel war Fort William, ein geschäftiges Touristenzentrum mit zahlreichen Geschäften und Cafés. Die Sonne kam immer mehr hervor und lies die diversen Lochs, an denen wir vorbei fuhren, in einem schönen Licht erstrahlen. Im Ort steuerten wir als erstes einen Supermarkt an, da unser Bestand an Brot und Frischem zur Neige ging. Die Preise waren gar nicht so hoch wie erwartet (zumindest im Vergleich zu Norwegen). Als nächstes brauchten frisches Wasser, denn wir lechzten nach einer Dusche. Leider gestaltete sich die Suche als gar nicht so einfach. Einige Tankstellen und ein Campingplatz haben uns abgewiesen. An einer BP-Tankstelle durften wir schließlich entsorgen und das Wasser auffüllen, allerdings mussten wir 5 £ für die Getränkekasse spenden. Nicht gerade ein christlicher Preis (zumal wir auch getankt haben). Egal, eine angenehme Dusche war uns wichtiger.

Glencoe Paßhöhe Blick auf Ben Nevis
Glencoe Paßhöhe Blick auf Ben Nevis

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Neptun's Staircase fuhren wir zum Parkplatz der Nevis Range (siehe WoMo-Führer), um dort zu übernachten. Zum Abendessen gab es Würstelgulasch mit Reis. Nachdem alle Mann geduscht hatten, beendeten wir in aller Ruhe den Tag.


06.08.2005 - 11. Tag - 27 km

Ben Nevis

Die Nacht verlief ruhig. Nur Carola berichtete, dass irgendwelche Halbstarke Autorennen auf dem Parkplatz veranstaltet haben sollen. Der Rest der Familie hat jedenfalls tief geschlafen bis um 06:30 Uhr der Handy-Wecker ging. Heute wollten wir früh los, denn auf dem Programm stand die Besteigung des höchsten Bergs Großbritanniens, des Ben Nevis. In der Nacht hatte es erneut geregnet und auch am Morgen gab es noch einige Wolken. Dazwischen zeigten sich jedoch auch einige blaue Flecken, was wollten wir mehr.

Gegen 08:00 Uhr rückten wir ab und fuhren zum Wanderparkplatz beim Visitor Center im Glen Nevis. Auf dem Platz war Übernachten verboten, was jedoch einige WoMos geflissentlich übersehen hatten. Zügig packten wir die Rucksäcke zusammen und marschierten kurz nach 09:00 Uhr ab.

Der Weg begann bei einer Hängebrücke über den River Nevis. Er führte mäßig steil an einem Bergrücken entlang nach oben und war gut ausgebaut. Wie aufgrund der Berühmtheit des Berges zu erwarten war, waren wir nicht allein, sondern reihten uns in die nach oben strebende Prozession ein. Die Temperatur war angenehm frisch.

Lochan Meall an t-Suidhe Blick Richtung Fort William
Lochan Meall an t-Suidhe Blick Richtung Fort William

Je höher wir kamen, desto besser wurde die Aussicht auf die schön gelegenen Seen Loch Linnhe und Loch Eil, sowie auf Fort William. Das Wetter wurde auch immer besser. Nach ca. 2 Stunden Aufstieg erreichten wir den hübsch gelegenen Bergsee Lochan Meall an t-Suidhe, wo wir etwas rasteten und uns stärkten. Danach ging's weiter bergauf. Leider verschwand der Weg nach einiger Zeit im Nebel und es wurde richtig kalt. Das letzte Stück bis zum Gipfel zog sich mächtig hin, zumal man aufgrund der schlechten Sicht nie wusste, wann man oben war.

Auf dem Gipfel des Ben Nevis Abstieg im Nebel
Auf dem Gipfel des Ben Nevis Abstieg im Nebel

Auf dem Gipfel standen einige verfallenen Ruinen. Die Sicht war allerdings gleich null und ein eisiger Wind wehte uns die Nebelschwaden um die Ohren. Wir zogen alles an was wir dabei hatten (inkl. Handschuhe und Stirnbänder). Nach einer kurzen Brotzeit verließen dann bald wieder diesen unwirtlichen Ort. Trotz der widrigen Umstände war es ein tolles Gipfelerlebnis. Schließlich ist es ja die Regel, dass sich der Gipfel des Ben Nevis in einer Wolke versteckt.

Sobald wir wieder aus den Wolken heraus waren, wurde es richtig warm und sonnig. Entsprechend ließen wir uns Zeit und genossen die angenehmen Sonnenstrahlen. Gegen 16:00 Uhr waren wir wieder beim WoMo. Am Ende forderten die 1300 Höhenmeter doch ihren Tribut und sorgten für eine Satz müder Füße.

Blick Richtung Loch Eil Picknick
Blick Richtung Loch Eil Picknick

Die Sonne lachte herrlich und wir holten den Campingtisch heraus. Wir beschlossen gleich hier zu kochen und anschließend noch einmal zur Nevis Range zum Übernachten zu fahren. Werner schrieb Tagebuch und die Kinder spielten Quartett. Carola kochte Nudeln und wir aßen im Freien. Alle entspannten sich genüsslich und wir saßen noch lange draußen. Kurz bevor die Sonne endgültig hinter dem Bergrücken verschwand, zogen wir ab. Unterwegs tankten wir an der Esso-Tankstelle und füllten Wasser auf (diesmal kostenlos; den Tipp hatten wir von einem Stellplatznachbarn erhalten).


07.08.2005 - 12. Tag - 230 km

Isle of Skye

Auch heute war früh Aufstehen angesagt. Der Wecker ging bereits um 05:45 Uhr! Der Grund hierfür war, dass wir die erste Fähre auf die Isle of Skye erreichen wollten. Sie verlies den gut 70 km entfernten Fährhafen Mallaig um 08:25 Uhr. Ohne Frühstück machten wir uns sogleich auf die Socken. In der Nacht hatte es empfindlich abgekühlt und uns schlotterte es ziemlich so ganz ohne Kaffee.

Das Gelenfinnan Monument lud zu einem kurzen Stopp ein. Alles hatte noch geschlossen, nur die Sonne spitzelte mit einigen Strahlen durch die Wolken und sorgte für eine tolle Stimmung. Nebelschwaden zogen über das Meer. Den viewpoint schenkten wir uns, da wir eh schon durchgefroren waren. Während der Fahrt machten wir die Heizung an. Die Strecke zog sich relativ lange hin, obwohl es gar nicht so weit war. Zum ersten mal machten wir mit den sogenannten "single track roads" Bekanntschaft, bei denen sich beide Richtungen eine Fahrspur teilten. Es gab zwar genügend Ausweichplätze, aber trotzdem war die Straße eng und kurvig, so dass wir erst um 07:40 Uhr in Mallaig ankamen. Der Ort selbst machte einen eher verhauten und verschlafenen Eindruck. Vielleicht lag es aber nur daran, dass noch sehr früh am Sonntagmorgen war. Wir lösten die Tickets (ca. 36 £) und rollten wenig später auf die kleine RoRo-Fähre. Zwischendurch wärmten wir uns mit einem Kaffee, denn für ein richtiges Frühstück war keine Zeit mehr.

Glenfinannan - Loch Shiel Überfahrt zur Isle of Skye
Glenfinannan - Loch Shiel Überfahrt zur Isle of Skye

Die mit nur wenigen Fahrzeugen besetzte Fähre tuckerte in ca. 30 Minuten hinüber zur Isle of Skye. Vom Deck aus genossen wir die schöne Aussicht. Inzwischen wärmte die Sonne auch etwas kräftiger als heute Morgen. Auf Skye angekommen hielten wir uns rechts. An einem aussichtreichen Parkplatz war zunächst einmal Frühstückspause angesagt. Danach ging es weiter in Richtung Norden.

grandioser Frühstücksplatz Loch Brittle
grandioser Frühstücksplatz Loch Brittle

Unser Ziel war die Camp Site Glenbrittle, die nur über eine enge single track road erreichbar ist. Für die 9 Meilen lange Stecke benötigten wir fast eine halbe Stunde. Die prächtige Landschaft entschädigte uns jedoch mit einem tollen Panorama. Gegen 11:00 Uhr parkten wir das WoMo direkt am Meer. Die Aussicht auf die Bucht und die Bergkette der Cullin Mountains war grandios. Schnell packten wir die Rucksäcke zusammen und marschierten los. Als Ziel hatten wir uns eigentlich den kleinen Gebirgssee Chor Lagan ausgesucht, entschieden uns jedoch spontan für den Weg an der Küste entlang. Die Sonne strahlte und es war angenehm warm. Ein leichter Wind sorgte für die notwendige Kühle beim Laufen. Unterwegs eröffneten sich großartige Ausblicke auf die Cullins und die Steilküste, die uns an die Bretagne erinnerte. Nachdem wir uns im Windschatten einer Kuppe mit einer Brotzeit gestärkt hatten, stiegen wir noch die paar Meter bis zum höchsten Punkt auf, von wo aus sich ein umfassender Ausblick auf die vorgelagerten Inseln und die äußeren Hebriden bot. Man hätte noch endlos weiter laufen können, aber wir wollten noch ein Stück weiter in Richtung Norden fahren und so machten wir uns auf den Rückweg. Gegen 15:00 Uhr waren wir wieder am WoMo.

Die Whisky-Brennerei Talisker in Carbost lag auf dem Weg und lud zu einem kleinen Zwischenstopp ein. Leider hatte sie sonntags geschlossen. Gegenüber dem Parkplatz gab es ein öffentliches Toilettenhäuschen mit Wasserhahn, das Gelegenheit bot, unsere übervolle Toilette zu entleeren. Weiter ging die Fahrt auf der A87 nach Norden. An einem "viewpoint" beim Loch Sligachan hielten wir kurz an und genossen die Aussicht nach Süden. Die Bergkette der Cullin Mountains sorgte für einen imposanten Hintergrund.

Cullin Mountains Beim Loch Sligachan
Cullin Mountains Beim Loch Sligachan

Als nächstes steuerten wir das Schloß Dunvegan an. Am Parkplatz war "no overnight parking" angesagt. Aus irgendeinem Grund verfielen wir in den irrigen Glauben, dass die Kasse bald schließen würde und wir uns umsonst die Gärten anschauen könnten. Der Eintritt von 2x 4,50 £ und 2x 2,80 £ war uns zu teuer. Wir stärkten uns etwas und zogen aber dann doch etwas frustriert unverrichteter Dinge ab. Später sollte sich herausstellen, dass es gar nicht so schlecht war, dass wir eine Stunde Zeit verplempert hatten.

Als Übernachtungsplatz hatten wir den Parkplatz am Leuchtturm Neist Point anvisiert. Wiederum war "single track road" angesagt und der Weg war nicht ganz eindeutig beschildert. Wir gurkten ziemlich durch die Landschaft. Zahlreiche Autos und auch WoMos kamen uns entgegen. Doch oben angekommen bekamen wir einen Schreck. Mehrere PKWs versperrten uns den Weg, wodurch sich für uns keine Möglichkeit bot, zu wenden. Obendrein gab es auch noch ein Schild "no overnight parking". Uns blieb nichts anderes übrig, als das WoMo zunächst auf der Seite zu parken und abzuwarten, bis einige Fahrzeuge weggefahren waren. Die relativ kleine und zudem leicht unebene Wendeplattform würde wohl nie so frei werden, dass wir gut übernachten konnten. Wären wir eine Stunde früher dran gewesen, wäre es noch viel enger gewesen.

Wie nutzten die Wartezeit zu einem kleinen Spaziergang zum Leuchtturm, der sich grandios in Abendlicht präsentierte. Auch der Ausblick auf die Steilküste und die Inselkette der Äußeren Hebriden war vom Feinsten. Als wir zurückkamen, waren zum Glück einige Autos abgefahren und wir konnten wenden.

Neist Point - Steilküste Neist Point - Leuchtturm
Neist Point - Steilküste Neist Point - Leuchtturm

Fast wieder auf Meereshöhe fanden wir einen Übernachtungsplatz in einer kleine Bucht neben der Straße. Es war sicherlich kein Traumplatz, aber so schlecht war er auch wieder nicht (je später der Abend desto geringer die Ansprüche). Beim Einparken wurden wir fast von den Midgets gefressen. Carola kochte ein schnelles Abendessen. Danach verschwanden alle zeitig in den Betten.


08.08.2005 - 13. Tag - 218 km

Isle of Skye

Obwohl wir fast neben der Straße standen, schliefen wir tief und fest. Erst kurz nach 08:00 Uhr weckten uns das Geschrei der Möwen und das Blöcken der Schafe. Ein kurzer Blick nach draußen machte klar: auch heute war wieder bestes Wetter. Entsprechend schnell kamen wir in die Gänge.

Unser Ziel für heute war die Halbinsel Trotternish, genauer gesagt planten wir eine kurze Wanderung zum Quiraing Massiv. Zunächst fuhren wir zurück nach Dunvegan und dann weiter über die A850 / A87 in Richtung Uig. In einer Kurve kam uns ein entgegenkommendes Fahrzeug zu nahe und die beiden Spiegel stießen zusammen. Es tat einen Schlag und - oh Schreck - der rechte Außenspiegel war definitiv hinüber: Das untere Glas war herausgesprungen und der ganze Spiegel wackelte. Schöner Mist! Ohne rechten Außenspiegel ist man beim Linksverkehr spätestens auf der Autobahn ziemlich aufgeschmissen. Als Dreingabe war das andere WoMo einfach weitergefahren. Eins wurde uns schnell klar: Wir mussten den Schaden so schnell wie möglich reparieren lassen!

Als wir weiterfuhren hatten wir den Schreck noch etwas in den Beinen und konnten die grandiose Landschaft gar nicht so richtig würdigen. Bei einem Parkplatz mit schönem Ausblick auf die kleine Hafenstadt Uig begann Werner zu telefonieren: DRM informiert, Fiat-D verweist auf auf Fiat UK, verweist auf AA, ... Nach einigem Hin und Her fanden wir heraus, dass die nächste Fiat Werkstatt in Inverness liegt. Werner kannte sie schon aus einem anderen Reisebericht. Der Mann am anderen Ende der Leitung war sehr hilfsbereit. Zum Glück war zumindest das Ersatzteil vorrätig, allerdings sollte der Spaß 130 £ (zzgl. ca. 40 £ für den Einbau) kosten. Der Umweg über die Ostküste passte natürlich auch nicht zu unserer Reiseplanung für die nächsten Tage. Als letztes verständigen wir noch die Polizei (999). Wir versprachen uns nicht viel davon, aber zumindest konnte uns niemand wegen Fahrerflucht an den Karren fahren. Die freundliche Dame empfahl uns, heute oder morgen in der Polizei Station in Portee vorzusprechen. Nach einer knappen Stunde Unterbrechung fuhren wir weiter.

Fazit: Im Nachhinein waren wir von der Unterstützung durch DRM sehr enttäuscht, denn wir haben so gut wie keinen wirklich nützlichen Hinweis zur Lösung unseres Problems erhalten. Bei der nächsten Tour werden wir jedenfalls ein Fiat-Händlerverzeichnis dabei haben und die Nummer des Euro-Schutzbriefs vom Vermieter einfordern. Auch hinterher bei der Regulierung des Schadens wurden wir ziemlich im Regen stehen gelassen.

Trotternish Trotternish
Trotternish Trotternish

Wir umrundeten die Halbinsel Trotternish auf der A885. Unterwegs waren die Ausblicke umwerfend, weshalb wir öfter anhielten, um Fotos zu schießen: Im Hintergrund reihten sich die Äußeren Hebriden auf, vorne saftig grüne Farn-Wiesen, dazwischen das blaue Meer und eingestreut einige weiße Häuser. Die gesamte Strecke ist "single track road" und entsprechend langsam kamen wir voran. Kurz vor 12:00 Uhr erreichten wir den Ausgangspunkt der Quiraing Wanderung beim Hotel Flodigarry (siehe Rother-Wanderführer Tour #34). Bevor wir losliefen, stärkten wir uns noch mit einer Brotzeit im WoMo.

Ausblicke vom Quiraing Ausblicke vom Quiraing
Ausblicke vom Quiraing Ausblicke vom Quiraing
Quiraing - The Needle Kilt Rock
Quiraing - The Needle Kilt Rock

Der Weg führte mäßig steil an zwei kleinen Seen (Verzeihung Lochs) vorbei. So hübsch sie auch waren, sobald man stehen blieb, fraßen einen die Midgets. Von gestern Abend hatte Werner viele kleine rote Pünktchen an den Armen, die aber nicht sonderlich juckten. Nach einer guten Stunde erreichten wir den Fuß des Quiraing Massivs, an dem wir fast waagrecht entlang spazierten. Erst jetzt kamen die wirklich ultimativen Ausblicke zum Vorschein. Diesmal bildeten die Gebirgsketten des Highland-Festlandes den Hintergrund. Der Quiraing selbst ist eine Ansammlung mehrerer bizarrer Felsformationen. An einem kleinen Sattel drehten wir nach einer kurzen Pause um. Die Kinder erfreuten sich am Echo des "The Prison" Felsen, der in der Tat entfernt an ein Gefängnis erinnerte. Eine Besteigung des "The Tables", wie im sie Führer beschrieben war, uns heute zu aufwändig und so machten wir uns auf den Rückweg. Noch einmal genossen wir die tolle Landschaft in vollen Zügen.

Während der Wanderung hatten wir beschlossen, heute noch die Isle of Skye zu verlassen, um so weit wie möglich nach Inverness zu kommen. Die für morgen geplante Besichtigung der Talisker Destille wurde abgesagt (schluchz). Stattdessen wollten wir den Spiegel in Inverness reparieren lassen und anschließend wieder zurück an die Westküste fahren.

Bevor wir uns von der schönen Insel vorzeitig verabschieden mussten, wollten wir uns noch ein absolutes Highlight nicht entgehen lassen und steuerten den Aussichtspunkt beim Kilt Rock an. Die Bergketten des Highlands boten ein imposantes Panorama. Natürlich war auch der Kilt Rock selbst beeindruckend. Die tapferen Wander-Kinder wurden mit einem Eis belohnt und strahlten vor Freude. Im Meer konnten wir Delfine aus dem Wasser springen sehen. Wir setzten uns auf eine Bank und genossen ein wenig die warmen Sonnenstrahlen, bevor die Fahrt in Richtung Süden weiter ging. Den Old Man of Stoer sah man schon von weitem. Den besten Blick hatte man von der Straße aus mit Blickrichtung nach Norden. Wir würdigten die spitze Felsnadel mit einem kurzen Fotostopp.

Der nächste Halt war im schön geschmückten Hafenstädtchen Portree. Es wimmelte von Touristen. Unser Ziel war die Polizeistation, wo wir den Unfall von heute morgen meldeten. Nachdem die Formalitäten aufgenommen waren, fuhren wir weiter. Die freundliche Polizistin gab uns noch einige Hinweise, wie wir den Fiat Händler in Inverness am besten finden. Letzter Stopp auf der Isle of Skye war in Broadford, wo wir einem Tipp aus dem WoMo-Führer folgten und an der Esso-Tankstelle entsorgten und unsere Vorräte im Supermarkt auffüllten. Anschließend verließen wir endgültig die Insel und fuhren auf der Skye Bridge über den Kyle of Lochalsh.

Old Man of Stoer Eilean Donan Castle
Old Man of Stoer Eilean Donan Castle

Auf dem Festland folgten wir der A87 in Richtung Osten und erreichten nach kurzer Fahrt einen weiteren Höhepunkt, der auf keiner Schottlandrundfahrt fehlen darf. Das Highlander Schloss Eilean Donan. Das Ticket Office hatte bereits geschlossen und wir kamen umsonst über die Brücke. Das Schloss erstrahlte im herrlichen Abendlicht und wurde entsprechend fotographisch gewürdigt. Auf dem hinteren Teil des Parkplatzes wäre sogar das Übernachten erlaubt gewesen, aber wir wollten noch ein Stück weiter und so zogen wir bald wieder ab in Richtung Inverness. Die Gegend war absolut menschenleer, kein Haus weit und breit, irgendwie unheimlich.

Kurz vor dem Damm des Loch Cluanie fanden wir einen schönen und ebenen Platz, wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Carola kochte englische Bratwürstchen mit Kartoffelbrei und Gemüse. Die Würstchen hatten einen Weizenanteil und schmeckten etwas gewöhnungsbedürftig. Nach dem Essen fielen alle Mann bald in die Betten. Wieder ging ein äußerst aufregender Tag zu Ende.


09.08.2005 - 14. Tag - 190 km

Loch Ness / Beinn Eighne

Wie sich gestern Abend bereits abgezeichnet hatte, war es heute morgen bedeckt, als wir gegen 08:00 Uhr aus den Kojen krochen. Naja, heute war ja Spiegelreparatur in Inverness angesagt. Nach dem Frühstück ging es kurz vor 09:00 Uhr los.

Loch Ness war bald erreicht und wir bogen in Richtung Inverness ab. Vom See selbst waren wir nicht so besonders beeindruckt. Er ist zwar lang und von sanften grünen Hügeln umgeben, aber wir hatten in Schottland schon schönere Flecken gesehen. Vielleicht lag es aber einfach nur am grauen Himmel. Wir hielten am Urquart Castle. Der Eintritt war horrend (2x 6,00 £ und 2x 2,50 £). Die meisten Besucher kletterten auf eine kleine Mauer, von wo aus man einen schönen Blick auf die Ruine hatte, und sparten sich den Eintritt. Wir taten es ihnen gleich. Die "Monster Exhibition" in Drumnadrochit ließen wir ebenfalls links liegen, da uns der Nepp einfach zu groß erschien. Insgesamt waren wir von Loch Ness eher enttäuscht. Die Berühmtheit ist wohl größer als die Wirklichkeit versprach.

Urquart Castle - Loch Ness Falls of Rogie
Urquart Castle - Loch Ness Falls of Rogie

Die A82 führte uns am Nordufer des Sees schnurstracks auf Inverness zu, der Hauptstadt der Highlands und einer Partnerstadt von Augsburg. Nach einmal Kreiseln fanden wir den Fiat Händler Donald MacKenzie. Die Hinweise der Polizistin in Portree hatten uns wertvolle Dienste erwiesen. Ohne sie hätten wir sicher einige Male telefonieren müssen. Der Spiegel war bereits hergerichtet und sogleich kam ein Mechaniker und wechselte ihn aus. Eine halbe Stunde später war der Fall erledigt. Dies war ein wirklich toller Service. Die Kosten in Höhe von 196,65 £ werden wir auch irgendwie verkraften.

Wir verließen Inverness auf der A9 in Richtung Norden und überquerten die Brücke über den Moray Firth. Anschließend nahmen wir wieder Kurs auf die Western Highlands. An der A835 war bei den Falls of Rogie Mittagspause angesagt. Nach einer leckeren Brotzeit im WoMo führte uns ein kurzer Spaziergang zu den ganz netten Wasserfällen. Im Vergleich zu dem, was wir in Norwegen gesehen hatten, waren sie aber eher mickrig. Besonders bemerkenswert war das braune moorige Wasser, eine wichtige Zutat für den Malt Whisky (später mehr dazu). Der Himmel war bedeckt, aber es blieb trocken.

Die A832 führte uns weiter nach Westen in Richtung Wester Ross. Nach einiger Zeit wurde die Landschaft wieder interessanter: In Kinlochewe bogen wir in Richtung Loch Maree ab. Leider trübte gerade ein kleiner Schauer den Blick auf die außerordentliche Landschaft.

Beinn Eighe Nature Park Beinn Eighe Nature Park
Beinn Eighe Nature Park Beinn Eighe Nature Park

Unser Ziel war das Visitor Centre des Beinn Eighe National Nature Reserve (auf dem Parkplatz war Übernachten erlaubt). Die Ausstellung im Visitor Centre war echt toll gemacht und hatte bereits viele Auszeichnungen erhalten. Leider fehlten den Kindern (und auch uns) das notwendige Englische Vokabular, um wirklich alles zu verstehen. Wir spazierten den 2 km langen Ridge Trail entlang und schauten uns die Erklärungen an. Schade, dass es total bewölkt war. Trotzdem oder gerade deshalb entfaltete die Landschaft eine ihr eigentümliche Stimmung. Nach dem Spaziergang schauten wir noch einmal ins Visitor Centre.

Loch Maree Loch Maree
Loch Maree Loch Maree

Die letzten Tage waren anstrengend und deshalb wollten wir heute nicht mehr weiter. Wir fuhren am See entlang nach Westen und stellten uns auf den im WoMo-Führer beschriebenen Slattadale-Parkplatz mit direktem Blick auf den See. Die Abfahrt von der A832 war relativ holprig und steil, stellte aber nicht wirklich ein Problem dar. Anfangs gab es fast keine Midgets, so dass wir uns an einen der Picknicktische setzen und das stimmungsvolle Panorama genießen konnten. Wir nutzen die Gelegenheit und duschten ausgiebig. Danach kochte Carola Abendessen: Miracoli mit frischem Salat. Leider konnten wir nicht mehr draußen essen, da die Midgets inzwischen zur wirklichen Plage geworden waren und deshalb jeglicher Aufenthalt außerhalb des WoMos ausgeschlossen war. Vielleicht war der Stellplatz doch nicht ganz ideal. Wir waren müde und beschlossen deshalb, das "No overnight parking" Schild zu ignorieren. Das Nachbar-WoMo aus Frankreich machte es uns nach.


10.08.2005 - 15. Tag - 87 km

Glen Torridon

Als wir gegen 07:00 Uhr aufwachten, war das WoMo immer noch von Midgets umstellt. An ein Aussteigen war nicht zu denken. Auch das Wetter war nicht gerade umwerfend. Der ganze See war wolkenverhangen, nicht gerade die beste Voraussetzung für die für heute geplante Wanderung. Nach dem Frühstück fuhren wir zurück nach Kinlochewe und bogen auf der A896 ins Glen Torridon ab. Die Fahrt über die single track road war sehr schön. Ab und zu spitzelte sogar die Sonne an einigen Stellen durch die Wolkendecke und ergab eins stimmungsvolles Bild. Irgendwie passten die Nebelschwaden zur Landschaft.

Wir steuerten den Wanderparkplatz der Tour #40 im Rother-Wanderführer an. Der Nebel schien sich langsam zu verziehen und so beschlossen wir zumindest bis zum See zu wandern. Der Weg führte an einem Bergrücken entlang durch saftig grüne Farne mäßig steil bergan. Leider hielt sich der Nebel doch hartnäckiger als gedacht. Nachdem wir einige Wasserfälle passiert hatten, erreichten wir nach gut 2 Stunden Marsch das Plateau mit dem See, der sich gespenstig im Nebel präsentierte. Hinter einem Felsblock fanden wir eine etwas geschützte Stelle, wo wir uns mit einer Brotzeit stärkten. Der Nebel verbreitete eine Eiseskälte und es waren wieder einmal Handschuhe und Stirnbänder angesagt.

Aufstieg zum Loch Mhic Fhearchair Loch Mhic Fhearchair
Aufstieg zum Loch Mhic Fhearchair Loch Mhic Fhearchair

Auf dem Rückweg verzog sich der Nebel dann doch noch etwas und die Landschaft kam zum Vorschein. Gegen 16:00 Uhr waren wir wieder am Parkplatz, welcher erneut vollständig von Midgets belagert war. Schnell suchten wir Unterschlupf im WoMo. Das Verstauen der Rucksäcke mussten wir vertagen, da ein Öffnen der Heckklappen nicht ratsam war. Trotz aller Vorsicht kamen beim Einsteigen etliche Midgets ins Innere. Wie waren etwas frustriert, denn so schlimm hatten wir es uns nicht vorgestellt.

Glen Torridon Auf dem Weg nach Gairloch
Glen Torridon Auf dem Weg nach Gairloch

Unser Weg führte uns zurück durch das Glen Torridon. Die alten Scotts Pine Bäume kamen jetzt ohne Nebel viel besser zur Geltung. An einem Midget-freien Parkplatz mit schönem Blick auf das Loch Maree hielten wir an, schossen einige Fotos und verräumten in aller Ruhe die Wandersachen. Anschließend ging die Fahrt weiter auf der A832 in Richtung Gairloch. Das nette kleine Städtchen lud zu einem kurzen Fotostopp am Hafen ein. Außerdem gab es etwas oberhalb des recht ansehnlichen Strandes einen Aussichtspunkt.

Hafen von Gairloch Blick vom Stellplatz in Melvaig
Hafen von Gairloch Blick vom Stellplatz in Melvaig

Letztes Ziel des heutigen Tages war Melvaig, ein kleines Örtchen am Meer nordwestlich von Gairloch. Eine typische single track road mit schönen Ausblicken auf die Steilküste führte uns vorbei an einem netten Campingplatz mit Sandstrand dorthin. Wir fuhren bis zum Ende der Straße, wo es einen kleinen Parkplatz gab, der uns als Übernachtungsplatz diente. Er war zwar etwas schief und wir mussten die Keile unterlegen, aber die tolle Aussicht auf die Isle of Skye entschädigte für alles.

Carola kochte Schinkennudeln. Anschließend spielten wir mit den Kindern noch


11.08.2005 - 16. Tag - 151 km

Rua Reidh Lighthouse / Inverewe Garden

Heute morgen wurden wir wieder einmal vom Schäfchen-Naturwecker geweckt. Danach gab es ein leckeres Müsli-Frühstück inklusive Kaffee aus der Espressomaschine. Das Wetter war zwar bedeckt, aber der Ausblick von unserem Traumstellplatz war dennoch grandios: Deutlich reihte sich die Inselkette der Äußeren Hebriden am Horizont auf.

Erster Programmpunkt des heutigen Tages war ein Spaziergang zum Leuchtturm Rua Reidh. Der aussichtsreiche Weg führte auf einer schmalen Straße am Rand der Klippen entlang durch eine Moorlandschaft. Nach gut einer Stunde Fußmarsch erreichten wir den hübsch auf einem Felsvorsprung gelegenen Leuchtturm. Auch er war wie fast alle Leuchttürme in Schottland weiß-gelb gestrichen. Als uns 2 Radler begegneten, fragten wir uns, warum wir nicht auch die Räder genommen hatten, aber irgendwie sind wir nicht auf die Idee gekommen. Kurz vor 11:00 Uhr waren wir wieder am WoMo und fuhren ab.

Steilküste bei Melvaig Leuchtturm Rua Reidh
Steilküste bei Melvaig Leuchtturm Rua Reidh

Unser Ziel waren die Inverewe Gardens (Familienkarte 20 £). Der wunderschön angelegte botanische Garten ist äußerst sehenswert und trotz des relativ hohen Eintrittspreises unbedingt einen Besuch wert. Besonders sehenswert sind das wet valley mit den großblättrigen Pflanzen (Gunnera Manicata) und den schönen Teichen, der walled garden, wo es prächtiges Gemüse aller Art und viele bunte Blumen zu sehen gab, und natürlich die unzähligen Rhododendren in allen Größen und Variationen. Schade, dass die Blütezeit schon vorbei war. Kaum vorzustellen, wie toll die Gärten aussehen müssen, wenn im Frühjahr all diese Sträucher blühen. Wir schlenderten ausgiebig durch die schöne und gepflegte Anlage und bestaunten die vielen exotischen Gewächse, die aufgrund des milden Golfstroms noch so weit im Norden gediehen. Nachdem wir im Shop noch einige Postkarten erstanden hatten, machten wir uns kurz nach 15:00 Uhr wieder auf den Weg.

Walled Garden Rhododendron
Walled Garden Rhododendron
Gunnera Manicata Wet valley
Gunnera Manicata Wet valley

Wir fuhren auf der A832 weiter in Richtung Norden. Die Fahrt führte durch eine fantastische Landschaft. Je weiter wir kamen desto dichter und schwerer wurden die Wolken. Sie verliehen der Landschaft eine gewisse Melancholie, die sehr gut zu ihr passte. Die Besiedlung wurde immer einsamer.

Im schnuckeligen Hafenstädtchen Ullapool gerieten wir unversehens in die rush hour, da gerade eine Fähre von den Hebriden angekommen war und ihre Autoladung in die engen Straßen ergoss. Als erstes steuerten wir den Supermarkt an, der laut Auskunft des WoMo-Führers die letzte größere Einkaufsmöglichkeit vor der endgültigen Einsamkeit der Highlands war. Dies veranlasste uns, unsere Vorräte noch einmal richtig aufzufüllen. Als nächstes wurde das WoMo an der Shell-Tankstelle betankt und entsorgt, so dass wir wieder für einige Tage autark waren. Die nette kleine Hafenpromenade lud zu einem Bummel ein und so beschlossen wir, heute einmal nicht zu kochen, sondern uns mit Fish&Chips zu versorgen. Für 4,25 £ pro Nase wurden wir bei einem takeaway fündig. Jeder bekam eine Schachtel und wir verspeisten den Inhalt auf einer kleinen Mauer mit Blick auf den Hafen. Danach schlenderten wir noch zur Peer und schauten beim Fischen zu. Das Wasser war von einem feinen Ölfilm überzogen und uns graute bei der Vorstellung, einen Fisch aus diesem Gewässer zu essen.

Loch Ewe Ullapool
Loch Ewe Ullapool

Da in Ullapool generell "no overnight parking" galt, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Die Landschaft war einsam und außer einigen Parkbuchten direkt neben der Straße war nichts zu finden. Aber es war ja lange hell. Etwas später fing es an leicht zu nieseln. Als wir das Loch Assynt erreichten, beschlossen wir, das "No overnight parking" Schild am Parkplatz des Ardvreck Castle zu ignorieren und ließen den Tag bei einem Guinness gemütlich ausklingen. In dieser Einsamkeit würden wir sicher niemanden stören.


12.08.2005 - 17. Tag - 110 km

Lochinver

Wie zu erwarten war, hielt sich der Verkehr in Grenzen, so dass wir trotz der Nähe zur Straße tief und fest schliefen. In der Nacht hatte es geregnet und auch am Morgen war die Landschaft noch wolkenverhangen. Gelegentlich gab es den typischen schottischen Gardinenregen. Heute gab's Donats zum Frühstück und weiche Semmeln, die wir gestern im Supermarkt in Ullapool erstanden hatten.

Felix und Werner trotzten dem Wetter und den Midgets und spazierten zum Ardvreck Castle, das sich stimmungsvoll im Nebel darbot. Die Ruine selbst war eher vom Typ "hohler Zahn". Wir schossen einige Fotos und wunderten uns, was wohl unsere Vorfahren bewogen hat, an diesem gottverlassenen Ort eine Burg zu bauen. Naja, sie werden ihre Gründe gehabt haben. Gegen 08:30 fuhren wir los.

Unser Ziel war das kleine Hafenstädtchen Lochinver, denn dort sollten heute Highland Games stattfinden. Die Kinder waren schon ganz gespannt. Unterwegs gab es entlang der A837 noch zwei ganz gute Parkplätze ohne "no overnight parking"-Hinweis. Aber außer ein paar Hasen haben wir heute Nacht wohl niemanden gestört. Je weiter wir nach Norden kamen, desto heller wurde das Grau. In Lochinver fuhren wir als erstes in den Ort und erkundigten uns nach Zeit und Ort der Spiele. Um 12:00 Uhr sollte es los gehen.

Ardvreck Castle Old Man of Stoer
Ardvreck Castle Old Man of Stoer

Also konnten wir den Vormittag noch für einen kleinen Spaziergang nutzen. Schnell entleerten wir noch die Toilette im öffentlichen Klo-Häuschen, bevor wir zum Leuchtturm beim Point of Stoer fuhren. Nach einer 10 Meilen single track Strecke erreichten wir einen schönen Parkplatz, der bestens zum Übernachten geeignet ist. Auf einem Felsvorsprung präsentierte sich eindrucksvoll der schmucke Leuchtturm. Einige blaue Flecken am Himmel luden förmlich zum Wandern ein.

Old Man of Stoer Steilküste
Old Man of Stoer Steilküste

Der Weg führte über Gras an den Klippen entlang zum 3 km entfernten Old Man of Stoer. Da es häufig sumpfige Stellen gab, waren Wanderstiefel dringend anzuraten. Unterwegs eröffneten sich immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die Steilküste. Nach gut einer Stunde erreichten wir die bizarre Felsnadel. Es waren relativ viele Wanderer mit Zelt unterwegs. Sie kamen vom nördlich gelegenen Cape Warth herunter. Kurz vor 13:00 Uhr waren wir wieder am WoMo und machten uns sogleich auf den Rückweg nach Lochinver. Noch einmal waren 10 Meilen Gurkerei angesagt, bevor wir das WoMo auf dem Parkplatz auf der Peer abstellten.

Weight over the bar Tossing the caber
Weight over the bar Tossing the caber

Die Spiele (Eintritt 4 £ für Erwachsene) waren schon in vollem Gange, aber wir hatten noch nichts Entscheidendes verpasst. Es gab Wettbewerbe verschiedenster Couleur: highland dancing, piping, Laufen, hill race, tug-of-war (Tauziehen) und natürlich die heavy weights mit dem Höhepunkt "tossing the caber". Zwischendurch wurde der Hunger mit ein paar fettigen Chips gestillt. Für mehr hatten die Kinder keine Zeit. Es herrschte Volksfeststimmung und der gesamte Ort war auf den Beinen. Die Kinder waren begeistert. Gegen 17:00 Uhr waren die Wettbewerbe vorbei und wir fuhren weiter in Richtung Norden.

Das WoMo schnaufte die relativ steile Straße zum Quiraing-Plateau hinauf. Die Landschaft zeigte sich von ihrer typisch melancholisch grau grünen Seite. Wir hielten an einigen Aussichtspunkten an und machten Fotos. Da alle Parkplätze, die wir unterwegs sahen, zu nahe an der Straße lagen, beschlossen wir nach Tarbet, dem Ausgangspunkt unserer morgigen Tour, zu fahren. Nach einer kurzen, aber heftigen single track Strecke erreichten wir den kleinen Parkplatz am Peer. Eine kurze Nachfrage beim Restaurant ergab, dass ein Übernachten trotz des "no overnight parking" kein Problem sei. Zwei italienische WoMos standen schon da.

bei Unapool Tarbet bay
bei Unapool Tarbet bay

Die Aussicht auf die kleine Bucht war recht hübsch und auch das Restaurant "The Shorehouse" mit seinem Wintergarten schaute einladend aus. Spontan beschlossen wir, dass auch heute die Küche kalt blieb und wir zum Essen gehen. Wir bestellten uns einen geräucherten haddock (Schellfisch) frisch aus Lochinver. Als Vorspeise gab es eine Gemüsesuppe (Kostenpunkt 24 £). Carola duschte und wir saßen noch eine Weile gemeinsam am WoMo-Tisch.


13.08.2005 - 18. Tag - 41 km

Handa Island

In der Nacht kam der vorhergesagte Regen. Die Regentropfen klopften auch noch auf das WoMo-Dach als wir kurz vor 08:00 Uhr aus den Betten krochen. Unser Plan für heute war die Besichtigung der Vogelkolonien von Handa Island. Eigentlich hatte der Wetterbericht eine Auflockerung für den Vormittag prophezeit, allerdings schaute es im Moment nicht danach aus. Also ließen wir den Tag erst einmal ruhig angehen und frühstückten in aller Ruhe. Danach war Postkartenschreiben angesagt und Werner spielte mit den Kindern "6 nimmt".

Als sich gegen 11:00 Uhr am Horizont schließlich einige helle Flecken abzeichneten, entschlossen wir uns trotz Regen doch noch zur Insel zu fahren und riskierten die 24 £ (Erw. 8 £ / Kinder 4 £). Ausgerüstet mit Regenhose und K-Way bestiegen wir die Fähre. Genauer gesagt, handelte es sich um einen Kahn mit Außenbordmotor. Nach 10 Minuten Fahrt durften wir an einer kleinen Sandbucht auf Handa Island aussteigen. Danach lauschten wir im "shelter" (einem kleinen Unterstand für die Naturschützer) einer kurzen Einführung in die vielfältige Vogelwelt der Insel und erfuhren, wo welche Vögel am besten zu sehen sind. Leider waren die Papageientaucher schon auf dem Weg nach Afrika.

Handa Island Handa Island
Handa Island Handa Island

Anschließend machten wir uns auf den 6 km langen gut ausgebauten Rundweg. Zahlreiche Holzstege führten über die sehr feuchten Wiesen, die ansonsten wohl kaum passierbar gewesen wären. Nachdem wir noch die Rucksacküberzieher hervorgeholt hatten, erreichten wir nach gut einer halben Stunde die Klippen, von wo aus man die Vögel und ihre Brutstätten gut beobachten konnte. Man musste höllisch aufpassen, denn die Wege waren aufgrund des vielen Regens ziemlich rutschig. An einer etwas geschützten Stelle machten wir Mittagspause. Zum Glück hörte der Regen auf, was aber andererseits zur Folge hatte, dass die Midgets wieder verstärkt aktiv wurden. Auf dem Rückweg konnten wir Robben beim Baden im Meer beobachten. Daneben gab es zahlreiche kleine Häschen zu bestaunen. Das Wetter machte von Norden her auf und einige blaue Flecken am Himmel ließen die Landschaft in einem ganz anderen Licht erscheinen. Nach vier Stunden Fußmarsch waren wir wieder am Strand und fuhren mit dem Boot zurück nach Tarbet. Wir verstauten die Rücksäcke und verspeisten einen Satz Muffins. Frisch gestärkt ging es anschließend weiter in Richtung Norden.

Landschaft entlang der A838 Kyle of Durness
Landschaft entlang der A838 Kyle of Durness

Wir hielten kurz an der Fähre nach Cape Warth, um uns nach Fahrzeiten und Preisen zu erkundigen. Die Straße zum Kap ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Für wen die 18 km lange Strecke zu Fuß oder per Fahrrad zu weit war, verkehrt ein Pendelbus. Leider ging die erste Fähre am morgigen Sonntag erst um 11:00 Uhr. Dies war uns zum Radfahren zu stressig, zumal nicht ganz klar war, wann die letzte Fähre zurückging. Eine Fahrt mit dem Bus war relativ teuer und auch nicht unbedingt nach unserem Geschmack.

Die nächste Station war Durness, der nordwestlichste Ort des Festlandes, wo die Sango Sands Camp Site ansteuerten. Dieser Campingplatz (Kostenpunkt 11 £) ist berühmt für seinen Traumblick auf die Sango Bay. Wir suchten uns einen Platz am Rand der Klippen und stöpselten das WoMo an, damit wir den Föhn für Franziskas Haare verwenden konnten.

Sango Bay award winning beach
Sango Bay award winning beach

Danach spazierten wir zum Aussichtspunkt, von wo aus man einen traumhaften Blick auf den "award winning" Strand mit seinen pittoresken Felsenblöcken genießen konnte. Inzwischen war es richtig sonnig und warm geworden. Die Kinder zog es hinunter ans Meer. Wir wagten uns sogar mit den Füßen ins eiskalte Wasser. Nach einiger Zeit trieb uns der Hunger zurück zum WoMo, wo uns Carola leckere Spaghetti kochte. Danach nutzten wir die sehr sauberen Sanitäranlangen zu einer ausgiebigen Dusche.


14.08.2005 - 19. Tag - 149 km

Durness

Das Rauschen des Meeres sorgte für einen tiefen Schlaf. Erst der Sicherheitswecker beendete unseren Schlummer. Ein Blick aus dem Fenster verhieß erneut bestes Wetter! Nur einige morgendliche Nebelschwaden tummelten sich über dem Meer. Nach dem gemütlichen Frühstück gingen die Kinder noch einmal an den "award winning beach". Die Großen ver- und entsorgten das WoMo am Campingplatz. Wir genossen erneut die traumhafte Aussicht und schossen einige Fotos.

Nach dem Auschecken fuhren wir mit dem WoMo nach Balnakeil. Kurz nach dem etwas verhauten craft village parkten wir das WoMo gegenüber dem Friedhof. Hier hätte man auch gut übernachten können (vorausgesetzt man bekommt eine Platz). Der Ausblick auf die Bucht war ebenfalls sehr eindrucksvoll. Es war gerade Ebbe und der breite Sandstrand lud förmlich zu einer Wanderung ein und so tigerten wir sogleich los in Richtung Faraid Head.

Balnakeil Bay Balnakeil Bay
Balnakeil Bay Balnakeil Bay

Die Kinder sammelten Muscheln und wagten sich mit den Füßen ins Wasser. Zum ersten mal waren in Schottland Sandalen (ohne Socken!) und kurze Hosen angesagt. Was für ein Gefühl. Nachdem wir den ersten Strand überquert hatten, gelangten wir zu einem zweiten nicht minder schönen Strand, der zum Flanieren anregte. Besonders reizvoll war die Kombination aus Strand und Felsen. Die flach abfallende Sandbank sorgte zusammen mit dem blauen Himmel für die türkise Farbe des Wassers. Nur der doch etwas frische Wind verhinderte, dass Südsee feeling aufkam. Wir wanderten zum Aussichtspunkt an der Nordspitze der Halbinsel (rechts neben der Militäranlage geht der Weg vorbei).

Panorama Faraid Head
Panorama Faraid Head

Von oben hatte man eine umfassende Aussicht. Hunger kam auf und deshalb machten wir uns auf den Rückweg. Carola holte die Verpflegung aus dem WoMo und wir machten Brotzeit auf der Picknickdecke im Windschatten einer Düne mit traumhaftem Blick auf das Meer. Kurz vor 14:00 Uhr fuhren wir weiter.

Nächster Programmpunkt des heutigen Tages war die Smoo Cave kurz hinter dem Ortsende von Durness. Ein kurzer Spaziergang führte uns hinunter zur Höhle. Für 3 £ pro Erwachsener (Kinder die Hälfte) konnte man sich mit einem Schlauchboot ins Innere der Höhle fahren lassen. Die Fahrt war sehr aufregend. Man musste einen Schutzhelm aufsetzen und zunächst eine steile Leiter hinunterklettern. Anschließend ging es unter einer Felsbrücke hindurch und alle mussten sich ganz klein machen. Im Inneren gab der Führer Erklärungen zur Entstehung der Höhle. Nach 20 Minuten waren wir wieder am Ausgang. Fazit: nettes Erlebnis.

Eingang zur Smoo Cave Ben Hope vom Loch Ebroll aus
Eingang zur Smoo Cave Ben Hope vom Loch Ebroll aus

Unser Plan für den Rest des Tages war, noch ein Stückchen in Richtung Osten zu fahren und uns bald einen schönen Stellplatz zu suchen. Das Wetter war eigentlich viel zu schön zum Autofahren, aber so kam im Vergleich zum Nieselregen der vergangenen Tage die wunderschöne Landschaft wenigstens richtig zur Geltung. Nach kurzer Zeit stellte sich pure Einsamkeit ein. Auf einer single track road umrundeten wir das blau schimmernde Loch Ebroll, von wo aus sich schöne Ausblicke auf den Ben Hope, den nördlichsten Munro, eröffneten. Der Weg zum Gipfel war im Wanderführer als etwas schwierig beschrieben und so sah es auch von der Ferne aus, weshalb wir von einer Besteigung absahen.

Einsame Fjiells und Lochs wechselten sich ab. Dazwischen gab es immer wieder kleine Strände, die aber mit dem WoMo unerreichbar waren. Zuerst waren wir bezüglich des Stellplatzes zu wählerisch, danach ergab sich keine Gelegenheit mehr. So fuhren wir weiter als wir ursprünglich geplant hatten. Auch der Parkplatz am Strathy Point war wenig reizvoll. Er lag neben einem Gehöft und war relativ weit vom Leuchtturm entfernt, von dem "No overnight parking" Schild ganz zu schweigen. Folglich entschlossen wir uns, noch das Stück bis zum Dunnet Head zu fahren. Dort, am nördlichsten Punkt des schottischen Festlandes ist im WoMo-Führer ein schöner Platz beschrieben.

single track road am Loch Ebroll Dunnet Head
single track road am Loch Ebroll Dunnet Head

Das Landschaftsbild änderte sich zusehends als wir weiter nach Osten kamen. Die Berge wichen zurück, aus Fjiell wurden landwirtschaftliche Flächen. Auch die Ortschaften wurden wieder größer. Keine Frage, wir waren wieder zurück in der Zivilisation. Das inzwischen abgeschaltete Atomkraftwerk in Dounreay ließen wir links liegen. Kurz darauf durchquerten wir zügig die Stadt Thurso und bogen zum Dunnet Head ab. Unmittelbar am Leuchtturm gab es in der Tat einen schönen Parkplatz, der sich bestens für eine ruhige Übernachtung eignete. Die Traumaussicht auf die Orkney Inseln gab es gratis dazu. Carola kochte Pilzsuppe und abgebräunte Maultaschen. Wieder einmal fielen wir todmüde in die Betten.


15.08.2005 - 20. Tag - 27 km

John'o Groats

Eine steife Briese schüttelte das WoMo als wir gegen 08:00 Uhr aufwachten. Die Schlechtwetterfront, die sich gestern Abend am Horizont abgezeichnet hatte, sorgte für einen grauen Himmel und frische Temperaturen. Es war doch gut gewesen, dass wir gestern noch ein gutes Stück gefahren waren.

Wir gingen den Tag gemütlich an. Nach dem Frühstück spazierten wir zum Aussichtspunkt auf dem "Gipfel" des Dunnet Head, von dem sich eine umfassende Aussicht auf die Orkney Inseln bieten würde. Schemenhaft konnten wir aber immerhin den Old Man of Hoy erkennen. Während des zweiten Weltkrieges wurde Dunnet Head als Beobachtungsposten benutzt. Die Stürme toben im Winter hier so heftig, dass hochgeschleuderte Steine die Gläser des sich 105 m über dem Meeresspiegel befindenden Leuchtturms zerstören können.

Nach einer Weile fuhren wir weiter ins nahegelegene John o'Groats, wo wir das WoMo auf dem großen Parkplatz abstellten. Den Ort selbst hatten wir uns etwas größer vorgestellt. Es gab einige Souvenirläden und einen kleinen Hafen, von wo aus Wild-Life Fahrten und Ausflüge auf die Orkney Islands angeboten wurden. Leider war alles relativ teuer. Am ehesten reizte uns eine Schlauchbootfahrt (für 45 £). Wir machten unsere Entscheidung davon abhängig, wie sich das Wetter morgen entwickeln würde und schlenderten etwas durch die Geschäfte. Bemerkenswert war auch die kleine Ausstellung über die gefährliche Schifffahrt im Pentland Firth im "last house". Etwas durchgefroren wärmten wir uns mit einer Suppe im WoMo.

John o'Groats Stacks of Duncansby
John o'Groats Stacks of Duncansby

Anschließend brachen wir zu einem Spaziergang entlang der Küste auf. Unser Ziel war der Duncansby Point. Unterwegs kam vom Meer her plötzlich Nebel auf. Wir konnten uns gut vorstellen, dass unter solchen Bedingungen in vergangenen Zeiten zahlreiche Schiffe bei der Durchfahrt durch den Pentland Firth auf Grund gelaufen sind. Zum Glück hatte sich die Sicht gebessert, als wir am Leuchtturm angekommen waren. Es standen bereits einige WoMos auf dem Parkplatz, der sich hervorragend als Übernachtungsplatz eignete. Wir beschlossen, heute früher Schluss zu machen und hier zu nächtigen. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, wanderten wir noch zu den nahegelegenen Stacks of Duncansby, zwei bizarren Felsspitzen, die eindrucksvoll vor der Steilküste aus dem Meer hervorragten. Unterwegs konnten wir einige Robben im Meer beobachten. Direkt vor den Spitzen lag sogar ein Tier auf einem Felsen. Diese Gelegenheit ließen wir uns nicht entgehen und kletterten hinunter zum Strand, um uns das Tier aus der Nähe zu betrachten.

Leuchtturm am Duncansby Head Sonnenuntergang über den Orkney Islands
Leuchtturm am Duncansby Head Sonnenuntergang über den Orkney Islands

Als wir wieder am WoMo waren, fuhren wir wie geplant zum Parkplatz am Leuchtturm, wo wir uns einen aussichtsreichen Platz aussuchten. Carola kochte Kartoffel mit Butter und zur Vorspeise gab es eine feine Pilzsuppe. Danach klang der Tag mit Postkartenschreiben und einem gemeinsamen Spiel gemütlich aus. Zum ersten mal konnten wir in Schottland einen Sonnenuntergang über dem Meer bestaunen, was natürlich entsprechend fotographisch gewürdigt wurde.


16.08.2005 - 21. Tag - 174 km

Dunrobin Castle / Glenmorangie

Heute riss uns ein Anruf von Opa um 07:30 Uhr aus dem Bett. Er hatte vergessen, dass Großbritannien gegenüber zuhause eine Stunde zurückliegt. Zu unserer Überraschung entdeckten wir dicke Nebelschwaden als wir aus dem Fenster blickten, denn eigentlich hatten wir nach dem tollen Sonnenuntergang besseres Wetter erwartet. Wenig später prasselten dicke Regentropfen auf das WoMo-Dach. Damit war auch klar, dass die angedachte Bootsfahrt buchstäblich ins Wasser fiel. Die Kinder waren etwas enttäuscht, weil sie sich auf eine Fahrt mit dem Motor-Schlauchboot gefreut hatten. Ein italienisches WoMo entsorgte seine Toilette in die Wiese vor dem Parkplatz. Hoffentlich führen solche Ferkeleien nicht dazu, dass nächstes Jahr ein "No overnight parking" Hinweis vorzufinden ist. Nach dem Frühstück machten wir uns zügig auf den Weg nach Süden.

Leider ging es ab jetzt wieder zurück in Richtung Heimat. Die A99 verlief immer entlang der Küste, von der wir aufgrund des Nebels allerdings nicht allzu viel zu sehen bekamen. In Keiss entleerten wir die übervolle Toilette in einem öffentlichen Klo-Häuschen. Als nächstes hielten wir kurz am Timespan Museum in Helmsdale (Familienticket 10 £). Trotz des für schottische Verhältnisse relativ humanen Eintrittspreises, verzichteten wir auf eine Besichtigung, da es eher eine Ansammlung von Geschäften als ein Museum zu sein schien. Wir entschieden uns, als Alternative das Dunrobin Castle in Golspie anzuschauen (Familienticket 18 £), denn zumindest ein bekanntes schottisches Schloss wollten wir auch von innen in Augenschein nehmen. Bevor es losging, stärkten wir uns mit einer Brotzeit im WoMo.

Dunrobin Castle Park
Dunrobin Castle Park

Inzwischen hatte sich der Himmel etwas aufgeklart und so begannen wir unsere Besichtigungstour im schön angelegten Park. Im Garten gab es ein kleines Museum mit ausgestopften Jagdtrophäen, die die diversen Dukes of Sutherlands in allen Herren Ländern erlegt haben. Als nächstes stand eine liebevoll gestaltete Falknerei-Vorführung auf dem Programm. Die Sonne kam heraus und wir kamen richtig ins Schwitzen. Anschließend machten wir uns an die Besichtigung der zahlreichen Innenräume, die mit Möbeln aus der Jahrhundertwende liebevoll ausgestattet waren. Leider war im Inneren fotografieren verboten. Insgesamt war der Besuch sehr lohnenswert, da das Schloss vollständig eingerichtet war und man sich gut in die damalige Zeit zurückversetzen konnte.

Glenmorangie Lagerhallen
Glenmorangie Lagerhallen

Wir beschlossen, noch die letzte Führung bei der Glenmorangie um 15:30 Uhr im ca. 20 m entfernten Taim anzustreben. Schnell stiegen wir ein und düsten ab. In der Tat erreichten wir die Whisky-Brennerei gerade rechtzeitig zu Beginn der Führung (Kostenpunkt 2,50 £ pro Erwachsenen, wird angerechnet, wenn man im Shop für mehr als 16 £ einkauft). Die Führung war sehr informativ und wir bekamen alles ganz genau erklärt:

Überall außer beim spirit safe war Fotografieren erlaubt. Zum Abschluss der Führung bekam jeder Teilnehmer einen sehr feinen Cellar 13 (mit und ohne Wasser) zum Probieren. Im Shop wurden wir sehr gut beraten und erstanden eine Flasche Cellar 13 und eine vorzügliche Fassstärke, sowie zwei dekorative Gläser. Es ist wirklich schade, dass in Großbritannien die Alkoholsteuer so hoch ist. Zum Glück hatte Werner eine Preisliste dabei, um einen Preisvergleich zu haben und so grobe Fehlkäufe zu vermeiden.

Portmahomack Stellplatzromantik - Dornoch Firth
Portmahomack Stellplatzromantik - Dornoch Firth

Entspannt fuhren wir weiter in Richtung Portmahomack. Unser Ziel war der im WoMo-Führer beschriebene Stellplatz, der allerdings etwas exponiert mitten im Ort liegt. Etwas hin- und hergerissen fuhren wir noch weiter zum Tarbat Ness Leuchtturm, der 41 Meter an Spitze der langgezogenen Halbinsel emporragt. Der dortige Parkplatz ist wie beschrieben vom Typ "No overnight parking" und hatte auch ansonsten nichts besonderes zu bieten. Folglich entschieden wir uns doch für den Parkplatz in Portmahomack. Später gesellte sich noch ein französischer VW-Bus zu uns. Carola kochte Spaghetti und die Kinder vergnügten sich im Sand. Nur der Lärm der Düsenjets, die die Bucht als Übungsplatz für Tiefflüge benutzten, störte etwas die Idylle. Nach dem Essen spazierten wir etwas an der kleinen Promenade entlang zum Hafen. Als krönenden Abschluss des Tages gönnten wir noch ein Bier in einer Bar, das wir auf Bänken im Freien mit Blick aufs Meer tranken.


17.08.2005 - 22. Tag - 248 km

Speyside

Eigentlich wollten wir heute frühzeitig los. Als jedoch der Wecker ging, hörten wir die typischen Klopfgeräusche. Zudem schüttelte ein kräftiger Wind unser WoMo. Also drehten wir uns schnell noch einmal um und schlummerten noch eine Runde. Doch als wir gegen 08:00 Uhr endgültig wach wurden, schaute das Ganze nicht viel besser aus.

Nach dem Frühstück fuhren wir auf der A9 über die Brücke über den Moray Firth nach Inverness und dann weiter mit Kurs Aviemore. Relativ schnell wurde uns klar, dass das Wetter nicht gut genug für eine Wanderung in den Cairngorm Mountains war, zumal im Wanderführer explizit vor starkem Wind gewarnt wurde. Als Alternativprogramm kutschierten wir das WoMo über die A938 und A95 in Richtung Dufftown, der Hauptstadt des Malt Whisky. Es fing erneut an zu nieseln, so dass auch unser Plan-B Wanderziel, die Besteigung des Ben Rinnes ins Wasser fiel. Also mussten wir auf Plan-C zurückgreifen: weitere Besichtigung von Speyside Destillen, auch nicht gerade das übelste Regenprogramm.

Unterwegs auf dem Malt-Whisky Trail sahen wir zahlreiche Wegweiser zu bekannten Brennereien. An einigen kamen wir sogar direkt vorbei. Die Walkers Shortbread Bäckerei lag auch auf unserem Weg und sorgte bis ins WoMo für einen leckeren Duft. Auf der Straße war verhältnismäßig viel Verkehr. Besonders die vielen LKW fielen auf. Man merkte deutlich, dass hier eine richtige Industrie angesiedelt war.

Unser erstes Ziel war Macallan bei Dufftown. Wir mussten erst etwas suchen, bis wir die versteckte Brennerei fanden. Nach einer kurzen Mittagspause schlossen wir uns einer kostenlosen Führung an, die halbstündlich im Visitor Center begannen. Leider war Fotografieren (aus Sicherheitsgründen?) komplett verboten. Außer den Lagerhäusern bekamen wir den ganzen Prozess erklärt. Wesentlicher Unterschied zu Glenmorangie ist, dass zur Lagerung anstatt der billigeren Burbon-Fässer nur Sherry-Fässer verwendet werden, wodurch der Whisky seine rötliche Farbe und eine feine Süße erhält. Am Schluss der Führung durfte jeder Teilnehmer einen 10yo verkosten. Sehr delikat! Im Shop gab es keine besonderen Schnäppchen. Insgesamt war der Besuch bei Macallan eher etwas unpersönlich und steif.

Macallan Lagerhäuser
Macallan Lagerhäuser

Als nächstes steuerten wir Strathisla in Keith an. Auf dem Weg übersahen wir einen "road closed" Hinweis und mußten wenden. Am Ortsrand fanden wir sogleich die Brennerei mit ihren zwei Pagodentürmen, in denen früher gemälzt wurde. Bei Strathisla wird neben einem Single Malt noch der hochwertige Blend Chivas Regal hergestellt. Die Besichtigung (5 £ pro Erw., Fotografieren verboten) begann mit einer Verkostung eines 12yo Chivas. Anschließend wurde uns die Anlage ausführlich gezeigt. Besonders beeindruckend waren die Spezialabfüllungen, die zu besonderen Anlässen, wie z.B. der Krönung von Elsabeth II., herausgegeben wurden. Unser Führer kam richtig ins Schwärmen. Als krönender Abschluss wurde im mit viel Atmosphäre gemütlich eingerichteten dram room ein 18yo Chivas serviert. Im Shop erstanden wir noch eine Longmore Fassstärke und einen Satz Gläser.

Strathisla Bei der Verkostung
Strathisla Bei der Verkostung

Bevor wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz machten, kauften wir in Keith noch im Supermarkt ein und tankten. Leider fanden wir keine Möglichkeit unser Frischwasser aufzufüllen. Wir fuhren zum Wildlife Center an der Spey Mündung, das leider schon geschlossen hatte. Im Gegensatz zur Beschreibung im WoMo-Führer war am Parkplatz "No overnight parking" angesagt. Nach kurzem Aufenthalt tuckerten wir weiter in Richtung Buckie. Dort konnten wir nach Nachfrage im Hafenbüro an einem Wasserhahn doch noch unser Wasser auffüllen. Am Ortsende von Portessie fanden wir einen geeigneten Parkplatz direkt am Meer, der scheinbar auch als Beobachtungsplatz für Delfine diente. Leider war die Sicht viel zu schlecht, um etwas erkennen zu können. Carola kochte Würstelgulasch. Danach duschten alle Mann. Hoffentlich wird morgen das Wetter wieder besser.


18.08.2005 - 23. Tag - 186 km

Banff / Glenfiddich

In der Nacht hatte es wiederum heftig geregnet. Entsprechend schlecht haben wir geschlafen. Da wir heute definitiv nichts versäumen werden, schalteten wir alle Wecker aus und drehten uns noch einmal um. Nachdem wir unsere Toilette im Klohäuschen entleert hatten, dümpelten wir gegen 10:00 Uhr langsam los. Unser Plan für heute sah vor, zunächst etwas an der Nordseeküste entlang zu fahren, danach noch einmal nach Dufftown zu Glenfiddich schauen und uns dann anschließend weiter auf den Weg nach Süden zu machen. Laut Wetterbericht sollte es morgen wieder besser werden.

Wir fuhren auf der A942 nach Osten und folgten der Route des WoMo-Führers. Der erste Halt war in Portknockie, wo wir uns den bizarren "bow fiddle rock" anschauten, der von zahlreichen kreischenden Vögeln umschwärmt wurde. Das nächste Ziel war der historische Hafen von Portsoy. Im Ort selbst war wenig los. Am beschriebenen Stellplatz prangte inzwischen ein "No overnight parking" Schild. Dafür gab es einen Wasserhahn. Weiter ging die Fahrt auf den "coastal trail" (A98 / B9139) nach Banff, wo wir das WoMo am großen car park abstellten (60p für 2 Stunden). Wir schlenderten etwas durch den kleinen Ort in der Hoffnung, irgendwo etwas passendes zum Essen zu finden, was uns leider nicht gelang. Als letztes schauten wir noch zum Duff House. Es regnete in Strömen und wir gingen bald wieder zurück zum WoMo, wo wir uns ein Sandwich Mittagsessen gönnten.

Portknockie - bow fiddle rock historischer Hafen von Portsoy
Portknockie - bow fiddle rock historischer Hafen von Portsoy

Als nächstes nahmen wir erneut Kurs in Richutng Speyside. Leider hatte die Küferei Speyside Cooperage am Donnerstag geschlossen. Als Alternative steuerten wir die Brennerei von Glenfiddich an. Zuerst waren wir aufgrund des großen Touristenrummels etwas skeptisch, doch am Schluss waren wir begeistert. Die kostenlose Führung begann mit einer Videovorführung (auch in Deutsch). Danach wurden in kleinen Gruppen die einzelnen Herstellungsschritte im Detail erklärt. Diesmal war die Führung sogar in Deutsch, so dass auch die Kinder etwas verstehen konnten. Die Anlage ist sehr groß. Kein Wunder, schließlich ist Glenfiddich auch die größte Brennerei in Schottland. Als Besonderheit gab es auch die Abfüllanlage zu sehen, denn als einzige Speyside-Brennerei füllt Glenfiddich seinen Whisky noch vor Ort ab und kann somit sein eigenes Quellwasser zum Verdünnen verwenden. Trotzdem überzeugte uns der Whisky bei der Verkostung nicht. Dafür gab es einen feinen Whisky-Likör, von dem wir 2 Flaschen im Shop erstanden.

Glenfiddich Glenfiddich
Glenfiddich Glenfiddich

Inzwischen hatte es wie angekündigt aufgehört zu regnen. Unser Plan war, heute noch ein Stück nach Süden zu fahren und uns auf den Wanderparkplatz der für morgen angedachten Wanderung zu stellen. Wir wählten die A941 über Rhynie, eine enge schmale Straße mit wenig Verkehr. Man musste höllisch aufpassen, denn gelegentlich kam einem doch ein Fahrzeug entgegen und man musste schnell und zielsicher nach links ausweichen. Dafür wurden wir mit einer recht ansprechenden Landschaft belohnt: Moorig braune Bäche durchzogen eine leichte Hügellandschaft. Fast der ganze Boden war mit Erika bewachsen, die gerade zu blühen begannen. Weiter ging die Fahrt auf der A97 in Richtung Süden, vorbei an den Ruinen von Kildrummy Castle. Nach gut 2 Stunden Fahrt erreichten wir schließlich Ballater. Da wir auf Anhieb keinen geeigneten Platz im Ort fanden, beschlossen wir noch die 12,5 m zum Loch Muick zu fahren. Kurz vor dem See gab es einen schönen Parkplatz ohne "No overnight parking" Hinweis (Gebühr 2 £).

Carola kochte Spaghetti. Anschließend hüpften wir zeitig in die Betten, da wir morgen früh los wollten. In der Dämmerung konnten wir beobachten, wie kleine Häschen über den Parkplatz hobbelten. Nachdem die letzten Wanderer abgezogen waren, standen wir ganz allein mitten in der Landschaft. Nicht einmal ein Handy-Empfang gab es.


19.08.2005 - 24. Tag - 60 km

Lochnagar

Abseits von jeglicher Zivilisation und Handy-Netz schliefen wir tief und fest. Kurz nach 07:00 Uhr ging der Wecker und ein Blick nach draußen zeigte sofort: Heute war unser Wetter. Zunächst stärkten wir uns mit einem kräftigen Müsli-Frühstück. Danach wurden im WoMo die Rucksäcke gepackt und die Wanderstiefel angezogen. Zum Glück hatten wir alles bereits am Vortag ins Fahrerhaus gestellt, denn das WoMo war wie zu erwarten war von Midgets umstellt. Gegen 09:30 marschierten wir los. Unser Ziel war der Lochnagar (siehe Tour #22 im Rother-Wanderführer).

Im Besucherzentrum, wenige Meter vom Parkplatz entfernt, erfuhren wir einiges zur lokalen Flora und Fauna. Der Weg führte zunächst relativ eben im Tal entlang und stieg dann langsam bergan. Die Sonne streichelte angenehm und lies die mit Heidekraut bewachsenen Hänge im schönsten Licht erstrahlen. Als wir etwas an Höhe gewonnen hatten, eröffneten sich schöne Ausblicke auf die hügelige Landschaft. Besonders eindrucksvoll präsentierte sich der Lochnagar, ein riesiger, aus Granit aufgebauter runder Hügel.

Aufstieg Lochnagar
Aufstieg Lochnagar

Nach gut 3 Stunden Aufstieg erreichten wir den Gipfel, von dem sich eine umfassende Aussicht auf das bergige Highland bot. Die Sonne schien und es war nicht kalt. Die Fernsicht war exzellent. So hatten wir uns es immer vorgestellt. Jetzt waren wir doch noch zu unserem Gipfelerlebnis gekommen. Wir verspeisten unsere Brotzeit und ließen das prächtige Panorama auf uns wirken.

Gipfelpanorama Lochnagar
Gipfelpanorama Lochnagar
Gipfelpanorama Lochnagar

Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Rückweg, für den wir die Route über den Wasserfall wählten. Der Weg verlief schön an einem kleinen Bach entlang und führte nach einem kurzen steilen Abstieg zum Loch Muick, von wo aus ein etwas eintöniger Feldweg zurück zum Parkplatz führte. Unterwegs kam uns Camilla Parker Bowles entgegen. Leider zog sich der Himmel etwas zu und es wurde frisch. Auf den letzten Metern mussten wir sogar noch die Regenjacken herausholen, da uns ein kräftiger Schauer erwischte.

glückliche Wanderer Loch Muick
glückliche Wanderer Loch Muick

Schnell verstauten wir die Wandersachen und fuhren weiter, da wir heute noch etwas nach Süden kommen wollten. Unterwegs schüttete es aus allen Kanälen. Bald darauf war aber wieder schönstes Wetter. Schloss Balmoral war im August nicht zu besichtigen. Auf speziellen Wunsch von Felix hielten wir in Braemer an und besichtigten das Stadion, in dem Anfang September das berühmte Braemer Gathering unter der Schirmherrschaft der Queen stattfindet. Das Wetter war zu schön zum Kochen und so versorgten wir uns beim "The hungry highlander" mit Pizza und Fish&Chips (11,50 £), die wir auf einer Picknickbank verspeisten.

Wir fuhren noch über den Cairnwell Pass mit seinem Ski-Center und stellten uns auf den ersten Platz nach dem Pass (siehe WoMo-Führer). Nachdem wir noch etwas mit den Kindern gespielt hatten, fielen alle Mann müde in die Betten.


20.08.2005 - 25. Tag - 196 km

Pitlochry

Das WoMo litt unter Seegang, denn ein kräftiger Wind blies vom Berg herunter und schüttelte unser Fahrzeug. Irgendwie wurden wir heute früher wach als sonst. Die Nacht war klar gewesen und dementsprechend frisch waren die Temperaturen, was uns veranlasste die Heizung anzumachen. Der sich abzeichnende Sonnentag entschädigte jedoch für alles. Nach dem Frühstück zogen wir gegen 08:30 Uhr ab und fuhren auf der A93 nach Süden.

Das herrliche Wetter war eigentlich viel zu schön zum Autofahren, aber dafür konnten wir wenigstens die gefällige Landschaft bei Sonnenschein vom Auto aus in vollen Zügen genießen. Die Berge wurden langsam niedriger. Dafür gab es leichte, mit Heidekraut überzogene Hügel. Die Strecke den Pass hinunter war eng und kurvenreich. Zum Glück hatten wir gestern früher Schluss gemacht. Frisch ausgeruht ging heute morgen alles viel besser als gestern nach der Wanderung. Nach einer Stunde erreichten wir das quirlige Pitlochry. Zum erstenmal erlebten wir im Urlaub Touristenrummel: Zahlreiche Busse und deren losgelassene Insassen verstopften die Straßen. Für einen Moment wünschten wir uns die Einsamkeit der Highlands zurück.

Cairnwell Pass Stellplatz
Cairnwell Pass Stellplatz

Unser erstes Ziel war die Edradour Distillery, die kleinste Brennerei Schottlands. Hier wird alles noch mit der Hand gemacht und es gibt keine Automatisierungstechnik. Die kostenlose Führung begann mit einem informativen Video. Die gesamte Anlage bestand im wesentlichen aus einem nicht allzu großen Gebäude, in dem alle üblichen Herstellungsschritte ausgeführt werden. Der Whisky, ein echter Geheimtipp, schmeckte vorzüglich und wir erstanden im Shop eine Fassstärke.

Edradeur Edradeur
Edradeur Edradeur

Anschließend fuhren wir zum Queens View (pay & display 1 £), von wo aus sich ein herrlicher Postkartenblick auf das Loch Tummel bot. Es war richtig hieß geworden und wir picknickten auf einer Bank beim Visitor Center. Anschließend schlenderten wir noch einmal zum Aussichtspunkt. Viel mehr konnte man hier nicht wandern. Eigentlich hätten wir ein wenig am See entlang laufen wollen. Ein Anruf beim Campingplatz in Edinburgh ergab, dass wir nicht reservieren konnten und der Platz an sich schon relativ voll war, weshalb uns ein etwas unruhiges Gefühl ergriff.

Das dritte Ziel des heutigen Tages war der Pass of Killioercranke, wo wir das WoMo am Parkplatz des Visitor Centers abstellten (pay & display 2 £). Ein kurzer Weg führte uns zum soldiers leap. Hier war in grauer Vorzeit ein Soldat 5,5 Meter über den Fluss gesprungen, um seinen Häschern zu entkommen. Na ja, wir schauten uns den Felsen an und glaubten die Mär. Danach spazierten wir noch etwas am Uferweg des River Tummel entlang zu einer kleinen Hängebrücke. Der Weg unter den Bäumen war ganz nett, aber wenig spektakulär. Er war eher etwas für ältere Leute, welchen wir auch zahlreich begegneten. Gegen 15:00 Uhr zogen wir wieder ab.

"Queen's Forth Bridges
Queen's View< Forth Bridges

Auf der A9 ging es weiter in Richtung Süden. Die Straße war gut ausgebaut, so dass wir zügig vorankamen. Kurz vor den Forth Bridges riefen wir noch einmal beim Morton Hall Caravan Park an. Er hatte immer noch Plätze frei und wir düsten weiter. Nach der beeindruckenden Fahrt über die Brücke bogen wir auf den City Bypass (A720) ab und fanden bald den Campingplatz. Leider kamen wir zunächst nur für einen Tag unter. Ob für uns auch nächste Nacht noch Platz war, könne man uns erst morgen um 11:00 Uhr sagen, was ja wohl eine total blöde Zeit war. Wir waren etwas verärgert über diese schlechte Organisation. Ansonsten war der Platz sehr schön grün und hatte saubere Sanitäranlagen. Der Preis betrug allerdings auch immerhin 21 £ pro Nacht. Zu Sicherheit riefen wir beim Campingplatz in London an und reservierten vor, damit gleiches nicht noch mal passiert.

Die Kinder holten die Spiele heraus und wir räumten das WoMo um. Der Camping-Tisch wurde ausgepackt und Sommerstimmung kam auf. Carola kochte Nudeln und wir aßen im Freien.


21.08.2005 - 26. Tag - 0 km

Edinburgh

Der Wecker riss uns aus den Träumen. Schnell sprangen wir auf und packten die Sachen zusammen. Die Sonne schien und es versprach ein schöner Tag zu werden. Solche Aussichten beflügelten uns immer. Da uns die Dame an der Rezeption gestern keine Garantie für zwei Tage gegeben hat, mussten wir auch das WoMo startklar machen und entsorgen. Als um 08:00 Uhr die Rezeption öffnete, war eine Verlängerung auf einmal kein Problem mehr! Fazit: absolut miserable Organisation. Schnell stellten wir das WoMo zurück auf den Stellplatz und stöpselten es wieder an.

Danach spurteten wir endgültig zur Bushaltestelle (Tagesticket 2,30 £ für Erwachsene und 2,00 £ für Kinder). Ein typisch roter Doppeldeckerbus brachte uns in gut 30 Minuten in die City, wo wir kurz vor der Royal Mile ausstiegen. Ein freundliches älteres Ehepaar gab uns einen Tipp, welche Haltestelle am günstigsten für uns war. Alternativ wäre es sicher möglich gewesen, mit dem WoMo ins Zentrum zu fahren, denn am Sonntag Vormittag hätten wir bestimmt einen Parkplatz bekommen, aber irgendwie war uns diese Variante zu stressig (zumal heute das große Pipe Festival stattfand).

Royal Mile Esplanade - Castle
Royal Mile Esplanade - Castle

Unser erstes Besichtigungsziel war das Castle (Familienticket 26,60 £). Kurz die Kreditkarte gezückt und das Problem war gelöst. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie unser Konto in Zwischenzeit aussah. Wir betraten das Schloss über die Esplanade, dem großen Vorplatz, auf dem die Tribünen für das Military Tatoo aufgebaut waren, und begannen die Besichtigung mit einer Führung. Leider kamen die Pointen nur teilweise bei uns an, was einerseits an dem Slang der Führerin und andererseits an unseren lückenhaften Kenntnissen der schottischen Geschichte lag. Aber wir erhielten zumindest einen guten Überblick, was es alles zu sehen gab: Kronjuwelen, stone of destiny, war memorial, war prison, ... . Alles sehr interessant und sehenswert. Am eindrucksvollsten war für uns jedoch der Ausblick von der Mauer mit ihren verschiedenen Kanonenbatterien. Im Hintergrund reihten sich die Berge des Highlands hinter dem Firth of Forth auf. Wir machten viele Fotos. Nach gut 2 Stunden hatten wir alles gesehen und gingen zurück zur High Street (Royal Mile):

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Ausblick vom Castle
Ausblick vom Castle

Inzwischen herrschte reges Treiben und viele Straßenkünstler waren unterwegs. Grund hierfür war das "Edinburgh Pipe Festival", dessen Höhepunkt eine riesige Parade von Dudelsackkapellen war. Es war schon ein wirklich glücklicher Zufall, dass wir ausgerechnet an diesem Tag in Edinburgh waren. Wir stärkten uns beim Burger King (15+ £).

Anschließend erklommen wir den Calton Hill, von dem sich eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Schloss bot. Auf der anderen Seite hatte man die breite Mündung des Firth of Forth in die Nordsee vor sich. Alles was die Idylle störte war die von Norden heraufziehende Wolkenwand. Oben auf dem Hügel gab es ein Observatorium und einige griechische Säulen, die Edinburgh auch den Namen "Athen des Nordens" verliehen haben.

Blick vom Calton Hill Pipe Parade
Blick vom Calton Hill Pipe Parade

Als nächstes steuerten wir die Pipe Parade an, die entlang des Queen's Drive zum Holyrood Palace verlief. Die hierfür notwendigen Informationen hatten wir von unserem Stellplatznachbarn bekommen, der selbst daran teilnahm. Die Massen strömten, doch wir bekamen einen ganz passablen Platz. Die Parade hatte schon angefangen, aber dauerte immer noch 2 Stunden. Pipe bands aus allen Herren Länder sorgten für ein wirklich farbenfrohes Spektakel, das wohl in der Welt in dieser Form einmalig ist. Es war toll zuzuschauen.

Nach der Parade schlenderten wir zurück in die City. Es herrschte dichter Verkehr, der sich nur langsam auflöste. In einem Fudge-Laden erstanden wir hausgemachten, ultra leckeren Fudge (3,30 £). Am Scotts Monument schauten wir den Vorführungen der Straßenkünstlern zu.

Es begann zu tröpfeln und etwas später zu regnen (ganz ohne Regen geht's in Schottland halt nicht). Da nicht mehr allzu viel los war, beschlossen wir, mit dem Bus zurück zum Campingplatz zu fahren. Wir kochten uns noch eine Suppe und ließen den Tag ausklingen.


22.08.2005 - 27. Tag - 214 km

Borders

Die Ruhe des Campingplatzes ließ uns tief und fest schlafen. Ein kurzer Blick aus der Luke verhieß gutes Wetter. Die Reste des Schauers von gestern schienen nach Süden abzuziehen. Im Norden war der Himmel bereits blau. Wie immer spornte uns diese Art von Wetter an. Schnell frühstückten wir und machten das WoMo startklar. Unser Plan für heute war, das gute Wetter für eine kleine Wanderung in den Borders, dem jahrhundertelang heftig umkämpften Grenzgebiet zwischen Schottland und England zu nutzen.

Zunächst ging es zurück auf die Ringautobahn (city bypass). Anschließend düsten wir auf der A68 in Richtung Süden. Unsere erste Station war der kleine Ort Melrose (pay & display 1,5 £ für 6 Stunden), wo wir uns zunächst die berühmte und in der Tat sehr romantische Ruine der "Melrose Abbey" anschauten. Sie war gut von außen zu sehen, so dass wir uns den wieder einmal unverhältnismäßig hohen Eintritt getrost sparen konnten.

Nach so viel Kultur zogen wir die Wanderstiefel an und erklommen den höchsten der drei Eildon Hills (siehe Rother-Wanderführer Tour #2). Der Weg führte uns in einer Stunde relativ steil auf den Hügel hinauf. Unterwegs eröffneten sich grandiose Ausblicke auf das wellige Lowland. Die drei Hügel selbst sind fast vollständig mit Erika bewachsen und ergaben ein witziges Bild. Von oben bot sich eine umfassende Aussicht. Inzwischen war es richtig warm geworden. Wir setzten uns auf der windgeschützten Seite in die Sonne und genossen die Ruhe, denn außer uns war kein Mensch weit und breit. Nach einer geraumen Weile machten wir uns an den Abstieg. Für die volle Runde über alle drei Gipfel hatten wir keine Lust. Außerdem hätten sich auch keine neuen Erkenntnisse mehr ergeben.

Zurück im Ort schlenderten wir durch die Geschäfte auf der Suche nach etwas Essbarem. Außer Fish&Chips und relativ teuren Restaurants gab es leider nichts Vernünftiges und so entschieden wir uns für eine Brotzeit im WoMo. Auch die speziellen Pfefferminz-Bonbons (siehe Hinweis im Baedecker) haben wir nicht gefunden.

Melrose Abbey Blick von den Eildon Hills
Melrose Abbey Blick von den Eildon Hills

Als nächstes standen weitere klassische Borders Ziele auf dem Programm. Die Fahrt durch das gefällige Hügelland auf den nicht allzu engen Straßen war purer Genuss. Erster Halt war an der Jedburgh Abbey. Auch hier beschränkten wir uns auf eine Außenbesichtigung. Über eine kleine Gurkstraße erreichte man von der A68 aus den berühmten Aussichtspunkt Scott's View, dem Lieblingsplatz des bedeutenden Dichters Sir Walter Scott. Wir setzten uns auf eine Bank und genossen die herrliche Aussicht auf das grüne Tal des Tweeds und die Eildon Hills, auf denen wir heute morgen gewesen waren. Die Sonne streichelte angenehm und Entspannung pur war angesagt. Von der Ruine der Dryburgh Abbey war nicht mehr viel übrig und was noch zu sehen war, lag etwas versteckt im Wald. Auch hier war der Eintrittspreis unverhältnismäßig hoch. Letzte Station in den Borders war das Abbotsford House, dem Haus von Sir Walter Scott. Leider war bald letzter Einlass und so rechnete sich der relativ hohe Eintritt nicht mehr.

Jedburgh Abbey Scott's View
Jedburgh Abbey Scott's View

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von der lieblichen Hügellandschaft der Borders und machten uns auf der A7 weiter auf den Weg nach Süden. Noch einmal ging es bei bestem Wetter durch samtgrüne Hügelketten und fruchtbares Ackerland. Unser Übernachtungsziel war der "Old Blacksmith" in Gretna Green, den wir schon vor gut 3 Wochen besuchten. Als wir kurz vor 19:00 Uhr ankamen war schon tote Hose. Auf dem Parkplatz war ein "No overnight parking" Hinweis zu sehen, der so im WoMo-Führer nicht beschrieben war. Eine Nachfrage in einer der Gaststätten ergab, dass wir trotzdem stehen bleiben dürfen, jedoch die Schranken über Nacht versperrt und am nächsten Morgen erst wieder um 07:30 Uhr geöffnet würden. Eigentlich wollten wir morgen in aller Früh los, aber wir waren hungrig und hatten keine Lust mehr auf Autofahren und Stellplatzsuche. Deshalb entschlossen wir uns hier zubleiben. Der Campingplatz in London war ja reserviert.

Carola kochte ein leckeres Würstelgulasch, während sich die Kinder auf dem Spielplatz vergnügten. Danach beendete ein gemeinsames Spiel den Tag.


23.08.2005 - 28. Tag - 603 km

Fahrt nach London

Bereits um 06:30 schrillte der Wecker. Die Schranke war bereits offen. Folglich schickten wir uns mit dem Frühstück und schauten, dass wir vom Acker kamen. Von unserem heutigen Etappenziel London trennten uns immerhin 540 km Autobahn. Kurz vor 07:30 Uhr waren wir bereits auf der Piste. Das Wetter schaute auch passabel aus. Die Wolkenfront von gestern Abend war in der Nacht vorbeigezogen.

Kurz hinter Carlisle begann die A6, auf der wir gegen Süden düsten. Die 6-spurige Autobahn war gut ausgebaut und sorgte für eine problemlose Fahrt. Lediglich auf der Höhe von Lancaster gab es aufgrund einer Baustelle eine kurze Stauung. Die Fahrt durch den Lake District war ganz reizvoll. Ansonsten präsentierte sich die Landschaft eher eintönig. Im Großraum Birmingham gab es sehr viel Industrie und Gewerbe. Gegen Mittag und 350 km später waren der Tank und der Magen leer. An einer Raststätte wurde ersterer mit Diesel und letzterer mit Hähnchenteilen von KFC-Chicken gefüllt.

Wir kamen zügig voran und wären eigentlich zu früh am Campingplatz gewesen, weshalb wir beschlossen, noch einen Abstecher nach Windsor Castle zu machen. Hätten wir dies früher gewusst, hätten wir in Birmingham gleich die M40 anstatt der M1 nehmen können und uns den kleinen Umweg sparen können. Als wir um 15:00 Uhr in Windsor ankamen, gestaltete sich die Parkplatzsuche zunächst schwierig, da relativ viel los war. Als Tipp können wir empfehlen, gleich am Ortseingang den Hinweisen in Richtung Busparkplatz zu folgen (Gebühr 2 £). Daneben gibt es auch einige "große" Parkplätze, auf denen man auch übernachten könnte.

Auf der Höhe von Birmingham Windsor Castle
Auf der Höhe von Birmingham Windsor Castle

Der Ort selbst ist eine Ansammlung von Läden und Restaurants aller Art. Entsprechend groß war der Touristen-Rummel. An das Schloss kam man nur über einen saftigen Eintritt von 31,50 £ heran, worauf wir verzichteten. Wir spazierten nach Eton. An der Themse sorgten die warmen Sonnenstrahlen für eine farbenfrohe Stimmung. Das traditionsreiche College kostete noch einmal abschreckende 12,60 £ Eintritt. Auf dem Rückweg zum WoMo schlenderten wir noch zum "Großen Park" und erhaschten einen schönen Blick auf das Schloss.

An der Themse Eton College
An der Themse Eton College

Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Lee Valley Camping & Caravan Park. Auf dem orbital, der nahezu kreisförmigen Ringautobahn M25 um London herum, herrschte reger Berufsverkehr und wir brauchten für die gut 50 km eine knappe Stunde. Den Campingplatz fanden wir sogleich (Ausfahrt bei junction 25 und dann weiter auf der A1055). Er ist für einen Stadtplatz relativ klein, war aber schön angelegt und hatte hervorragende Sanitäranlagen (Kostenpunkt pro Nacht 17,25 £). Der angrenzende Leisure Center wurde gerade abgerissen und bot kein sehr ansprechendes Bild, was uns aber nicht sonderlich störte. Die freundliche und hilfsbereite Dame an der Rezeption erklärt uns, wie man am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die City kommt. Insbesondre weihte sie uns in die Geheimnisse des etwas undurchsichtigen Bus-Systems ein: Die verbilligten Tagestickets für Touristen gelten allerdings erst ab 09:30 Uhr.

Nachdem wir das WoMo angestöpselt hatten, war das übliche Prozedere angesagt: die Kinder zog es zum Spielplatz, Carola kochte Abendessen. Danach duschten alle Mann.


24.08.2005 - 29. Tag - 0 km

London

Da es gestern spät geworden war und die U-Bahn Tickets eh erst ab 09:30 Uhr galten, war heute morgen zunächst Ausschlafen angesagt und wir krochen erst gegen 07:30 Uhr aus den Betten. Leider passte die Wettervorhersage von gestern nicht ganz. Eigentlich sollte es im Süd-Osten heute noch schön bleiben, aber der Himmel war total bewölkt und es wehte ein ungemütlicher Wind. Kurz vor 09:00 Uhr holten wir uns an der Rezeption die U-Bahn Tickets (2x 3,40 £ + 2x 80p, genauso teuer wie Edinburgh). Die paar Minuten vor dem offiziellen Beginn der Gültigkeit riskierten wir.

Bis zur Bushaltestelle waren es nur wenige Schritte. Ein roter Doppeldeckerbus der Linie W8 brachte uns nach kurzer Fahrt durch eine eher triste Vorortgegend zum Bahnhof in Edmonton Green, von wo aus wir mit dem Zug bis zur Endstation in der Liverpool Street fuhren. Die gesamte Fahrt dauerte ca. 45 Minuten, was angesichts der Größe der Stadt an und für sich ganz passabel war. Anschließend war großer Stadtrundgang angesagt.

Zu Fuß ging es zum Leadenhall Market, einer schönen Ladenpassage im viktorianischen Stil. Unmittelbar dahinter konnten wir die futuristische Architektur des Lloyd Hauses bestaunen. Unser eigentliches Ziel war der Tower Hill. Leider fing es an zu regnen und wir mussten den K-Way herausholen. Die Besichtigung des Towers beschränkte sich wieder einmal auf die Außenanlagen, denn das Familien-Ticket kostete stolze 42 £. Felix war vom Anblick der Tower Bridge hellauf begeistert. In einem der Türme gab es ein kleines Museum, wo man auch zur Galerie hochsteigen konnte. Leider war auch hier der Eintritt übermäßig hoch. Da zusätzlich der immer stärker werdende Regen für eine relativ schlechte Sicht sorgte, schenkten wir uns die Ausstellung.

Tower Tower Bridge
Tower Tower Bridge

Mit dem Bus Nummer 15 fuhren wir zur St. Pauls Cathedral, die mit ihrer mächtigen Kuppel die westliche City beherrscht. Auch hier schreckte uns der hohe Eintritt von einer Innenbesichtigung ab, so dass wir relativ bald wieder mit dem Bus Nummer 15 in Richtung Trafalgar Square kutschierten, von wo aus wir entlang der Whitehall in Richtung Westminster marschierten. Bei den Horse Guards beobachteten wir eine kleine Wachablösung. Downing Street No. 10, das Wohnhaus von Premierminister Tony Blair, war nur von der Kreuzung aus zu sehen, denn ein massives Eisengitter verhinderte den weiteren Zugang.

Der absolute Höhepunkt von Westminster war natürlich das Parlament mit seinem berühmten Glockenturm "Big Ben" (genau genommen ist dies der Name einer Glocke im Turm). Wir umrundeten das Gebäude und versuchten trotz des strömenden Regens einige gute Fotos zu schießen. Leider wurde der Regen immer stärker und wir immer nässer. Zu allem Übel waren die Regenhosen im WoMo. Eine Führung kostete 22 £ (Familienkarte, in Deutsch 8 £ Aufpreis!). Wir schlugen zu und nutzten gleichzeitig die Gelegenheit etwas zu trocknen. Dank der sehr engagierten Führerin war die 75-minütige Führung recht informativ und ihr Geld absolut wert. Alle wesentlichen Räume waren zu sehen und wir bekamen zahlreiche Details und Anekdoten aus der englischen Geschichte erzählt.

Houses of Parliament Buckingham Palace
Houses of Parliament Buckingham Palace/td>

Zum Glück hatte der Regen nach der Führung aufgehört, wenn auch nur für kurze Zeit. Durch den St. James Park schlenderten wir zum Buckingham Palast und anschließend weiter zum reizvollen Jugendstilbahnhof Victoria Station. Eine kurze Pause bei McDonalds bot Gelegenheit, den kleinen Hunger zwischendurch zu stillen und unseren klammen Klamotten eine Pause zu gönnen. Anschließend fuhren wir mit der U-Bahn zum Kaufhaus Harrods's, wo wir uns die wirklich sehenswerten Essenshallen anschauten. Danach hätte sich noch ein kurzer Abstecher in den nahegelegenen Hyde Park angeboten, dafür war uns jedoch das Wetter zu nass. Als Alternative fuhren wir mit der U-Bahn zum Piccadilly Circus und ließen uns vom grellen Licht der Leuchtreklamen bezaubern.

China Town Piccadilly Circus
China Town Piccadilly Circus

Was wäre ein London Besuch ohne ein Essen beim Inder. Folglich machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Zuerst irrten wir etwas umher, schließlich wurden wir aber doch noch fündig. Das Essen war hervorragend und gar nicht so scharf, wie zunächst erwartet. Wir bezahlten 50 £, was auch daran lag, dass uns ein anstelle eines normalen Lager ein spezielles indisches Bier für 5,25 £ pro Flasche untergejubelt wurde. Egal, wir haben es genossen.

Frisch gestärkt schlenderten wir noch etwas durch Soho und genossen das bunte Treiben. Zum Glück hatte der Regen jetzt endlich aufgehört. Wie immer faszinierte uns das Chinesenviertel besonders. Schade, dass wir keinen Tag länger bleiben konnten. Aber für einen richtigen Stadturlaub sind die Kinder eh noch zu klein.

Kurz vor 21:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Als wir zurück waren fielen alle Mann hundemüde in die Betten.


25.08.2005 - 30. Tag - 169 km

Dover

Heute war erneut früh Aufstehen angesagt, denn wir mussten weiter Richtung Festland. Der Urlaub neigte sich definitiv dem Ende zu. Das Wetter schaute ganz gut aus, was uns angesichts des gestrigen Dauerregens schon etwas ärgerte. Aber was soll's, gegen die Willkür des Wetters ist nun eben mal kein Kraut gewachsen. Zügig frühstückten wir, packten unsere Sachen zusammen und ent- und versorgten das WoMo. Kurz nach 08:00 Uhr düsten wir ab.

Unsere Route führte uns zunächst zurück auf den "orbital" M25, auf dem wir Richtung Osten rollten. Die Autobahn war überraschend frei. Nur kurz vor der Brücke über die Themse (1 £ Maut) gab es etwas dichteren Verkehr. Nach der Brücke bogen wir auf die M20 ab und folgten ihr bis Dover.

Da wir die Fähre erst am späten Nachmittag gebucht hatten, nutzten wie die Gelegenheit, uns am Vormittag die weißen Klippen etwas näher anzuschauen. Wir parkten das WoMo auf dem Parkplatz auf den Klippen über dem Hafen (Gebühr 3 £). Man erreicht den Parkplatz, indem man im Ort Richtung Dover Castle fährt und dann der Straße weiter den Berg hoch folgt bis rechts ein Wegweiser auftaucht.

Themse Brücke Hafen von Dover
Themse Brücke Souvenirs

Ein Spaziergang an den Klippen entlang führte uns zum South Foreland Lighthouse. Unterwegs boten sich herrliche Ausblicke auf den Kanal mit seinem regen Schiffsverkehr. Die weißen Klippen waren nicht so gut zu sehen, da die Küste ziemlich gerade verlief und man nicht an den Fuß der Klippen hinunterstiegen konnte. Die Klippen von Møn waren schon beeindruckender. Erst kurz vor St. Margaret's-at-Cliffe konnte man einen Blick auf die Klippen erhaschen. Vielleicht wäre es besser gewesen, gleich dorthin zu fahren. Unten am Meer soll es sogar einen geeigneten Stellplatz geben.

South Foreland Lighthouse St. Margaret's-at-Cliffe
South Foreland Lighthouse St. Margaret's-at-Cliffe

Auf dem Rückweg erwischte uns ein kräftiger Schauer und wir wurden richtig nass, da wir leichtsinnigerweise den Regenschutz im WoMo gelassen hatten. Als wir zum Glück schon im WoMo saßen, steigerte sich das Ganze zu einem kleinen Unwetter mit Hagel. Wir hatten Probleme, die nassen Sachen im WoMo zum Trockenen aufzuhängen. Aufgrund des heftigen Regens konnten wir auch keinen Ersatz aus dem WoMo Bauch holen. Aber wir ließen uns dadurch die Stimmung nicht vermiesen und entschädigten uns mit einer feinen Brotzeit.

Anschließend fuhren wir zum Fährterminal, checkten bei den P&O Ferries ein und stellten uns in die Warteschlange. Zum Glück hörte der Schauer auf und wir konnten uns nach draußen wagen, um einige Fotos zu schießen. Da die Fähre etwas Verspätung hatte, begann das Boarding erst kurz vor 17:00 Uhr. Wir schauten sogleich auf das Deck der relativ kleinen Fähre und genossen den schönen Ausblick auf die weißen Klippen. Im Hintergrund sah man noch die Schauerwolke, die uns so durchnässte.

Weiße Klippen Überfahrt
Weiße Klippen Überfahrt

Aufgrund des starken Windes war das Meer etwas unruhig. Insbesondere im Inneren des Schiffes merkte man den Seegang deutlich. Wir verbrachten die meiste Zeit der Überfahrt auf dem Deck im hinteren Bereich des Schiffs. Die Entfernung zwischen Dover und Calais ist nicht allzu groß, aber die Fähren konnten nicht den direkten Weg nehmen, sondern fuhren ein Stück an der französischen Küste entlang, wohl um den regen Schiffsverkehr im Kanal nicht zu behindern. Bei der Einfahrt in den Hafen von Calais blockierten sich einige Fähren gegenseitig und wir mussten etwas warten. Vom Schiff aus entdeckten wir den Stellplatz von Calais, der unmittelbar neben der westlichen Peer an der Hafeneinfahrt liegt, und beschlossen gleich hier zu übernachten.

Sonnenuntergang - Calais Sonnenuntergang - Calais
Sonnenuntergang - Calais Sonnenuntergang - Calais

Die Fahrt zum Stellplatz um das Hafenbecken herum dauerte etwas und Werner musste sich erst wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen. Schließlich bekamen wir aber einen Platz in der ersten Reihe. Carola kochte Nudeln und Werner spazierte mit den Kindern zur Peer. Der Wind blies ordentlich und der Treibsand piekste etwas, aber der grandiose Sonnenuntergang entschädigte uns für den Unbill des Wetters. Diesmal waren wir rechtzeitig vor dem nächsten Schauer zurück im WoMo.


26.08.2005 - 31. Tag - 69 km

De Panne

Trotz stürmischem Wind und tendenziell eher unruhiger Hafengegend schliefen wir tief und fest. Erst der Wecker brachte gegen 07:30 Uhr Leben ins WoMo. Nachdem wir die Spuren der gestrigen Trocknungsaktion endgültig beseitigt hatten, war Frühstück angesagt. Da passierte das nächste Malheur. Plötzlich explodierte die Expresso-Maschine und versaute das WoMo mit einer Kaffeepulver Wasser Mischung. Erneut war erst einmal Putzen angesagt. Gegen 09:30 Uhr sind wir endlich losgekommen.

Vom Hafen aus fuhren wir auf die (mautfreie) A16 und folgten ihr in Richtung Dunkerque. Gleich hinter der belgischen Grenze verließen wir die Autobahn und steuerten den Stellplatz beim Naturschutzgebiet "De Westhoek" an. Dank der guten Beschreibung im WoMo-Führer fanden wir den schön ruhig gelegen Platz auf Anhieb.

Das Wetter war gut, allerdings wehte ein kräftiger Wind. Die Schauer von gestern hatten sich verzogen. Also stand einem ausgedehnten Strandspaziergang nichts im Wege, der uns in Richtung Zentrum von Le Panne führte. Es war relativ frisch und der Wind-Chill trug seines dazu bei, dass wir nicht ins Schwitzen kamen. Der Ort selbst bot ein eigentümliches Bild: Hinter dem weit über 100 m breiten Sandstrand kommt zunächst eine Promenade, dann eine architektonisch eher zweifelhafte Hochhauszeile gefolgt von der 4-spurigen Küstenstraße, auf der durchgehend eine Straßenbahn verkehrt.

tapfere Strandwanderer Skyline von Le Panne
tapfere Strandwanderer Skyline von Le Panne

An einer etwas windgeschützten Stelle setzten wir uns und die Kinder spielten im Sand. Danach schlenderten wir die Promenade entlang. Es gab viele Restaurants. Werner bekam Gelüste auf ein Seafood-Abendessen. Aber beim Anblick der Preisschilder verging uns der Appetit: unter 15€ pro Gericht war nichts zu haben. Wir holten uns in einer Frittenbude zwei große Portionen und marschierten weiter am Meer entlang. Es war nicht einfach ein Plätzchen zu finden, wo man sich hinsetzen konnte, ohne dass der Wind einem den Sand in die Augen trieb. Kurz nach dem Ortsende schlugen wir uns in die Dünen und dösten etwas. Nach einer Weile ging es am Wasser entlang zurück. Der Gegenwind blies kräftig, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß.

Stranddünen Naturpark
Stranddünen Naturpark "De Westhoek"

Zurück am WoMo stärkten wir uns etwas, holten den Lenkdrachen heraus und rückten wieder ab. Diesmal wählten wir den Weg durch die Dünen, der landschaftlich sehr schön durch den Naturpark De Westhoek führte. Wir fühlten uns stellenweise in die Sahara versetzt und genossen den Rundblick von den zahlreichen Aussichtspunkten. Der Park grenzt unmittelbar an die französische Grenze. Der fast 2-stündige Marsch durch den feinen Sand machte müde Füße. Für den Rückweg wählten wir den direkten Weg am Meer entlang. Unterwegs holten wir den Lenkdrachen heraus und ließen in steigen, ein Vergnügen für Groß und Klein. Zum ersten mal gelang es den Kindern den Drachen selbst zu halten. Als der Strand aufgrund der einsetzenden Flut immer schmäler wurde, machten wir uns endgültig auf den Rückweg zum WoMo.

Carola kochte Würstel-Gulasch mit Reis. Da wir morgen sehr früh los wollten, war für alle zeitig Bettruhe angesagt.


27.08.2005 - 32. Tag - 598 km

Rückfahrt

Der Wecker ging um 05:45 Uhr. Die Zeit war unchristlich früh, aber irgendwann mussten wir uns auf den Rückweg machen, denn heute standen immerhin ca. 600 km auf dem Programm. Draußen war es noch dunkel und man merkte deutlich die kürzeren Tage im Süden. Noch vor dem Frühstück fuhren wir ab.

Zunächst ging es auf der N8 nach Süden, dann weiter auf der Autobahn. Der Zickzack Kurs stellte höchste Anforderungen an den Navigator. In Luxemburg gibt es den billigsten Diesel in ganz Europa, weshalb wir versuchten mit möglichst leerem Tank dort anzukommen und zunächst nur das absolute Minimum von 20 l tankten. Kurz nach 08:30 Uhr war an einem Rastplatz Frühstückspause angesagt. Die Sonne lachte inzwischen. Allerdings waren die Picknickbänke noch nass, so dass wir doch im WoMo bleiben mussten. Anschließend tigerten wir weiter gen Süden auf den leeren belgischen Autobahnen.

Tropfsteinhöhle Tropfsteinhöhle
Tropfsteinhöhle Tropfsteinhöhle

Da wir zügig vorankamen, beschlossen wir noch einen Abstecher zu den weltberühmten Tropfsteinhöhlen von Han sur Lesse zu machen (Kostenpunkt für uns vier: 35€). Wir kamen gerade rechtzeitig zum 11:00 Uhr Zug, der uns nach kurzer romantischer Fahrt zum Eingang der Grotten brachte. Führungen gab es leider nur in Holländisch oder Französisch. Damit zumindest Carola etwas verstand, entschieden wir uns für letztere. Ein 3 km langer Fußweg führte durch zahlreiche kleinere und größere Höhlen mit unzähligen imponierenden Tropfsteinen. Ähnlich wie in der anderen berühmten europäischen Höhle in Postojna durchzieht ein unterirdischer Fluss das Höhlensystem. Am Schluss gab es eine eindrucksvolle audiovisuelle Show in der großen Höhle. Das letzte Stück fuhr man mit einem Boot wieder zurück ans Tageslicht. Fazit: absolut sehenswertes Ausflugsziel. Nach der 1,5-stündigen Führung stärkten wir uns mit Fritten und Hamburgern.

Tropfsteinhöhle Tropfsteinhöhle
Tropfsteinhöhle Tropfsteinhöhle;

Nachdem wir das WoMo am Stellplatz entsorgt hatten, ging die Fahrt weiter in Richtung Luxemburg, wo wir den billigsten Diesel des gesamten Urlaub tankten (0,92€/l). Vorbei an Saarbrücken und Pirmasens lenkten wir das WoMo weiter zu unserem letzten Etappenziel, dem schmucken Weindorf St. Martin an der Weinstraße, das wir gegen 18:15 Uhr erreichten. Wir stellten uns auf den unteren kostenlosen Platz. Per Handy holten wir uns eine Restaurant-Empfehlung bei Ingrid-Oma ein. Unsere Wahl fiel auf das Weingut Christmann, wo wir uns klassische deutsche Küche schmecken ließen.

Zur Verdauung schlenderten wir noch etwas durch den gefälligen Ort. Eine Straußenwirtschaft lud zur Einkehr ein und einige Gläser Wein machten uns endgültig beschwippst. Da der Wein wirklich sehr fein war, beschlossen wir, ein paar Kartons morgen früh mitzunehmen. Zurück am WoMo fielen wir entspannt nach einer Dusche in die Betten.


28.08.2005 - 33. Tag - 278 km

Rückfahrt

Heute am letzten Tag unserer Tour war Ausschlafen bis kurz vor 08:00 Uhr angesagt. Anschließend frühstückten wir gemütlich bei offenem Fenster.

Nachdem wir den gestern bestellen Wein bei der Straußenwirtschaft abgeholt hatten, stellten wir uns gegen 09:15 Uhr endgültig auf die Piste in Richtung Heimat. Es war ein herrlicher Spätsommertag und wir rollten entspannt dahin. Fast schon traditionsgemäß kehrten wir ein letztes mal beim McDonald's in Burgau ein und tankten auch.

Kurz nach 13:30 Uhr kamen wir wohlbehalten wieder zuhause an. Ein erlebnisreicher Urlaub ging zu Ende.

Nach einer kurzen Pause stand Ausräumen und Saubermachen auf der Tagesordnung. Schließlich mussten wir das WoMo bereits morgen Vormittag gesäubert in München zurückgeben.

29.08.2005 - 34. Tag - 68 km

Rückgabe WoMo

Kurz nach 10:00 Uhr war das WoMo leer und innen gereinigt. Ingrid-Opa kam und fuhr mit Werner zur DRM-Übergabestation nach München.

Die Rückgabe des WoMos klappte reibungslos. Allerdings hätten wir uns etwas mehr Kulanz bei der Schadensregulierung des Sprungs in der Windschutzscheibe gewünscht.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 08. August 2021 22:40